Valentin Stingl (22) aus Effelter spielt American Football. Jetzt möchte er auch andere Jungs für die ungewöhnliche Sportart begeistern. Am Samstag findet ein Probetraining statt.
Als Valentin Stingl aus Effelter begann, internationales Management in Hof zu studieren, saß neben ihm ein Student mit einem Sweatshirt, das Valentin Stingls Interesse weckte: Denn der Sweater trug die Aufschrift "Hof Jokers”. "Ich war gleich neugierig, weil ich nicht wusste, dass man hier in der Gegend American Football spielen kann", erzählt Valentin Stingl. Man kam ins Gespräch, tauschte sich aus.
Der Kommilitone nahm den Effelterer mit zum Probetraining - und seitdem hat Valentin Stingl eine neue Leidenschaft: American Football. "Ich hab's ein paar Mal probiert und war sofort total verliebt in den Sport", erzählt Stingl. Deshalb möchte er die in Deutschland sehr seltene Sportart auch in Kronach bekannt machen.
Jungs ab 15 gefragt "Wir haben beim PTSV Hof, zu dem auch die Hof Jokers gehören, einen Förderverein. Wenn jetzt viele Kronacher Interesse haben, könnte man bestimmt auch hier trainieren oder über einen Unkostenbeitrag für die Fahrten reden", ist Stingl überzeugt und hofft auf alle Jungs ab 15 Jahren, dass sie - wie auch er - schon immer mal American Football ausprobieren wollen.
"Was so toll ist am American Football ist, dass man viel mehr Teamarbeit braucht als bei anderem Fußball.
Jeder in der Mannschaft muss sich hundertprozentig auf die Mitspieler verlassen können", erklärt Stingl.
Man spielt mit einem ovalen Football - sportlich korrekt nennt er sich verlängertes Rotationsellipsoid. Elf Spieler versuchen den Ball in die gegnerische Endzone zu bringen oder ein sogenanntes "Field Goal" zu erzielen. "Generell geht es immer darum, Raum zu gewinnen", erklärt Stingl. Und zwar hat jede Mannschaft vier Versuche, um die zwölf zehn Yard großen Abschnitte zu erobern. Gelingt dies nicht, ist die gegnerische Mannschaft an der Reihe.
Eine Besonderheit beim American Football ist, dass jeder Verein zwei Mannschaften hat: eine Offense-Mannschaft, die durch Werfen oder Laufen versucht, Raum zu gewinnen - also die Angreifer. Die Defense-Mannschaft versucht dagegen, die Offense zu stören oder selbst in Ballbesitz zu kommen. Allerdings steht immer nur die Defense- oder Offense-Mannschaft eines Clubs auf dem Spielfeld.
Die Regeln in Kurzform Wenn die Offense nach vier Versuchen den Raumgewinn von zehn Yards nicht geschafft hat, wechselt das Angriffsrecht, erklärt Stingl in Kurzform die Regeln und muss gleich selbst dabei lachen. Denn eine Sache kann sich der Spieler selbst nicht erklären, warum man von Football spricht.
Denn mit dem Fuß wird der Ball, der auch nicht rund ist, eigentlich nicht bewegt.
Valentin selbst selbst spielt in der Defense - also in der Verteidigung und versucht sehr gerne, den Gegner zu "tackeln", also körperlich anzugreifen. "Erlaubt ist eigentlich alles, außer mit den Füßen voraus zu springen oder den Gegner mit der Faust zu schlagen", erklärt der Experte. Geglückt ist ein Tackle, wenn ein Körperteil des Gegners den Boden berührt. "Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn ein Riesen-Kerl zu Boden geht", erzählt Valentin Stingl, der eher eine normale Figur hat.
Auch ganz kleine Männer haben eine Chance. Denn bei American Football kommt es auch auf Schnelligkeit an. Valentin Stingl persönlich hat eine ganz eigene Trainingstechnik für zu Hause entwickelt. Denn um die schnellen Fußbewegungen zu trainieren und die schnellen Handbewegungen, rollt Valentin Stingl Heuballen durch die Gegend. "Man muss sehr kleine Schritte machen, damit man nicht aus dem Gleichgewicht geworfen werden kann - und es kommt auf schnelle Bewegungen an", geht in die Startposition, sprintet los und trippelt dann mit schlagenden Bewegungen den Heuballen vorwärts.
Wirkung auf die Mädels "American Football sieht auch gut aus", ist sich Valentin Stingl der Wirkung auf die Mädels, vor allem auf seine Freundin, natürlich voll bewusst. Denn American Footballer tragen einen Brustpanzer und dicke Schulterpolster aus Plastik.
Außerdem sind bei Spielen Kniepad, ein Tiefschutz, Beinpads und ein Steißschutz angelegt. Und über dem dicken Brustpanzer wird das T-Shirt gezogen. "Das kann ich aber nicht alleine, da muss immer jemand helfen", lacht Valentin Stingl. Denn das T-Shirt in der Farbe Violett sitzt an den Oberarmen ganz schön eng. "Leider haben wir momentan keine Cheerleader", bedauert Valentin Stingl.
Sieben Semester Studium Sein Studium dauert jedenfalls sieben Semester, derzeit ist Valentin Stingl im dritten. "Unser Problem bei der Mannschaft ist es, dass manchmal sieben oder acht Leute weg gehen, einfach, weil sie fertig mit dem Studium sind", sagt Stingl und hofft auf Nachwuchs.
"Vielleicht hat jemand durch das Probetraining ja auch die Chance frühzeitig anzufangen, ich hab eigentlich viel zu spät angefangen", bedauert Valentin Stingl. Derzeit spielen die Hof Jokers in der Landesliga. Es gibt aber auch noch die Bayernliga, die Regionalliga, die zweite Bundesliga und die erste Bundesliga.
"Meine Ausrüstung habe ich auch von einem Bundesligaspieler gekauft", berichtet Valentin Stingl - und zeigt den dicken Brustpanzer und den Helm mit Mundschutz. Und eigentlich würde er es auch gerne in die nächsthöhere Liga schaffen.
"Aber ich würde auch gerne mal in den USA bei einem NFL-Spiel oder beim Superbowl-Spiel zuschauen."
In diesem Jahr steht jedenfalls kein Spiel mehr auf dem Plan, aber das Training am Samstag, bei dem Valentin Stingl natürlich ebenfalls alles geben wird. Schon, um möglichst viele Kronacher für die seltene Sportart zu begeistern.
Am Sonntag, 14. Oktober, ab 17 Uhr findet auf dem Sportgelände in Höfles ein American Football-Probetraining statt. Schirmherr der Veranstaltung ist CSU-Kreisvorsitzender Jürgen Baumgärtner.