"Flexi-Jahr" soll Gymnasiasten entlasten
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Dienstag, 18. Juni 2013
Das bayerische Kultusministerium verstärkt zum neuen Schuljahr die Möglichkeit des individuellen Lernens. Die beiden Kronacher Gymnasien bereiten sich darauf vor.
Es ist heutzutage für Eltern in Bayern nicht leicht, den Durchblick zu bewahren, wenn über künftige Schulsysteme beziehungsweise Neuerungen debattiert wird. Da ist im Wahljahr bei der SPD von Gemeinschaftsschulen bis zur zehnten Klasse die Rede (siehe unten stehender Artikel). Und die Freien Wähler möchten ein Volksbegehren zum bayerischen Gymnasium initiieren. Inhaltlich geht es dabei um eine strukturelle Parallelführung von acht- und neunjährigem Gymnasium an einem Standort. Die Staatsregierung setzt dagegen auf eine individuelle Lernzeit, auf das Flexibilisierungsjahr (Flexijahr) an bayerischen Gymnasien.
Das bedeutet, dass ab dem Schuljahr 2013/14 künftig jeder Schüler der Mittelstufe (achte bis zehnte Jahrgangsstufe) nach einer pädagogischen Beratung wählen kann, ob er am Gymnasium acht oder neun Schuljahre in Anspruch nehmen will.
Aber wie soll das im Detail an den Kronacher Gymnasien aussehen? Das Flexijahr kann nur von den Schülern der Jahrgangsstufen acht bis zehn beantragt werden. Dabei gibt es zwei Varianten: Entweder durchläuft ein Schüler in der Variante 1 die gleiche, bereits bestandene Jahrgangsstufe (8, 9 oder 10) als Flexijahr nochmals, oder eine Jahrgangsstufe - dann aber nur die achte oder neunte - wird in einer zweiten Variante von vorne herein auf zwei Jahrgangsstufen ausgelegt. Die Anmeldung ist in beiden Fällen aber nur nach einer pädagogischen Beratung möglich. Das Flexijahr könnte im zweiten Fall so aussehen, dass sich ein Schüler mit Schwächen in Mathematik entscheidet, Teile des Lehrstoffes der neunten Klasse auf zwei Jahrgangsstufen auszudehnen. Dann lässt er im ersten Jahr beispielsweise Erdkunde weg und im zweiten Jahr Geschichten, um Zeit zu gewinnen und zusätzliche Mathe-Förderstunden besuchen zu können.
An Problemfächern arbeiten
Die beiden Schulleiter der Kronacher Gymnasien sehen im Flexijahr durchaus Vorteile, weil die Schüler pro Woche bis zu sechs Unterrichtsstunden in untergeordneten Fächern quasi streichen können. In diesen "Freistunden" arbeiten die Heranwachsenden dann ganz individuell an ihren Problemfächern. Dabei werden sie von Betreuungslehrern beraten, begleitet und mit Lern- und Übungsmaterial versorgt.
"Wir bekommen das hin", ist der Schulleiter des Frankenwald-Gymnasiums, Klaus Morsch, überzeugt, die anstehenden Herausforderungen meistern zu können. Überrascht sei er von der großen Resonanz für einen Informationsabend, der vergangene Woche stattgefunden hat. "Über 100 Eltern waren da, um sich über diese Neuerung aufklären zu lassen beziehungsweise um entsprechende Fragen zu stellen." Auch wurde mittlerweile ein Elternbrief verfasst und verteilt, der sich mit dem Thema beschäftigt. Intern sei man darüber hinaus in sämtlichen siebten bis zehnten Klassen gewesen, um die Schüler zu informieren. Und er habe gemerkt, das Thema findet Interesse. "Allein in den fünf zehnten Klassen haben sich 15 Schüler für das Flexibilisierungsjahr interessiert."
Vorbereitungen getroffen
Auch seine Schulleiter-Kollegin vom Kaspar-Zeuß-Gymnasium, Renate Leive, und ihr Team haben bereits Vorbereitungen für das Flexibilisierungsjahr getroffen. Die Eltern wurden per Elternbrief informiert. Zudem mussten am Telefon mittlerweile schon viele Fragen beantwortet werden.
Wie Renate Leive erklärt, sind zusätzliche Wochenstunden in Mathematik (2), Physik, Chemie, Latein und Deutsch (jeweils 1) eingeplant. Die Schulleiterin und ihr Stellvertreter Günther Helmreich glauben allerdings, dass diese Möglichkeit noch nicht sofort zum Tragen kommen wird. "Der überwiegende Teil wird am Schuljahresanfang den festen Vorsatz haben, ohne Flexijahr seine Schwachstellen abzubauen", glaubt Renate Leive.
Am KZG, so Leive, wird ein Koordinator und ein Lerncoach eingesetzt, der in Kontakt mit den Eltern bleibt. Wie sich das Ganze entwickeln wird, werde man erst nach einem Jahr sagen können.
Als gut empfinden sowohl Leive als auch Morsch, dass in diesem Flexibiliserungsjahr zusätzlich für sieben Stunden pro Woche Budgetmittel vergeben werden. Dadurch könne man individueller auf die Förderung von Schülern eingehen, sagte Morsch.