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Faust-Festspiele: Aus Ida wird bald Kronachs Julia


Autor: Marco Meißner

Kronach, Mittwoch, 18. Juni 2014

Die 17-Jährige Kronacherin Ida Engelhardt schlüpft bei den Faust-Festspielen in ihre erste, große Hauptrolle. Sie wird die Julia in Shakespeares großem Liebesdrama darstellen.
Kronachs Julia (Ida Engelhardt) geht ganz in ihrer Rolle auf. Als Romeo steht ihr im berühmten Shakespeare-Drama der Kölner Schauspieler Halil Yavuz zur Seite. Fotos: Marco Meißner


Zärtlich streicht Julia über die Wange ihres Geliebten. Ihre Blicke treffen sich, fesseln sich gleichermaßen mit ihrer Leidenschaft und Verzweiflung. Die beiden wissen noch nicht, was kommen wird. Sie ahnen nicht, dass ihre Liebe ein tragisches Ende finden wird. Für Ida Engelhardt und Halil Yavuz sollten die Tage bei "Romeo und Julia" auf der Festung Rosenberg jedoch glücklicher verlaufen. Davon ist Heidemarie Wellmann überzeugt. Ganz fest glaubt die Regisseurin unter anderem an ihre Kronacher Julia-Darstellerin, die mit 17 Jahren zum ersten Mal ganz vorne bei den Faust-Festspielen im Rampenlicht stehen wird.

Wie sind Sie, Frau Engelhardt, zu den Faust-Festspielen gekommen?
Ida Engelhardt: Angefangen habe ich 2005 als Statistin. Eine Klassenkameradin hat mich damals mitgenommen. Ich habe in "Der Barbier von Sevilla", "Faust I" und "Faust II" mitgemacht.

Damals war ich sieben, acht Jahre alt. Ich bin dann jedes Jahr wieder hergekommen. Ich habe die Stücke richtig gelebt und sie sogar im Garten nachgespielt. Der Sommer war für mich erst dann da, wenn Faust anfing. 2012 habe ich erstmals Text gesprochen.

Wie kam es dann so schnell zum Sprung in die Hauptrolle?
Heidemarie Wellmann: Wir brauchten eine Schauspielerin. Von außen jemanden zu nehmen - gerade für die Hauptrolle -, ist mit Komplikationen verbunden, zum Beispiel wegen der Unterbringung oder der Proben. Ida war mir schon länger aufgefallen. Sie ist immer da, immer verlässlich. Sie hat eine Ausstrahlung und eine Begabung, ich dachte mir, sie könnte das packen. In dem Stück soll zudem auch tänzerisch etwas passieren, und sie hat eine tänzerische Begabung. Nicht zuletzt sollte die Darstellerin hübsch aussehen.

Entdeckt man eine solche Begabung auf den ersten Blick oder kristallisiert sie sich mit der Zeit heraus?
Wellmann: Ich kenne Ida ja von klein auf. Somit war es ein Prozess über Jahre. Prinzipiell kann man dieses "Handwerk" erlernen. Aber eines kann man sich nicht erarbeiten, diese ganz spezielle Präsenz, die alle Blicke auf sich zieht. Das, was man Aura nennt. Das muss da sein - so wie bei Ida.

Wie schwer fällt der Schritt von der Neben- zur Hauptrolle?
Engelhardt: Spielen ist Spielen. Bei einer kleinen Rolle hänge ich mich genauso rein. Aber es ist vom Aufwand her natürlich schon etwas anderes. Und in zwei Wochen ist Premiere, ich kann fast nicht mehr schlafen. Es ist aber keine Last, sondern ich bin dankbar dafür, dass ich das machen darf.
Wellmann: Man muss dazu sagen, dass Ida ein Naturtalent ist und eine unglaubliche Fähigkeit zum Dazulernen hat. Das hat mich selbst verblüfft, obwohl ich schon immer an sie geglaubt habe.

Wie schwierig ist die "Herausforderung Shakespeare" für eine junge Schauspielerin?
Wellmann: Für eine 17-Jährige ist es nicht leicht, Liebesszenen zu spielen. Das ist auch für Erwachsene nicht einfach, weil man verkrampft - und dann noch Shakespeare ...!
Engelhardt: Ich habe schon Liebende gespielt, aber noch nicht wie jetzt. Während der Liebesszenen konzentriert man sich auf jede Bewegung, man sieht, ob man für die Zuschauer richtig steht und spielt die Rolle. Wenn die Aufführung vorüber ist, dann hat man zu seinem Bühnenpartner wieder genau das gleiche kameradschaftliche Verhältnis wie zuvor.

Gibt es eine Lieblingsrolle, die Sie einmal spielen möchten? Und wie schaut Ihre berufliche Zukunft aus?
Engelhardt: Eine Lieblingsrolle? Keine Ahnung! Mein beruflicher Weg soll aber, wenn möglich, in Richtung Schauspielerei führen.

Falls Frau Engelhardt Kronach einmal in Richtung der "großen" Bühnen verlassen sollte, sind dann noch weitere Talente hier, die die Lücke schließen können?
Wellmann: Es gibt immer jemanden, der auffällt. Und es ist schön, wenn man so jemanden findet, das ist ein beglückendes Gefühl.

Die Fragen stellte Marco Meißner