" Farbkleckse" in Festung Rosenberg entdeckt
Autor: Marco Meißner
Kronach, Mittwoch, 10. Sept. 2014
Stadtplaner Daniel Gerber und Restauratorin Petra Zenkel-Schirmer zeigten bei einer Sonderführung, dass das Kronacher Bollwerk nicht nur weiß, beige und braun war. In den Zeughäusern stießen sie auf einen bemerkenswerten Fund.
Wie Reste eines Wandtattoos wirken die Ornamente und Schriften im Innern des Zeughauses. Lila-blaue Muster, dunkle Streifen und beigefarbene Buchstaben sind zu sehen. Doch was sich auf der Festung offenbart, ist keine moderne Wandverzierung für die künftigen, neuen Museumsräume. "Wir haben hier eine Vielfalt an Befunden. Mit einem Blick können wir fünf Jahrhunderte zurückschauen", erklärt Restauratorin Petra Zenkel-Schirmer, dass diese Wandgestaltung etwas ganz Besonderes, etwas von historischem Wert ist. "Keiner hat damit gerechnet."
Geschätzte 300 Stunden Arbeit
Momentan befindet sich der Fund, der in etwa 300 Stunden mühseliger Kleinarbeit mit dem Skalpell freigelegt wurde, hinter verschlossenen Türen. Diese öffneten sich jedoch im Rahmen der Kronacher Denkmalwochen für kurze Zeit einem interessierten Publikum.
Wie in der Herberge, die von Herbergsvater Hubert Backer gezeigt wurde, kehren auch in die Zeughäuser ungewohnte Farbtöne ein. So werden Rot und Weiß in den modern gestalteten Toiletten im zweiten Obergeschoss der Zeughäuser bunte Farbkleckse setzen. Ein paar Meter weiter ist ein großer Veranstaltungssaal geplant. "Er ist für 200 plus x Personen gedacht", stellte Gerber fest. Wie in den bereits sanierten Räumen im Zeughaus schon zu erkennen ist, wird das Fachwerk und Deckengebälk dort bald grau sein.
Braun ist nicht authentisch
"Warum wird das Holz nicht wieder braun gestrichen?", wunderte sich ein Teilnehmer. Petra Zenkel-Schirmer konnte den Mann aber beruhigen. Beim Farbwechsel wird die Festung nicht "entweiht", sondern vielmehr in die historische Wirklichkeit zurückversetzt. "Die Burgenromantik wurde früher so verstanden, dass braun verwendet wurde", informierte sie. Doch diese Farbe habe erst zum Wechsel 19./20. Jahrhundert Einzug in die Gemäuer des Bollwerks gehalten.
Braun ist momentan auch noch die Tür unter den Wandverzierungen, die sich in mehrere Schichten aus verschiedenen Epochen überlappen. Dass alle Schichten an dieser Stelle dauerhaft erkennbar bleiben, hofft die Restauratorin sehr. "Es wäre ein Traum, es so zu lassen und später mit einer Stellwand zu erläutern." Diese Farbigkeit und die Wucht der Ornamente sei für Restauratoren an einer solchen Stelle etwas ganz Außergewöhnliches.