Evi Näher aus Schmölz hat eine eigene Seifenmanufaktur
Autor: Sonny Adam
Schmölz, Donnerstag, 12. Dezember 2013
Evi Näher aus Schmölz hat sich im Untergeschoss ihres Hauses ein eigenes kleines Reich eingerichtet: In ihrer Werkstatt stellt sie selbst Seife her. Ein kompliziertes Unterfangen.
Wenn man Evi Näher nach ihrem Beruf fragt, sagt sie: Seife machen. Denn was als Experiment begann, ist für sie längst zur Leidenschaft und Profession geworden.
"Ich weiß noch genau, wie alles anfing. Mein Mann und mein Sohn waren im Urlaub, ich war allein. Und dann habe ich bei einer Freundin gesehen, dass man selber Seife machen kann", erzählt Evi Näher. Und schon nach dem ersten Versuch, aus Ölen und Fetten wohlriechende Seifen herzustellen, hat sie das Seifenfieber gepackt. "Ja, Seife zu machen, das ist gefährlich. Mich hat der Seifenvirus ergriffen", sagt Evi Näher lachend und gibt offen zu, dass sie dem Seifenvirus schon seit 2009 verfallen ist. Denn inzwischen hat sie eine eigene kleine Seifenmanufaktur.
Jedes Rezept ist angemeldet
Alle zwei Wochen produziert sie ihre Seifen und Badezusätze. Streng nach EU-Richtlinien.
Ausgangspunkt für ihre Seifen sind verschiedene Fette und Öle. Dann werden aus Flüssigkeiten wie Bier, Milch, Kokosmilch oder auch Tees aus destilliertem Wasser Laugen gemacht. Für die eigentliche Verseifung ist Natriumhydroxid verantwortlich. Die Lauge wird dann vorsichtig ins warme Öl gegossen. Dann setzt sofort die chemische Reaktion ein. "Ich nehme zum Rühren immer einen Pürierstab", sagt Evi Näher.
In Formen gefüllt
"Nach fünf bis zehn Minuten wird die Seife dann in die Formen gefüllt", erklärt Evi Näher. "Ich verwende Kuchenformen, Muffinsformen oder andere Förmchen. Alles, was schön aussieht", sagt Evi Näher und zeigt schon fertige Seifen. Die Klassiker sind natürlich Seifen, die in Scheiben geschnitten sind und ausschauen wie ein Stück Kuchen. Doch Evi Näher bereitet auch Naturseifen in Muffinsformen oder Seifen mit Motiv zu. Und für besonders gute Freunde fertigt sie auch schon mal einen ganzen Seifenkuchen.
Wenn die Seifen entstehen, wird Hitze frei. "Die Formen müssen siebzig bis achtzig Grad aushalten, denn so warm wird es bei der Seifenherstellung. Aber das ist kein Problem, denn ich verwende ja Backformen aus Silikon", erklärt Evi Näher. Sie hat ihre ganz persönlichen Seifen-Favoriten: Seife ohne Duft. "Im Duft sind auch die Allergene", erklärt Evi Näher. Sogar zum Haare waschen hat sie eine eigene Seife im Programm: mit Brennnessel.
Derzeit ist Hochkonjunktur
Viele Seifen werden mit Joghurt, Quark oder Kokosmilch angereichert. Manchmal fügt Evi Näher Kräuter hinzu. Und die Naturfarben oder Marmorierungen entstehen, indem medizinische Kohle, rosa Tonerde oder braune Heilerde untergemischt werden.
Seife mit Ringelblumen und Karotten sehen sehr orange aus. "Ich habe auch vegane Seifen. Die mache ich beispielsweise mit Kokosmilch mit Banane", erklärt Evi Näher. "Seife zu machen, ist wirklich eine Sucht. Und ich mache alles selbst - auch die Etiketten und die Verpackungen", erklärt Näher.
Derzeit hat Evi Näher auf Märkten Hochkonjunktur. "Aber es gibt eigentlich keine Saison für Seifen", sagt Evi Näher. Denn Seifen werden während des ganzen Jahrs gekauft - im Winter und vor Weihnachten genauso wie im Sommer.
Und die Seifen, die zu Weihnachten auf den Gabentisch kommen sollen, sind ohnehin schon vor Monaten hergestellt worden. "Seifen müssen reifen. Mindestens zwei Monate", erklärt Evi Näher. Aber am schönsten werden Seifen, wenn sie ein halbes Jahr alt sind. "Dann fühlen sie sich schön an. Allerdings werden sie ein bisschen leichter", erklärt die Expertin. Der Unterschied ihrer selbst gemachten Seifen im Vergleich zu mancher Industrieseife liegt übrigens auf der Hand. Denn die selbst gemachten Seifen entfetten die Haut nicht so sehr. "Aber dafür sind selbst gemachte Seifen nicht unbegrenzt haltbar. Denn natürlich können die unverseiften Öle ranzig werden", erklärt Evi Näher.
Die Geschichte der Seife
Evi Näher ist so fasziniert von der Seifenmanufaktur, dass sie sich auch mit der Geschichte befasst hat. Schon die alten Assyrer kannten Seife und die ersten Zeugnisse, dass die Menschen Seife verwendeten, finden sich auf Tontafeln in Keilschrift.