"Europa" grüßt beim Metzger Höring die Kundschaft

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Zehnmal Europa auf dem Stier. Rudi Höring ist stolz auf seine Prachtstücke. Foto: Marco Meißner
Zehnmal Europa auf dem Stier. Rudi Höring ist stolz auf seine Prachtstücke. Foto: Marco Meißner
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Rudi Höring sammelt leidenschaftlich ein Motiv aus der griechischen Sagenwelt: Europa auf dem Stier. Als eine "besondere Wahlwerbung" zeigt er nun seine wertvollen Stücke hinter der Ladentheke.

Lasziv liegt die junge Frau auf einem Stier. Ihre schimmernde, weiße Haut ist edel und zerbrechlich. Sie ist ein Blickfang. Und sie ist es nicht alleine. Neun "Geschwister" aus Porzellan stehen um sie herum in zwei Regalen. Ihr Besitzer ist Rudi Höring. Der Kronacher Metzger sammelt seit Jahren dieses ganz spezielle Motiv. Es zeigt das Mädchen Europa, das vom griechischen Göttervater Zeuß - verwandelt in einen Stier - entführt wird. Dieser mythischen Gestalt verdankt unser Kontinent seinen Namen.

Angesichts der bevorstehenden und von vielen wenig beachteten Europawahl hat sich Rudi Höring nun entschlossen, die Porzellanfiguren als besondere Wahlwerbung bei seinen Kunden einzusetzen.
Und die zehn Skulpturen, die in seinem Geschäft zu sehen sind, sind nicht nur Schmuckstücke, sondern auch wertvoll.

"Die Geschichte vom Raub der Europa hat mir gefallen", erklärt Höring die Anfänge seiner ungewöhnlichen Sammelleidenschaft. Etwa seit der Grenzöffnung hat ihn dass Sammelfieber richtig gepackt. Seine Porzellanfiguren hat er bei Streifzügen durch ganz Deutschland entdeckt. Sie kommen aus Berlin, Dresden oder Düsseldorf.

Fabrik existiert schon lange nicht mehr

"Die teuersten Stücke sind aus Fraureuth", erklärt Höring. Das sei in der Umgebung von Zwickau. Von dort stammt die prächtige Europa, die einen blauen Umhang über ihren Hüften liegen hat. Höring zeigt zum oberen Regal, wo sie ganz rechts steht. Dann wandert sein Finger nach links unten. Dort ist die gleiche Figur zu sehen, allerdings mit einem roten Tuch. "Das sind Geschwister", sagt er mit einem Schmunzeln und weist auf die gleiche Herkunftsstätte der beiden Figuren hin. "Die Fabrik, aus der sie stammen, ist in den 1920er Jahren aber eingegangen", ergänzt Höring. Die weiße Pracht, die im Laden auf den Regalen steht, hat nicht nur optisch, sondern auch finanziell einen beachtlichen Wert. "Ich habe schon gesehen, dass solche Figuren in Auktionshäusern für 3500 Euro über den Tisch gegangen sind", stellt der Besitzer fest. Die Europa sei also schon eine kleine Wertanlage.

Normalerweise verlässt die junge Dame auch nicht das Haus des Metzgers. Dort stehen die Figuren verteilt und entfalten ihre Pracht an besonderen Plätzen. "Wenn man sie wohin stellt, wo sie Raum haben ...", gerät Höring ins Schwärmen über ihre Wirkung. Nun dürfen es sich die Schönheiten und ihre behörnten Begleiter aber erstmal einige Zeit im Geschäft bequem machen - und dort den einen oder anderen Kunden dazu animieren, vielleicht doch den Wahlzettel am 25. Mai in die Urne zu werfen.