Die Firma Dr. Schneider stellt in Neuses ein neues Projekt vor. Allein heuer wurden in dem Werk in Neuses zwölf Millionen Fensterrahmen hergestellt.
Mehr als 2800 Mitarbeiter weltweit zählt die Dr.-Schneider-Unternehmensgruppe. Neben dem großen Standort in Neuses unterhält das Unternehmen auch Werke in Tschirn und Judenbach sowie in Brasilien, China, Polen, in der Slowakei, in Spanien und in den USA. Ein Netz von verschiedenen Vertriebsbüros rundet die Präsenz ab.
"Manche behaupten, dass einige Mitarbeiter, wenn sie die langen Nummern aus dem Ausland sehen, lieber mal gar nicht ans Telefon gehen", kennt Geschäftsführer Klaus Fricke nach zwei Jahren Präsenz in Neuses die Vorbehalte mancher Mitarbeiter, wenn es darum geht, in Fremdsprachen zu kommunizieren. Um in Zukunft auch in Neuses die globale Bedeutung des Unternehmens herauszustellen sowie sie bei den Mitarbeitern zu verinnerlichen, wird ab nächstem Jahr jeden Freitag in Neuses in Englisch gesprochen. "Wir müssen einfach üben.
Man muss die Scheu verlieren, in einer fremden Sprache zu kommunizieren, auch wenn man sein Gegenüber nicht sieht", sagt Fricke.
"Erst einmal wollen wir den ,English Friday‘ nur einmal im Monat machen, aber das kann sich steigern", wünscht sich Fricke und muss selbst ein bisschen schmunzeln. Denn ab nächstem Jahr werden Geschäftstelefonate und Gespräche über das Wochenende gleichsam in Englisch erledigt.
"Das setzt garantiert ein ungeheueres Potenzial frei", glaubt der Geschäftsführer. Als Zulieferbetrieb und Entwicklungspartner für namhafte Automobilhersteller wie Audi, BMW, Ford, Jaguar/Land Rover, Lamborghini oder Mercedes sind die globalen Märkte für Dr. Schneider wichtiger denn je. Die europäische Krise beeinflusste das Wachstum der weltweiten Produktion so stark, dass dieses auf 6,4 Prozent in diesem Jahr und auf 4,7 Prozent im nächsten Jahr korrigiert wurde, sagt Fricke.
Für die Unternehmensgruppe indes wird ein weiteres Plus erwartet.
Vorsprung erarbeitet Durch anspruchsvolle Produktionsverfahren hat sich Dr. Schneider einen wesentlichen Vorsprung im Markt erarbeitet. Dazu tragen eine eigene Entwicklungsabteilung, der eigene Werkzeugbau, ein moderner Maschinenpark für aufwendigen Mehrkomponenten-Spritzguss, innovative Montageverfahren sowie ein Kompetenzzentrum für hochwertige Oberflächenveredelungen bei.
Doch ein Punkt, der dem Geschäftsführer Kopfzerbrechen bereitet, sind die Energiekosten. So wurde das Werk in Neuses mit einem eigenen Blockheizkraftwerk ausgestattet. Es erzeugt 400 Kilowatt thermische und 350 Kilowatt elektrische Leistung - damit wird das Unternehmen ein Stück unabhängiger von steigenden Energiepreisen. "Allein das Werk in Neuses verbraucht so viel Strom wie 6400 Mehrfamilienhaushalte", erklärt Fricke.
Unumwunden gibt er zu, dass er die Vorteile der Energiewende noch nicht klar erkennen könne, und frotzelt beim Pressegespräch, dass die Unternehmensgruppe sicherlich die Windenergie, die nicht hatte eingespeist werden können, weil sie keiner wollte, abgenommen hätte. Gerne umsonst. Eine langfristige Unternehmensplanung sei wegen der schwankenden Energiepolitik schwierig, so Fricke. Immerhin seien keine steigenden Rohstoffkosten zu erwarten. Im Gegenteil: Durch langfristigen Einkauf könne man sogar ziemlich gut mit den Preisen kalkulieren.
Enorme Stückzahl Allein in diesem Jahr wurden bei Dr. Schneider in Neuses zwölf Millionen Fensterrahmen hergestellt. Tendenz weiter steigend. "Die Krise in der Automobilbranche ist überwunden", zeigte sich Klaus Fricke zuversichtlich.
Doch das liege vor allem daran, dass das Unternehmen verstärkt auf Innovationen und Weiterentwicklung setze.
Dr. Schneider möchte sich nicht mehr nur als Zulieferer von Einzelteilen verstehen, sondern auch als Mitentwickler, als Konzeptioner. Man möchte den Autobauern Impulse geben, Verbesserungsvorschläge ausarbeiten und Lösungen sowie Kompetenzen anbieten. Dr. Schneider sorge für das gewisse "Wohlfühlmoment" im Auto, das etwas Besonderes ist. "Wir können - wären wir in der Baubranche - das ganze Haus schlüsselfertig erstellen. Das ist Kompetenz aus einer Hand. Und die wird immer wichtiger", sagt Fricke. Möglicherweise komme in der Zukunft das komplette Cockpit von Dr. Schneider, doch damit übernehme man auch Verantwortung und müsse die Forschung in andere Bereiche ausdehnen.
"Diese Innovationen wiederum fordern die Entwicklungsabteilung", betont Klaus Fricke im Gespräch.
140 Menschen arbeiten an der Innovation von Dr. Schneider.
"Wir liefern Add-ons, die die Konkurrenz nicht kann", bringt der Geschäftsführer die Kompetenz des neues Zulieferbetriebes auf den Punkt. "Wir tun dies vielleicht, weil wir die Marge nicht so sexy finden. Aber wir gewinnen dadurch natürlich auch an Attraktivität", bringt Fricke sein neues Strategiepapier an die Öffentlichkeit - gemeinsam mit Chefentwickler Thorsten Förtsch, mit dem Leiter der deutschen Werke Wolfgang Beer und mit dem Marketing und Vertriebsleiter Parag Shah.
Auf dem chinesischen Markt sieht Fricke ein enormes Entwicklungspotenzial. Bei den Mitarbeitern setze man deshalb auf intensive Weiterbildung und auf Auslandsaufenthalte.