Bandleader Marco Plitzner trug mit seinem Blue Moon Orchestra im Kreiskulturraum in Kronach ein Episodical über die Big Bands vor. Außerdem hatte er auch noch Geburtstag. Das Publikum sang dem Band-Chef ein Ständchen.
Ein Episodical in vier Szenen hat Bandleader Marco Plitzner seinem Kronacher Publikum versprochen. Doch was ist das genau? Mit viel Musik und charmanter Unterhaltung wollte Marco Plitzner den Aufstieg, das "goldene Zeitalter der Big Bands" und schließlich ihren Niedergang darstellen, im historischen Kontext, ohne Langeweile. Eine Unmöglichkeit - nein.
Bei seiner Premiere, ausgerechnet am eigenen Geburtstag, versetzte Bandleader Marco Plitzner die Kronacher Fans in das New York der 30er Jahre. Langsam begannen damals die Bands zu swingen. Es erklang der "Bugle Call Rag" und "Southrampert Street Parade". Marco Plitzner (Klarinette und Saxofon) und Jürgen Sprenger (Trompete) gaben erste Kostproben einzigartiger Soli. Und die Fans waren bei Melodien wie "Splanky" oder "Darktown Strutters Ball" verzaubert.
Kameras explodieren Dann kamen Oli alias Lothar Beyerlorzer und Stan alias Matthias Schortmann des Wegs. Die beiden sahen aus wie die Originale Dick und Doof und mimten zwei Musiker, die dringend Arbeit suchten. Doch sie hatten die Swingbewegung verpasst - und so landeten sie beim Blue Moon Orchestra, nur eben nicht als Musiker, sondern als Techniker. Und technisch konnte man Oli und Stan nichts vormachen. Denn sie sorgten immer für den gewissen Reiz und setzten den Szenen die Krone auf. Da explodierten Kameras oder sie schütteten den Damen Eiswürfel in die Kleider. Wenn's richtig romantisch wurde, hielten die beiden Ulk-Stars aus der schwarz-weißen Fernsehzeit feuerrote Herzen hoch oder sorgten sonst irgend wie für Lacher.
Bei einem Rundgang durch die berühmten Clubs, die allesamt im Bühnenbild dargestellt waren, erklangen die bekanntesten Melodien von Duke Ellington, Tommy Dorsey oder Les Brown.
Eine samtweiche Stimme In den "goldenen Zeiten" kamen Benny Godmann und Glenn Miller zu Wort. Und auch längst vergessene Bandleader wie Bob Crosby, Glenn Gray oder Guy Lombardo haben zum Glanz der Big Bands so einiges beigetragen. Bei "Sentimental Journey", dem Paradestück von Doris Day, trat erstmals Sängerin Sandra Härtel in Erscheindung. Sie sang mit samtweicher Stimme. Zum Dahinschmelzen.
Dann war das Zeitalter der Sängerinnen und Sänger angebrochen.
Sandra Härtel bekam durch Franz Langer, der den Stil der "goldenen Zeiten" verinnerlicht hat und Frank Sinatra und all die großen Stars mit unverkennbarem Optimismus nachmachen konnte, und durch Evelin Majour, einer überaus charmanten und immer flirtbereiten Sängerin, Konkurrenz. Schon bei "Twists of love", keimten kleine Eifersüchteleien zwischen den beiden Damen auf. Gemeinsam mit Franz Langer interpretierte Evelin Langer das legendäre Lied "Something stupid". Zu viel, für Sängerin Nummer 1. "This lady is a tramp", schwärzte sie die flirtbereite Evelin an. Und Franz Langer kam zum Schluss: "She's like an iceberg". Die Liebe führte natürlich zu so mancher Verwirrung. Doch am Ende war klar: "The ice is melting" - Happy End.
Die Unbeschwertheit der Musik Nein, natürlich nicht, zumindest nicht für die Big Bands.
Denn langsam kamen Rundfunk und Schallplatte auf. Es gab einen Aufnahmestreik, weil die Anstalten viel lieber Schallplatten spielten als Live-Sendungen für teueres Geld zu produzieren.
Der Krieg machte die Unbeschwertheit der Musik zunichte. Hits wie "The White Cliffs of Dover" sehnten sich nach Frieden. Und Lili Marleen war einer der größten Erfolge aller Zeiten. Noch während des Kriegs wurde er täglich um 19 Uhr in den Militärsendern gespielt. Ob bei "Minnie the Moocher" oder "Fever", immer hatten Sänger die tragenden Rollen. Und als der Krieg vorbei war, waren auch die Big Bands vergessen.
"Aber es gibt noch eine Big Band", sorgte Marco Plitzner für einen nachdenklichen Schluss.
Und vielleicht muss diese Band nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein - und die Musik wird wiederentdeckt.
Die Kronacher jedenfalls haben die Soli von Jürgen Sprenger und Bandleader Marco Plitzner, von Uli Böhm und Daniel Herich (Posaune) zu schätzen gewusst und die Big Band Musik längst wiederentdeckt. Und am Ende gab es noch ein Ständchen für den Bandleader - von seinen Fans.