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Ein Traum geht für die Küpser in Erfüllung


Autor: Sonny Adam

Küps, Sonntag, 14. April 2013

Das Probenheim Küps nimmt Gestalt an. Am Wochenende wurde ein Zeitkapsel im Boden eingelassen - mit Erinnerungen für die Nachwelt. Es ist eine lange Geschichte, bis die Arbeiten beginnen können.
Fotos: Sonja Adam


Es ist ein feierlicher Moment: Das symphonische Blasorchester Küps steht inmitten der Baustelle und stellt sein Können unter Beweis. Baustahlgewebe und Bauutensilien stehen herum, ein Kran ragt weit über die Baustelle hinaus.

Unterdessen lassen Landrat Oswald Marr (SPD) und Bürgermeister Herbert Schneider (parteilos) zusammen mit der Dritten Bürgermeisterin und Ehrenvorsitzenden Helga Mück (FW) die kupferfarbene Zeitkapsel in eine Röhre im Untergrund gleiten. Musikschulleiter Holger Pohl und der Vorsitzende des Symphonischen Blasorchesters, Michael Scheler, machen sich bereit, die Röhre zu verfüllen. Denn kein Wasser darf eindringen.

In der Zeitkapsel soll die Entstehungsgeschichte des Küpser Probenheimes in aller Kürze erläutert werden. Aktuelle Münzen und die Tageszeitungen vom Wochenende sind in der Zeitkapsel, ebenso wie ein Foto, das alle Mitglieder des Orchesters zeigt - und deren Namen.

"Wir haben eine Festschrift aus dem Jahr 2010 beigelegt", erklärte Musikschulleiter Holger Pohl. Und auch eine Abschrift der Gemeinderatsbeschlüsse ist dabei sowie die Förderbescheide von der Regierung von Oberfranken, von der Oberfrankenstiftung und vom Kultusministerium, die letztlich die Entstehung des mehr als 350 000 Euro teueren Probenheims ermöglichen sollen. "Wir haben auch Erinnerungsfotos von Günter Pohl und Otto Mühlherr in die Zeitkapsel", erklärte Pohl. Denn die beiden Küpser Persönlichkeiten haben sich bereits sehr verdient um die Planungen und um die Vorbereitungen gemacht, auch wenn sie eine Realisierung nicht mehr miterleben konnten.

Eine lange Geschichte

Tatsächlich hat das Küpser Probenheim schon eine lange Geschichte. Denn seit mehr als 20 Jahren wartete das Orchester auf den Bau. Schon 1984 suchte das Jugendorchester Küps nach einer Bleibe. Damals erkor man die Schule dazu als Probenort aus. "Heute befinden sich in den Räumen die Funktionsräume der Mittagsbetreuung, der Mensa sowie der offenen Ganztagsbetreuung", blickte Holger Pohl zurück.

Immer wieder wurden die Musiker umquartiert. Sogar im Hallenbad wurde geprobt. "Da nicht nur der Zulauf in der Musikschule immer mehr wuchs, sondern auch die Jugendarbeit in der ersten Bläsergruppe, wuchs das Orchester stetig an. In Spitzenzeiten drückten sich 60 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren im Klassenzimmer M 108 herum", blickte Pohl zurück.

Die Musiker wechselten das Klassenzimmer und schmiedeten Pläne, ein eigenes Probenheim zu bauen. Und bereits 1994 sammelte man beim Musikfest zum zehnjährigen Bestehen des Orchesters Spenden. Mehr als 80 Gruppen waren am Festsonntag mit von der Partie, die Spider Murphy Gang kam - aber die Küpser nahmen das Spektakel nicht an. Nur mit Hilfe der Marktgemeinde gelang es überhaupt, mit einer roten Null aus dem Fest herauszukommen.

Den Festsaal eingeweiht

Immerhin wurde 1994/95 der Festsaal eingeweiht, der bis heute ein Schmuckstück ist. Trotzdem war der Traum vom Probenheim noch nicht beerdigt. Markus Höfner machte Mitte der 90er einen ersten Plan - genau auf dem heutigen Bauplatz, der einstigen Kugelstoßanlage.

Doch seitens der Sportler und Verfechter des Schulsports regte sich Widerstand. Der Plan wurde verworfen.
Dann wollte man das Probenheim hinter der Festhalle bauen - in einem Blumenbeet, das fast 100 Quadratmeter groß war. Aber auch dieser Vorstoß war nicht von Erfolg gekrönt, egal, wie der Plan modifiziert wurde. Und dabei war das Orchester inzwischen auf mehr als 70 Mitglieder angewachsen. Es begann die Ära der Notlösungen: Das gesamte Equipment wurde in das Foyer der Schule transportiert, um überhaupt proben zu können.

Die Pläne beerdigt

Dann begannen die Bauarbeiten an der Schule - und damit waren die Pläne wieder beerdigt. Am Wunsch-Standort entstanden die Hackschnitzelbunker. Dann erkrankte der Motor des Orchesters, Günter Pohl. "Zu diesem Zeitpunkt war das Probenheim schlagartig nebensächlich geworden", blickte Holger Pohl zurück. Doch die Söhne und Thomas Pohl setzten die Arbeit des Vaters fort - mit spektakulären Auslandsreisen und Erfolgen. Und am Zweiten Weihnachtsfeiertag 2003 nahm man das Probenheim wieder ins Visier: Otto Mühlherr und Peter Heinz erkoren die Kugelstoßanlage als Standort aus. Und der dritte Plan des Probenheims - der jetzige - nahm Gestalt an. Mit dem 25-jährigen Bestehen des Jugendorchesters und dem Bundesmusikfest 2010 wurde die finanzielle Grundlage für den Neubau geschaffen. Fördermöglicheiten taten sich auf.

Untergrund nicht tragfähig

Zwar macht der Neubau in der Anfangsphase bereits wieder Furore, weil der Untergrund - was nicht vorhersehbar war - nicht tragfähig war. 177 Kubikmeter Beton mussten verfülllt werden, erklärte Peter Heinz von der Baufirma Mühlherr. Das wird sicherlich die Kosten um mehr als 20 000 Euro mehren. Dennoch sind Verantwortliche und Musiker zuversichtlich, dass auch diese Hürde genommen werden kann - notfalls müsse eben an anderer Stelle eingespart werden.

Deckung der Mehrkosten

Landrat Oswald Marr versprach, sich für eine Deckung der Mehrkosten seitens der Zuschussgeber einzusetzen. Bei der Versenkung der Zeitkapsel jedenfalls tat dies der Stimmung keinen Abbruch. Die Musiker feierten - denn endlich scheint der Traum vom eigenen Probenheim wirklich Realität zu werden.