Die Weihnachtswichtel arbeiten bei der Post

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Wenn die Pakete am Rollband verteilt werden, nimmt sich jeder das, was in seinen Bereich fällt: Hektik ist angesagt. Fotos: Sonja Adam
Wenn die Pakete am Rollband verteilt werden, nimmt sich jeder das, was in seinen Bereich fällt: Hektik ist angesagt.  Fotos: Sonja Adam
"Ich habe heute extrem wenig. Das ist schon fast verwunderlich", sagt Stefan Sünkel lachend und lädt rund 60 Päckchen und Pakete in seine gelbes Postauto sowie unzählige Briefe, auch Weihnachtskarten. Er ist ein so genannter Verstärker in Küps und nimmt während der Weihnachtshektik den Kollegen einen Teil der Arbeit ab.
"Ich habe heute extrem wenig. Das ist schon fast verwunderlich", sagt Stefan Sünkel lachend und lädt rund 60 Päckchen und Pakete in seine gelbes Postauto sowie unzählige Briefe, auch Weihnachtskarten. Er ist ein so genannter Verstärker in Küps und nimmt während der Weihnachtshektik den Kollegen einen Teil der Arbeit ab.
 
Die Pakete kommen schon vom Paketzentrum vorsortiert, müssen dann noch auf die verschiedenen Zustellbereiche weiter sortiert werden.
Die Pakete kommen schon vom Paketzentrum vorsortiert, müssen dann noch auf die verschiedenen Zustellbereiche weiter sortiert werden.
 
Pakete mit dem Prime-Aufkleber von amazon sind besonders eilig: Die Kunden zahlen einmalig im Jahr 29 Euro - und bekommen dann ohne Mindestbestellwert, Gratis-Lieferung am Tag nach dem Auftrag. "Wir erreichen die Quote bei 97,5 Prozent, manchmal sogar bei 98 Prozent", zieht der Qualitätsmanager Bilanz. Fotos: Sonja Adam
Pakete mit dem Prime-Aufkleber von amazon sind besonders eilig: Die Kunden zahlen einmalig im Jahr 29 Euro - und bekommen dann ohne Mindestbestellwert, Gratis-Lieferung am Tag nach dem Auftrag. "Wir erreichen die Quote bei 97,5 Prozent, manchmal sogar bei 98 Prozent", zieht der Qualitätsmanager Bilanz. Fotos: Sonja Adam
 
Die Pakete kommen schon vom Paketzentrum vorsortiert, müssen dann noch auf die verschiedenen Zustellbereiche weiter sortiert werden.
Die Pakete kommen schon vom Paketzentrum vorsortiert, müssen dann noch auf die verschiedenen Zustellbereiche weiter sortiert werden.
 
Die Pakete kommen schon vom Paketzentrum vorsortiert, müssen dann noch auf die verschiedenen Zustellbereiche weiter sortiert werden.
Die Pakete kommen schon vom Paketzentrum vorsortiert, müssen dann noch auf die verschiedenen Zustellbereiche weiter sortiert werden.
 
Im Stundentakt kommen die großen gelben Laster vom Paketzentrum aus Neumarkt - und bringen immer neue Päckchen. Die meisten tragen die Aufschrift Amazon oder Zalando, aber einige Pakete sind auch hübsch verpackt.
Im Stundentakt kommen die großen gelben Laster vom Paketzentrum aus Neumarkt - und bringen immer neue Päckchen. Die meisten tragen die Aufschrift Amazon oder Zalando, aber einige Pakete sind auch hübsch verpackt.
 
Manfred Pauli ist seit 40 Jahren bei der Post. Er organisiert den gesamten Zustellbetrieb und koordiniert insgesamt 40 Leute.
Manfred Pauli ist seit 40 Jahren bei der Post. Er organisiert den gesamten Zustellbetrieb und koordiniert insgesamt 40 Leute.
 
Manfred Pauli hat mit seinem Team schon zum dritten Mal den Zustellpreis geholt: Ein Ansporn.
Manfred Pauli hat mit seinem Team schon zum dritten Mal den Zustellpreis geholt: Ein Ansporn.
 
Einmal pro Woche schaut Qualitätssicherungs-Manager Wolfgang Beyer in Kronach nach dem Rechten und überprüft, ob die Sendungen auch wirklich fristgemäß zugestellt werden. Auch er selbst verschenkt Weihnachten Dinge, die noch mit der Post kommen sollen.
Einmal pro Woche schaut Qualitätssicherungs-Manager Wolfgang Beyer in Kronach nach dem Rechten und überprüft, ob die Sendungen auch wirklich fristgemäß zugestellt werden. Auch er selbst verschenkt Weihnachten Dinge, die noch mit der Post kommen sollen.
 
 

Das Gros der Geschenke, die unter den Kronacher Weihnachtsbäumen liegen, kommt offenbar von Amazon und Zalando. Zumindest könnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man den Mitarbeitern der Post über die Schulter schaut.

Geschenke machen Spaß. Und Geschenke, die von weit her in einem Paket geschickt werden, sind meist besonders interessant und spannend. Denn sie sind exotisch oder ausgefallen, oder eben auch nur von einem lieben Menschen, der in der Ferne lebt.

Für die Postboten und Paketzusteller ist die so genannte "ruhige" Zeit vor Weihnachten allerdings vor allem eins: stressig. "Bei uns geht der Stress schon Ende November los. Dann steigen die Zahlen der Pakete", verrät Manfred Pauli (55) und lässt sich von den durcheinander rufenden Zustellern, die allesamt mit ihren Paketen, Briefen und Päckchen in der Zustellzentrale in der Industriestraße in Kronach durcheinander wuseln, nicht aus der Ruhe bringen.

40 Jahre im Dienst

Pauli ist seit 40 Jahren im Dienst der Deutschen Post. Er kennt die betriebsame Hektik. Drei Zustellteamleiter sind den anderen Zustellern übergeordnet. Er selbst ist einer davon. "Wir fangen um sechs Uhr früh an", erklärt Pauli. Dann werden erst einmal Briefe, Karten, Zeitungen und andere Kleinigkeiten sortiert. 40 Leute sind in der Kronacher Zustellbasis zugange und ordnen die Sendungen, sodass sie ganz leicht verteilt werden können. Zwischendurch schnappen sich die Zusteller je ein Leberkäsbrötchen. Zur Stärkung. Und nebenbei geht's weiter. Denn jede Minute zählt.

Gegen halb acht Uhr kreuzen dann die großen gelben Lastwagen auf. Sie bringen Pakete en masse. Die Pakete werden mit dem Stapler und mit großen Wagen durch die Gänge geschoben. Erst einmal in den Eingangsbereich der Anlieferungsstelle, wo Nummerncodes von der Decke hängen. Diese Codes geben die Zustellgebiete an. Und dann wird feiner sortiert. Die Zusteller stehen mit ihren Paketwagen Schlangen um ein Rollband. Schnelligkeit ist angesagt. "Das ist meins, das ist meins", schreit einer. Und schon packt er das Paket und heimst es ein.
Die Zusteller kennen jede der Straßen in ihrem Bereich. Das Sortieren geht fast automatisch.

Der Versandhandel nahm zu

Um halb neun Uhr kommt wieder ein Auto aus Neumarkt. Manchmal, wenn es schneit oder wenn der Verkehr es nicht zulässt, dann ist die zweite Fuhre auch später dran. Und weitere Pakete kommen aus Nohra und Kitzingen nach Kronach - je nachdem, wo der Absender sitzt. "Der Versandhandel hat enorm zugenommen. Heuer ist richtig was los", sagt Pauli und lässt sich von der allgemeinen Hektik nicht anstecken. Denn jeden Morgen geht es betriebsam zu. Das ist normal.

Und während die Paketzusteller die Pakete in die großen gelben Lkw zur Verteilung verladen, mischt sich Wolfgang Beyer (39) unter sie. Beyer schaut Leuten wie Markus Baier-Lipp auf die Finger. Doch davon lässt sich der Paketexperte nicht aus der Fasson bringen. "Ich kann 16 Bezirke", zeigt sich Baier-Lipp als Multitalent. Und das bedeutet: Er kennt die Straßen, die Routen und kann in 16 Bezirken eingesetzt werden. Für die Weihnachtszeit ist er damit natürlich ein Segen. Einige riesige Pakete sortiert Baier-Lipp aus. Sie werden erst später in den Wagen verfrachtet, weil sie so sperrig sind.

Besonderheit in Franken

Wolfgang Beyer, der sich all das anschaut, bestätigt, dass alles seinen geregelten Gang geht. Die Sache mit den sperrigen Paketen ist eine Besonderheit in Franken, bestätigt er. Beyer indes ist für die Qualitätssicherung verantwortlich und direkt bei der Niederlassung der Post beschäftigt. Er kontrolliert, dass alles glatt geht. Die Laufzeiten müssen stimmen. Die Pakete müssen sorgfältig behandelt werden und natürlich beschädigungsfrei an den Empfänger verfrachtet werden. Manchmal wirft Beyer einen Blick in die Lkw. Sind die Pakete auch säuberlich verladen und in die Fächer sortiert? Er ist nicht nur für Kronach und Umgebung zuständig, sondern auch für Lichtenfels, Burgkunstadt, Staffelstein, Breitengüßbach.

Mit den Worten "Da ist ein Prime-Paket" fischt sich der QS-Manager ein Amazon-Paket aus der Flut der Sendungen. "Prime-Kunden zahlen im Jahr 29 Euro und bekommen garantiert die Lieferung am nächsten Tag. Es gibt keinen Mindestbestellwert und Ähnliches", erklärt Beyer das Konzept. Es ist ein Service für die Besteller, den Amazon mit der Post ausgearbeitet hat. Für die Zusteller bedeutet die "Heute bestellt, morgen gebracht"-Mentalität natürlich noch mehr Stress. Doch es muss ständig Neuerungen geben. Schon nach den ersten Monaten ist klar: Die Post bringt's. Mehr als 97,5 Prozent der Prime-Pakete erreichen tatsächlich am nächsten Tag den Empfänger.

"Manchmal haben wir sogar schon Quoten, die über 98 Prozent liegen. Das ist gut", findet Beyer. "Na, neuerdings liefern wir ja sogar den kompletten Speiseplan", rutscht es Manfred Pauli heraus. Er spielt auf ein Pilotprojekt an, das die Post derzeit in den Ballungszentren erprobt. Mit großen Lebensmittelhändlern probiert die Post aus, zwischen 18 und 20 Uhr bzw. zwischen 20 und 22 Uhr Lebensmittel, die vorher bestellt worden sind, just in time zu liefern. "Aber das ist sicher nur für die großen Städte ein Konzept. Denn man braucht ja pro Stunde mindestens 34 Kunden", erklärt Beyer und ist selbst schon gespannt, ob sich das Pilotprojekt durchsetzt. Eine praktische Sache für berufstätige Menschen jedenfalls sei die Frei-Haus-Lieferung. Doch das ist alles Zukunftsmusik, zurück zum vorweihnachtlichen Alltag.

Die Hektik dauert länger

In diesem Jahr dauert die Weihnachtshektik noch ein bisschen länger als sonst. Die Post liefert sogar am Sonntag, 23. Dezember, noch Pakete aus. Und auch am 24. Dezember bis nachmittags um 15 Uhr wird gearbeitet. Denn schließlich sollen auch die letzten Weihnachtspakete noch vor dem Fest geliefert werden.

Unterdessen kurvt Stefan Eber mit seinem Stapler durch die Gegend und holt wieder neue Pakete aus den Lkw. Es scheint, als ob die Sortierphase nie aufhört. "Die Leute verschicken alles - sogar Blumen", zeigt unterdessen Manfred Pauli auf ein Paket, in dem Luftlöcher sind und in dem eindeutig ein Blumengebinde ist. Manche Pakete sind weihnachtlich verpackt. Aber das sind wenige. Das Gros trägt die Aufschriften der großen Versandunternehmen: Amazon, Zalando, Buttinette.

Die Zusteller indes nehmen die Vielzahl der Pakete gar nicht wahr. Sie haben längst aufgehört, sich Gedanken zu machen, was sich wohl im Inneren befinden könnte. Sie packen einfach ihre Sachen und versuchen, so schnell wir möglich wieder von der Zustellbasis weg zu kommen. "Wir haben ganz feste Zeitfenster. Die Kunden wissen, um wie viel Uhr wir kommen. Es geht nicht, dass man mal um halb neun Uhr und am nächsten Tag um zwölf Uhr kommt", erklärt Pauli.

Er merkt sich die Tour

Der erste, der sein Zustellfahrzeug fertig hat, ist an diesem Tag Stefan Sünkel, ein so genannter Verstärker. "Ich nehme den Kollegen Teile ihres Pensums ab", erklärt Stefan Sünkel. "Ich habe heute auch wirklich wenige Pakete", sagt er. Gerade mal 60 Pakete hat er in sein Auto geladen - die werden in Küps verteilt. Doch woher weiß der Fahrer eigentlich, wo er halten muss? "Ich merke mir die Adressen. Das ist doch gar nicht schwer. Wenn es unter 100 Pakete sind, ist das sowieso leicht, wenn es mehr werden, muss man sich konzentrieren", erklärt Sünkel und düst los.

Auch Briefe und Karten hat er dabei. Die Post steht griffbereit neben ihm auf dem Beifahrersitz. Stefan Sünkel ist ein Zusteller mit Leib und Seele. Denn die meisten Menschen freuen sich, wenn die Post kommt. "Gestern erst habe ich eine schöne Überraschung bekommen", erzählt er und berichtet von einer Frau, die ihm eine Tüte mit selbst gebackenen Plätzchen und gebastelten Sachen geschenkt hat. Die Geschenke für die flotten Weihnachtswichtel der Post nehmen zwar tendenziell ab, sind sich alle Zusteller einig. Doch es gibt noch immer nette Leute, die eine Flasche Wein oder eine andere Kleinigkeit für die Zusteller übrig haben.

Und nicht alle Zusteller sind mit dem Auto unterwegs. In Kronach sind einige Zusteller mit gelben Fahrrädern zugange. Die haben allerdings mit den Paketen nichts zu tun. Die sind nur für die normale Post zuständig und die Pakete werden dann von speziellen Paketautos in der Stadt Kronach ausgefahren. Übrigens auch privat greifen die Postbediensteten gerne auf die Dienste ihrer Kollegen zurück. "Ich habe meiner Frau ein iPad bestellt. Das muss in den nächsten Tagen mit der Post kommen", wartet auch QS-Manager Wolfgang Beyer noch auf ein sehr wichtiges Weihnachtsgeschenk und freut sich schon, wenn der Zusteller seines Vertrauens bei ihm klingelt.