Immer mehr Menschen nutzen das Angebot, eine kostengünstige Mahlzeit zu bekommen. In der Weihnachtszeit kommen lukullische "Besonderheiten" auf den Tisch. Die Leiterin der Suppenküche, Andrea Harm, erzählt, warum es für ihre Einrichtung immer schwieriger wird.
Von montags bis freitags werden in der Suppenküche in Kronach Menschen verköstigt, denen es nicht so gut geht. Doch es geht nicht nur darum, die Menschen zu ernähren, betont die Projektleiterin Andrea Harm, sondern es geht auch darum, ihnen ein bisschen Esskultur und Esserlebnis zu vermitteln.
Besonders in der Weihnachtszeit. So war es für Andrea Harm eine Selbstverständlichkeit, dass am 6. Dezember kleine Nikoläuschen für die "Kunden" auf den Tischen standen, dass die Tische geschmückt sind und dass es bei der großen Weihnachtsfeier am 20. Dezember etwas Besonderes gibt. "Ich lege viel Wert darauf, dass alles hübsch dekoriert ist und hübsch angerichtet ist", sagt Harm.
Und genau das wissen die guten Geister im Hintergrund. Ein Mal pro Woche hilft Ursula Gottmann aus. "Das mache ich schon seit vier Jahren. Denn ich koche einfach gerne", sagt Gottmann. Sie bekommt Schützenhilfe von den Hauptamtlichen wie Irina Dielmann und Marion Bauer. Die beiden Frauen sind als Bürgerarbeiterinnen oder als 1,50 Euro-Jobberinnen an die Suppenküche vermittelt worden und sie haben richtig Spaß an der Arbeit. "Ich schnipple gerne", erklärt Marion Bauer und befreit unterdessen wie am Fließband Karotten von der Schale. Irina Dielmann führt dann die Karotten in eine Art "Spitzer" ein und lässt so lange Schlangen entstehen. Und die drapiert sie dann auf den Tellern in Rosenform.
Es gibt etwas Besonderes "Heute gibt es etwas Besonderes", verrät unterdessen Ursula Gottmann, rollt 37 Klöße und füllt kleine geröstete Semmel-Bröckelchen hinein. Denn das gehört zu Klößen nun mal dazu. Das Menü besteht aus Kürbiscremesuppe mit Ingwer und Kokosmilch. Dann wird Rollbraten mit Rosenkohl und handgerollten Klößen aufgetischt. Und als Dessert steht Orangencreme auf dem Programm.
Die "Kunden" der Suppenküche bekommen das ganze Essen für 50 Cent - gegen Vorlage des Berechtigungsscheins. Auch an "normalen" Tagen gibt es Dinge, die wirklich lecker sind. Jeden Tag steht ein komplettes Menü auf dem Speiseplan: Grießklöschensuppe, Pfannkuchen süß und pikant und als Nachtisch Schokopudding oder Lauchcremesuppe, Gulasch mit Reis und anschließend Joghurt. "Wir achten auch darauf, dass es viel Gemüse gibt", so Harm. So gibt es beispielsweise auch mal Gemüsesuppe oder Zwiebelsuppe mit Bratheringen und Kartoffeln und Obst oder Quark als Nachspeise. Und alle, die hinterher noch Lust haben, treffen sich im Café "Sorgenfrei" im Obergeschoss. Dort hat Projektleiterin Andrea Harm schon Käsekuchen und Stollen bereitgestellt.
Ein eingeschworenes Team "Wir haben in der Suppenküche drei Bürgerarbeiterinnen und zwei 1,50-Euro-Kräfte sowie eine Ehrenamtliche. Sonst könnten wir das Ganze gar nicht schaffen", berichtet Andrea Harm und ist froh, wie gut das eingeschworene Team funktioniert. "Eigentlich kommen immer mehr. Früher kamen so zwölf bis 20 Leute in die Suppenküche, jetzt kommen regelmäßig 25", erklärt Andrea Harm. Vor allem Leute, die Hartz IV beziehen und die unter das STgB II fallen und Grundsicherung bekommen, gehören zum Klientel der Suppenküche. Manche kommen auch nur an den Donnerstagen. Denn da gibt es immer die Besonderheiten - und vor allem Fleisch. "Aber wir haben auch Leute mit geringem Einkommen, die einfach froh sind, dass es uns gibt. Es kommen ältere, bei denen die Rente nicht reicht, aber auch Mütter mit Kindern", sagt Harm.
Und jeder bringt sein ganz persönliches Schicksal mit. "Wir wollen aber nicht nur mit der Suppenküche für Essen sorgen, wir wollen den Menschen auch zeigen, dass es hier schön ist, dass sie ernst genommen werden und dass sie Hilfe bekommen können", erklärt Harm. Und die Hilfe ist breit gefächert. Sie reicht von Beratungen bis zu Hilfen für Alleinerziehende oder für Kranke. So wird im Café "Sorgenfrei" regelmäßig Blutdruck gemessen - einfach so. Und man kommt mit anderen ins Gespräch. "Viele sind ganz unverschuldet in die Lage gekommen. Wir wollen keine Almosen so geben, wir wollen, dass die Leute eine schöne Zeit haben und sich gut fühlen. Wir wollen die Leute nicht einfach abspeisen, sondern wir wollen ihnen etwas bieten", sagt Harm. Für Weihnachten hat sie als besondere Überraschung sogar für jeden Lauensteiner Pralinen. "Wir wollen ihnen was richtig Gutes eben. Nicht irgend was Billiges", sagt Harm. "Die Zeiten haben sich einfach geändert. Viele können die Anforderungen nicht mehr erfüllen. Der Druck ist zu groß", kennt Harm viele Geschichten. Sorgen macht sich die Projektleiterin aber, da sie einen leichten Rückgang der Spendenbereitschaft feststellt. "Wir müssen natürlich schauen, dass wir mit unseren Geldern auskommen", so Harm.
Die Suppenküche hat vom 21. Dezember bis 6. Januar allerdings geschlossen. "Wir können das nicht anders regeln. Aber ich bin überzeugt, dass die Leute über die Runden kommen", sagt Harm. Und im neuen Jahr ist die Suppenküche wieder da mit neuen Ideen und mit dem gewohnt leckeren Essen.