Die Kunst mit dem Leinensack

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Kunst hat etwas mit Individualität zu tun. Das wurde bei der Debattierrunde deutlich. Im Bild von links: Ingo Cesaro, Erhard Flechsig, Robert Reiter, Gerda Flechsig und Christian Geyer. Foto: Veronika Schadeck
Kunst hat etwas mit Individualität zu tun. Das wurde bei der Debattierrunde deutlich. Im Bild von links: Ingo Cesaro, Erhard Flechsig, Robert Reiter, Gerda Flechsig und Christian Geyer. Foto: Veronika Schadeck
Oeter und Christine Witton lassen sich von Robert Reiter Kunstkataloge zeigen. Foto: Veronika Schadeck
Oeter und Christine Witton lassen sich von Robert Reiter Kunstkataloge zeigen. Foto: Veronika Schadeck
 
Reiter gibt einen Einblick in seine Arbeit. Foto: Veronika Schadeck
Reiter gibt einen Einblick in seine Arbeit.  Foto: Veronika Schadeck
 

Die Schau "Landschaften von Franken bis Andalusien, alles gemalt" von Robert Reiter löst Fragen aus.

Dass Kunst nichts Definierbares, sondern mit Individualität des Betrachters verbunden ist, wurde am Donnerstag bei der Ausstellung von Robert Reiter im Service-Center des Finanzamtes deutlich. Auf den ersten Blick sind die "Landschaften von Franken bis Andalusien, alles gemalt", eine typische Ausstellung. Erst im Rahmen einer Debattierrunde wird deutlich, dass die gemalten Kunstwerke Eindrücke und Geschichten vermitteln können.
Jeden Besucher wurde eine Aufgabe gestellt, nämlich sich ein Bild auszusuchen und die daraus gewonnen Eindrücke den anderen mitzuteilen. Die Ergebnisse waren faszinierend. Denn wer denkt daran, dass ein bemalter Leinensack bei einem Betrachter Erinnerungen und Fragen auslöst. Dass dieser Stoff einige Jahre hinter sich hat, stand für Christian Geyer und Erhard Flechsig außer Frage.
"Das sieht man an den aufgenähten Flecken".
Gerätselt wurde, ob einst darin Kartoffel, Kohlen oder Getreide abgepackt wurden. Überzeugt waren die beiden Kunstexperten, dass anhand sichtbarer Löcher Mäuse daran geknabbert haben müssen.
Bei dem Kronacher Künstler Ingo Cesaro, der die Ausstellung und auch die "Debattenrunde" initiiert hat, wurden gar Erinnerungen wach. Er dachte an seine Kindheit, als er beim Anblick von Säcken an Kartoffeln dachte und hoffte, dass eine für ihn abfiel.

Von Wärme bis Kälte

Interessant war auch, dass ein Bild bei dem einen Betrachter Wärme, Zuversicht und Glücksgefühle auslösten, während das gleiche Porträt beim anderen Kunstliebhaber eher mit Kälte und Gleichgültigkeit verbunden war. Insgesamt erzählen die Bilder von Robert Reiter vom Leben und Landschaften in Franken und von alten Kulturlandschaften Europas. Mit Melancholie dokumentiert der 82-Jährige Maler und Grafiker den Wandel.
Bei genauer Betrachtung der Bilder wird deutlich, dass Reiter auch bei der Wahl des Materials und der Technik eigene Wege geht. Nie geht es ihm um ein bloßes Abbild. Reiter sucht vielmehr nach dem Charakteristischen seines Motivs. Gekonnt verbindet er Farben und Material. Reiter freute sich über die lebhaft geäußerten Eindrücke. Er freute sich zudem sehr, dass ein langjähriger Weggefährte, nämlich Karl-Heinz Funk, ihn mit einem farbigen Katalog seiner Werke überraschte. Und letztendlich gestand er: "Es erfordert Mut, auf so einem Sack zu malen!"

Reiter-Schau

Die Ausstellung "Landschaften von Franken bis Andalusien, alles gemalt", von Robert Reiter läuft noch bis im 23. Februar im Servicecenter des Finanzamtes Kronach.