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Die ART-Kronach findet zum 30. Mal statt


Autor: Sonny Adam

Kronach, Freitag, 14. Dezember 2012

Die ART-Kronach öffnet heute um 14 Uhr in der Kühnlenzpassage ihre Pforten. Sie findet zum 30. Mal statt. Die Palette reicht von Bildern über Skulpturen bis zu Gedichten.
Die Landschaftsimpression fast ganz in Schwarz hat feine Nuancen anderer Farben und ist keine Fälschung, aber eigentlich kopiert Helmut Schäl lieber Bilder, denn seine eigenen Bilder sind zu düster und tiefsinnig.


Gleich am Eingang in der Kühnlenzpassage stellt Professor Horst Böhm aus. "Der 72-Jährige ist der heimliche Star der Ausstellung", kommentiert Ingo Cesaro, Initiator der Kunstmesse der besonderen Art, die großformatigen Bilder des Künstlers.

Horst Böhm erzählt mit seinen Bildern Geschichten. Und zwar Geschichten, die historisch korrekt und begründet sind - und die viel Sachverstand verlangen. So stellt er Lucas Cranach dar. Mit skizzierten Strichen. Unter dem Arm trägt er eine Muse. Cranach sei von Kronach aufgebrochen - im Hintergrund ist tatsächlich auf dem Kunstwerk die Festung dargestellt mit einer rot-weißen Frankenflagge - und habe die Enge der Stadt verlassen. "Dass er seine Muse unter den Arm hat, ist ein Hinweis darauf, dass Cranach mit Schablonen gemalt hat.

In seiner späteren Schaffensperiode hat er Schüler die Vorarbeiten wie Grundierungen und ähnliches machen lassen und hat nur noch künstlerische Akzente gesetzt", erklärt Horst Böhm.


Verlobung auf Sylt

Ein anderes Bild, in ähnlichem Stil, nennt er Verlobung auf Sylt. Es zeigt klar und deutlich eine Frau, dahingegossen am Strand. Den Rest soll sich der Betrachter selbst zusammenreimen. "Ich habe immer eine Nabelschnur, an der ich mich orientiere. Aber ich bin technisch frei. Manchmal skizziere ich nur, manchmal brauche ich Feinheiten", charakterisiert Böhm selbst seine Kunst und gibt offen zu, dass er mit zunehmendem Alter immer freier wird. Er müsse sich nicht mehr technisch unter Beweis stellen, er mache nur noch die Kür. Und diese Kür ist in jedem seiner Werke zu sehen. Da gibt es figürliche Darstellungen und Abstraktes. Und beides geht eine Liaison von ungeheuerer Intensität ein.

Eine ganz andere Kunstrichtung dagegen vertritt Helmut Schäl (71). Er selbst nennt sich den "Fälscher von Kronach" und lacht dabei. Denn tatsächlich fälscht Schäl alle großen Künstler - sein Repertoire reicht von Heinrich Campendonk bis hin zu René Magritte.


"Ich fälsche alles"

"Ich fälsche alles, das ist besser als meine eigenen Bilder zu malen. Denn die will keiner", sagt Schäl. Und das hat auch seinen Grund. Denn Schäl hat elf Jahre lang als Streetworker gearbeitet und er kennt die menschlichen Abgründe, das Leid, die Qualen, Depressionen und Suizidgedanken. "Die Welt besteht doch nur aus Scheiß", sagt Schäl. Und deshalb will er seine eigenen düsteren Überlegungen der Öffentlichkeit gar nicht zumuten. Allerdings legt Helmut Schäl großen Wert darauf, dass er Kunst ganz legal fälscht. Denn er schreibt natürlich auf jedes seiner Bilder "Kopie" offenkundig drauf. Manchmal lässt Schäl Holzschnitte farbig werden, die eigentlich Schwarz-weiß waren. "Ich fälsche eigentlich nur Bilder, die ich immer schon gerne haben wollte", erzählt der Künstler.

Bei der ART-Kronach in der Kühnlenzpassage - die Kunstmesse findet in diesem Jahr schon zum 30. Mal statt - gibt es aber nicht nur Malereien aller Art zu sehen, sondern auch Grafiken und bildhauerische Arbeiten, Bücher, Lyrisches und sogar Schmuck.


Von weither angereist

Von ganz weit angereist ist Cristian Ianza (54). Denn er kommt aus Petrosani in Rumänien, hat aber schon seit vielen Jahren einen Zweitwohnsitz in Kronach. Und in Zukunft wird Cristian Ianza noch öfters im Fränkischen sein. Denn soeben hat er ein Haus in Kleinvichtach gekauft. "Ich möchte Kunst- und Kulturaustausch machen", erklärt der Bildhauer.

Der Initiator der Kunstausstellung, Ingo Cesaro, frotzelt mit dem Bildhauer, dass seine Kunst ein bisschen sentimentaler als andere Kunst sei. Eben typisch osteuropäisch. "Aber das ist eben so. Das muss so sein und so bleiben. Wir Deutschen machen kältere Kunst, intellektuellere Arbeiten, aber der Unterschied ist der Reiz", gibt Cesaro gerne zu.

Auch Ingo Cesaro hat bei der ART-Kronach wieder einige Kuriositäten zu bieten. Geschenke für Menschen, die schon alles haben: Lyrische Mausefallen mit Gedichten in Haiku-Form oder bedruckte Taschentücher mit Gedichten zum Beispiel, zeigt er sein Repertoire. Und wie die Mausefallen funktionieren, kann Ingo Cesaro auch erklären: "Die Mäuse lesen die unsäglich schlechten Gedichte, werden bewusstlos. Man kann sie mit einer Schaufel zum Nachbarn rübertragen. Dort wachen sie dann auf und erholen sich wieder - aber nach ein paar Stunden kommen sie zurück und wollen auch die restlichen Gedichte lesen", sagt Ingo Cesaro und fügt noch hinzu, dass das natürlich nur bei Mäusen, die lesen können, funktioniert.


Öffnungszeiten Freitag 14 Uhr bis 20 Uhr, Samstag 12 bis 20 Uhr, Sonntag 12 bis 18 Uhr.

Künstler Es stellen aus: Heinrich und Tobias Schreiber, Walter Busch, Guido Häfner, Horst Böhm, Eva Engelhardt, Bernd Dittmann, Thea Grune, Helmut Schäl, Doris Hofmann, Jürgen Schlenz, Horst Schmidt, Florian Tschernischek, Monika-Pellkofer-Grießhammer, Anne Olbrich, Wilhelm Schramm, Harald Burger, Walter Bauer, Dieter Baker, Karin und Peter Bannert, Karin Schöntag, Ursula John-Grafe, Renate Zeuß, Gisela Gülpen, Ingo Cesaro, Erwin Böhm, Hartmut Reuter, Manfred Schaller, Doris Werberich, Peter Zaumseil, Cristian Ianza, Tom Kus, Hans Schneider-Salomon, Konrad Schmid, Johannes Häfner, Georg Baier, Barbara Heun, Dietrich Köhlert, Günter Wolfrum sowie die Bürgerstiftung "Historisches Kronach".