Michael Linke aus Marktrodach hat sich seinen Traum erfüllt. Wenn er von der "Grünen Hölle" am Nürburgring erzählt, glaubt man, selbst dabei gewesen zu sein. Ungefährlich ist das Hobby freilich nicht.
Rechtsanwalt Michael Linke aus Marktrodach hat ein nicht alltägliches Hobby. Der stellvertretende Kreisvorsitzende des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) und ehemalige Ausdauersportler beim ASC Marktrodach hat sich vor einigen Jahren dem Motorsport zugewandt. Seit vier Jahren ist er im Besitz einer Rennlizenz, die es ihm ermöglicht, an nationalen Autorennen teilzunehmen. Wie kam er dazu und was muss man tun, um eine Lizenz zu erhalten?
Gereizt habe ihn der Motorsport schon in jungen Jahren, gesteht Linke schmunzelnd, doch dass er selbst einmal einen Flitzer auf einer Rennstrecke lenken würde, blieb lange Jahre nur ein Traum. Der Führerschein alleine ist hierfür nämlich nicht ausreichend.
Also machte er sich auf, den entsprechenden Lizenzfahrer-Lehrgang zu absolvieren. Dieser bestand aus theoretischen und praktischen Ausbildungsabschnitten und wurde von einem Fahrer der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) geleitet.
Hier gab es auch den ersten Kontakt mit dem legendären Grand-Prix-Kurs des Nürburgrings. Nachdem auch von ärztlicher Seite die gesundheitlichen Voraussetzungen bestätigt wurden hielt er die Nationale A-Lizenz in Händen.
73 Kurven auf 21 Kilometer "Nun reifte in mir der Plan, mit einem eigenen Auto im Rahmen einer Breitensport-Rennserie auf der legendären Nordschleife, der "Grünen Hölle", in der Eifel teilzunehmen", erzählt Linke. Schnell kommt er ins Schwärmen, wenn er von seinen Fahrten berichtet. Doch zuerst erwarb er ein BMW- Coupe, baute es für die Rennstrecke um und startete im Jahr 2011 im Rahmen der so genannten Gleichmäßigkeitsprüfung (GLP) in seine erste Saison.
"Diese Serie ist ideal geeignet, um sich unter Rennbedingungen an den anspruchsvollen, knapp 21 Kilometer langen Rundkurs, der 73 Kurven beinhaltet, zu
gewöhnen", weiß er. Die Besonderheit der Nordschleife: Im Vergleich zu anderen Rennstrecken besteht sie aus unterschiedlichen Fahrbahnbelägen besteht, was vor allem bei Nässe, die in der Eifel leider an der Tagesordnung ist, erhöhte Aufmerksamkeit erfordert.
Der Rechtsanwalt ist jetzt in seinen Gedanken so richtig auf der Strecke und geht weiter ins Detail. "Es gibt darüber hinaus Gefälle und Steigungen von bis zu 13 Prozent. Highlights der Strecke sind für mich zum einen die Fuchsröhre, bei der es bergab durch eine Kurvenkombination geht, an deren Ende man mit zirka 200 Stundenkilometern in eine Kompression fährt, die das Auto Richtung Leitplanke drückt und zum anderen das berühmte Karussell, eine überhöhte Steilkurve aus Betonplatten, die sich über 180 Grad hinzieht." Man glaubt mitzufahren, wenn Michael Linke erzählt.
Zum Wettbewerb selbst sagt der Hobby-Rennfahrer, es sei vorrangiges Ziel in der GLP, möglichst gleichmäßige Rundenzeiten im Rahmen eines vorgegebenen Zeitfensters zu fahren, wobei die Rundenzeiten auf tausendstel Sekunden gemessen werden. Bereits in der ersten Saison erreichte Linke in einem Teilnehmerfeld von 150 bis 160 Fahrern mehrfach Platzierungen in den TOP 10.
Schon Fahrzeuge ausgebrannt Wie gefährlich aber bereits diese Rennserie ist, zeigt die Tatsache, dass im Rahmen eines Laufs mehrfach Unfälle geschehen, bei denen Fahrzeuge auch schon ausgebrannt sind. Kein Wunder, denn die Piloten sind natürlich meist im Grenzbereich unterwegs. Lediglich auf dem letzten Kilometer der Strecke wird taktisch gefahren wird, um die Zeitgenauigkeit zu erzielen.
Heuer hat Michael Linke seinen BMW verkauft und einen Mini Cooper "John Works" erworben.
Der Giftzwerg hat bei einer Serienleistung von 211 PS und einem Fahrzeuggewicht von nur 1150 Kilogramm eine Menge Fahrspaß zu bieten. Der Wagen ermöglicht bereits jetzt Rundenzeiten von unter zehn Minuten.
Doch damit nicht genug: "Dem Fahrzeug mit dem ich bisher ein Rennen gefahren bin, steht in Kürze eine Leistungssteigerung auf 260 PS bevor. Und es wird so verändert speziell auf die Eigenarten der Rennstrecken angepasst. Ferner steht der Einbau spezieller Sitze und Gurte an. Auch für die optische Gestaltung existieren schon Pläne, die über den Winter umgesetzt werden sollen", verrät Linke.
Mit einem Lächeln auf den Lippen gesteht der 46-Jährige Hobby-Rennfahrer ehrlich: "Ich bin inzwischen ein richtiger Autonarr geworden, natürlich im positivem Sinne.
Denn ich weiß sehr wohl, was geht und was nicht geht."
24-Stunden- Rennen ist Ziel Obwohl die Teilnahme an der GLP einen enormen Spaß bietet, würde Linke gerne in die Breitensport-Rennserie Nürburgring (VLN) wechseln, deren wohl bekanntester Saisonlauf das 24-Stunden- Rennen ist, das jährlich im Juni stattfindet.
Allerdings ist alleine das technische Niveau bei den Teams, die in der Regel alle von Sponsoren unterstützt werden, derart hoch, dass eine Teilnahme derzeit sportlich für ihn keinen Sinn macht. "Nachdem ich mich trotz - oder vielleicht gerade wegen - der extremen Konzentration während eines Rennens wunderbar entspannen und den beruflichen Alltag hinter mir lassen kann, werde ich deshalb auch in der nächsten Saison wieder im Rahmen der GLP starten", verrät er unserer Zeitung.