"Das A und O für Kronach sind die Arbeitsplätze"
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Sonntag, 07. Dezember 2014
Der Fränkische Tag hatte am Sonntag eingeladen, viele Interessierte sind gekommen. In der Rosenbergalm wurde über die Entwicklung der Kreisstadt Kronach diskutiert. Politik und Handel zeigten Fortschritte und Probleme auf, die Bürger äußerten ihre Wünsche. Und da gab es einige.
Die Kreisstadt attraktiver machen - wie ist das zu schaffen? Darüber wurde am Sonntagvormittag in der Rosenbergalm diskutiert. Unsere Zeitung hatte zu dieser Talkrunde eingeladen. Neben den Podiumsgästen sind rund 50 Bürger gekommen. Allerdings hielt sich die Zahl der Mitglieder von Aktionsgemeinschaft Kronach und Einzelhandel im Publikum in Grenzen. Bei dieser Veranstaltung ging es um Leerstände, die Kaufkraft, die Parkplatzsituation, den Einzelhandel, die Gastronomie und infrastrukturelle Maßnahmen. Tipps und Anregungen wurden von den Besuchern geäußert, die Podiumsteilnehmer stellte ihre Sicht auf die Themen dar.
Die Redaktionsleiterin des Fränkischen Tags Kronach, Corinna Igler, wies als Moderatorin auf eine Umfrage im FT hin mit dem Titel "Was braucht Kronach, um attraktiver zu werden?". Sie sprach von 200 Kommentaren auf diese Frage.
Politik zeigt Einsatz
Deutlich wurde in der Gesprächsrunde, dass Kronach zwar mit Herausforderungen zu kämpfen hat, dass aber auch viel Positives vorhanden ist. Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) brachte es auf den Punkt: "Das A und O sind Arbeitsplätze!" Er erinnerte an den Einsatz der Politik in Sachen Loewe für den Erhalt des Unternehmens. Er sprach die Unterstützungen seitens der Kommune bei Betriebserweiterungen an, wie beispielsweise bei Mai, Scholz und Schneider. Er ging auf das Tourismusbüro der Stadt ein, das versuche, mit Events und Veranstaltungen mehr Besucher nach Kronach zu ziehen. Zudem sprach er von Investoren, die Gebäude in der Oberen Stadt sanierten. Auch erwähnte er den Ausbau Kronachs zu einer familien-, jugend- und seniorenfreundlichen Stadt.
Dennoch bleiben einige Handlungsfelder bestehen: Da sind die Leerstände - allein die Rosenau zählt über 13 leer stehende Geschäftsräume -, die Infrastruktur und die Belebung des Einzelhandels.
Hierzu ergriffen der Geschäftsleiter des Kaufhauses Weka, Paul Schnell, und der Geschäftsleiter von Motor Bauer, Harald Bauer, das Wort. Selbstständige würden Geschäfte betreiben, aber diese müssten Rendite abwerfen, so Bauer.
Und das ist - folgt man den Worten von Paul Schnell - in einer Stadt wie Kronach gar nicht so einfach. Viele Kunden, meinte er, würden den Service von Einzelhandelsgeschäften wahrnehmen, würden auch Gegenstände testen und Kleidung anprobieren, bestellt werde dann aber im Internet, "weil es da ein paar Cent billiger ist". Die Internetbetreiber aber müssen keine Gebäude unterhalten, Personal entlohnen und Steuern an die Kommune bezahlen, beschrieb er die Problematik.
Negative Faktoren
Hinzu kommen aus Schnells Sicht die demografische Entwicklung und die Tatsache, dass die Menschen aus dem Norden des Landkreises verstärkt nach Saalfeld oder Coburg zum Einkaufen fahren. "Wir haben eine begrenzte Kaufkraft!", betonte er.
Die Aktionsgemeinschaft mache zu wenig. Die Einzelhändler müssten mehr zusammenarbeiten, allein die unterschiedlichen Ladenöffnungszeiten seien negativ, meinte der Weka-Geschäftsführer. Und man dürfe nicht vergessen: "Einkaufen ist heute ein Erlebnis!"
Renate Tiedeke hielt eine Fußgängerzone für sinnvoll. Dagegen argumentierte Harald Bauer, dass die Menschen einkaufsnahe Parkplätze haben möchten. "Sie sind nicht bereit, wie in München kilometerweit zu gehen", war er überzeugt.
"Warum gibt es in Kronach eigentlich keinen Nordsee-Laden?", fragte Luitgard Mölter. Entsprechende Räumlichkeiten seien doch vorhanden. Die Kronacherin beklagte in ihren weiteren Ausführungen, dass in der Innenstadt kein Lebensmittelgeschäft mehr existiere. "Vor allem für ältere Bürger ist das problematisch!"
Die Vorsitzende der Frauenliste, Silke Wolf-Mertensmeyer, schlug vor, Kronach als eine Marke zu etablieren. Ute Fischer-Petersohn forderte die Kronacher auf, mehr Lebensfreude nach außen zu zeigen.
Burkardt Fischer-Petersohn regte an, über die Entwicklung eines Energiedorfes nachzudenken. In diesem Zusammenhang erklärte Paul Schnell, dass die Weka Solaranlagen am Gebäude anbringen würde. Auf Grund der Nähe zur historischen Altstadt sei dies nicht so einfach, entgegnete Wolfgang Beiergrößlein.
Und welche Meinungen vertraten die Podiumsteilnehmer? Sven Schuster (Jugendbeauftragter der Stadt, SPD) hielt es für sinnvoll, dass sich Vereine, Gemeinschaften, Wirtschaft und auch die Stadt selbst stärker gemeinsam nach außen präsentieren, beispielsweise über Facebook. Ein wichtiger Aspekt sei auch der Zusammenhalt der Bürger, der Einzelhändler und der Kommune mit der Zielsetzung, die Stadt gemeinsam nach vorne zu bringen.
Den Stolz auf die Stadt zeigen
Sein Kollege als Jugendbeauftragter, Markus Oesterlein (CSU), appellierte an die Bürger, die vorhandenen Kneipen, die Gastronomie und die Läden besser anzunehmen. Zudem sollten die Kronacher Botschafter für ihre Stadt werden, beispielsweise könnte das durch Aufkleber "Wir sind stolz auf Kronach" passieren.
Jugendbeauftragter Philipp Mahr (FW) sprach von einer guten Resonanz beim Weihnachtsmarkt. Er wies darauf hin, dass die Leute - obwohl ihre Heimat einiges vorzuweisen habe - gerne andere Städte besuchten, "um etwas anderes zu sehen". Er vertrat die Meinung, dass der Tourismusbereich ein wichtiger Faktor sei, um Leute von außen auf Kronach aufmerksam zu machen. Was die Ansiedlung von Arbeitsplätzen betrifft, so stellte Mahr fest, müsse diese auch mit der Infrastruktur in Zusammenhang gebracht werden. Und diese sei in Kronach nicht optimal, obwohl er nahezu täglich "die kürzeste Autobahn Deutschlands nutze".
Nie zufrieden?
Der Jugendkontaktbeauftragte der Polizeiinspektion Kronach, Markus Ludwig, meinte, dass in Kronach schon Angebote vorhanden seien, aber "man will immer das, was man nicht hat".
Das Schlusswort der Talkrunde hatte Wolfgang Beiergrößlein. Er sei stolz und dankbar, Bürgermeister dieser Stadt sein zu dürfen, betonte er und versprach, verschiedene Anregungen prüfen zu lassen.
Nächster Termin
Am 21. Dezember findet die nächste FT-Talkrunde in der Rosenbergalm statt. Uhrzeit und Thema werden noch bekannt gegeben.