Die türkisch-islamische Gemeinde DITIB Tettau und die Polizeiinspektion Coburg hatten Jugendliche ab zwölf Jahre in die Mittelschule Windheim eingeladen. Es ging um Vorbeugung gegen Drogenmissbrauch.
Es herrschte Funkstille im Klassenzimmer, als die Präventionsexpertin der Kriminalpolizei Coburg, Karin Brandl, den Crystal Rap abspielte: "Am Anfang ist alles mit Crystal schön und geil. Doch lass es lieber stecken, weil sie den Scheiß eh mit Gift strecken..." Oder als sie Filmabschnitte von Drogenabhängigen zeigte, die ihre Eltern beklauten und vor Gewalt und Prostitution nicht zurückschreckten, um sich Geld für Drogen zu beschaffen.
Der Vorsitzende der DITIB Tettau, Karakus Zekeriya, sagte, sein Verein wolle über dieses Thema aufklären, denn mittlerweile komme es vor, dass Zwölfjährige drogenabhängig seien.
Der 23-jährige Kobal Coskun hat erst seit wenigen Wochen den "Job" des Jugendleiters bei der DITIB Tettau inne.
Er war es auch, der bei den Jugendlichen für die Teilnahme an dieser Veranstaltung warb.
Noch nie etwas am Hut "Mit Drogen hatte ich noch nie was am Hut, ich denke auch, dass ich aus dem Alter heraus bin!", sagte er. Er halte aber er solche Aufklärungsveranstaltungen für sinnvoll, denn gerade in den vergangenen Jahren habe der Drogenmissbrauch, vor allem mit Crystal Speed, zugenommen.
Zuvor fragte die Expertin die Schüler und Jugendlichen, was sie unter den Begriff "Drogen" verstünden, welche Reaktionen durch die Einnahmen verschiedener Drogen ausgelöst würden, warum man überhaupt zu Drogen greife und welche Gefühle ein Rausch auslöse?
Die Antworten kamen prompt: Ein Rausch mache mutig, baue Hemmschwellen ab, die Wahrnehmung verändere sich. Oftmals trinke man aus Gruppenzwang oder aus einer Partylaune heraus Alkohol.
Manche versuchen auch, durch Drogen ihre Probleme zu bewältigen.
Karin Brandl berichtete anschließend, wie Drogen das Wesen eines Menschen verändern. Speed, Gras, Eve, Crystal, Ecstasy, Heroin und Kokain gelten als beliebte Stimmungsmacher, die den begehrten Kick verschaffen oder als Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag dienen. Die Wirkung auf die Psyche sei völlig unterschiedlich. Manche Betroffene fühlten sich euphorisch wie in einem Rauschzustand, hätten Halluzinationen, teilweise extreme Angst, Panik. Im Extremfall begingen Betroffene Selbsttötung oder versuchten es zumindest.
Keine "Kräutermischungen" Auch die Reaktionen auf den Körper seien unterschiedlich. Viele Drogen ließen Blutdruck ansteigen beziehungsweise sinken, sie verursachten Gleichgewichts- und Orientierungsprobleme, trockene Schleimhäute, Übelkeit, Erbrechen, Augenrötung, etc.
Die Drogenexpertin warnte auch vor dem Erwerb von so genannten "Kräutermischungen": "Keiner weiß, wie die zusammengesetzt sind!"
Sie ging zudem auf das Thema Alkohol ein. Die Gefahren der Abhängigkeit würden sehr oft unterschätzt, oftmals kämen Kinder schon im Alter von acht Jahren mit dieser Droge bei Familienfesten in Berührung. Das Durchschnittsalter, in dem Jugendliche zu trinken begännen, betrage elf Jahre. Karin Brandl rief immer wieder dazu auf: "Lasst die Finger davon, Ihr macht Euer Leben kaputt." Anhand von Beispielen verdeutlichte sie, dass es in Drogenkreisen keine Freunde gibt und dass es für einen Betroffenen schwer sei, aus dem Drogenmilieu wieder herauszukommen.
"Die Rückfallquote beträgt 80 Prozent!" Deutlich brachte die Drogenexpertin auch zum Ausdruck, dass letztendlich jeder Einzelne selbst sein Leben in Hand hat.
Sie rief weiter dazu auf, im Freundeskreis auf die Gefahren von Drogenmissbrauch einzugehen. Sie forderte Veranstalter von Festen auf zu einem verantwortungsvollen Umgang beim Ausschank von Alkohol. Nicht zuletzt seien auch Eltern und Schulen gefragt, schon frühzeitig auf die Themen Alkohol und Drogen einzugehen und auf die Gefahren aufmerksam zu machen.
Multiplikatoren gesucht Die enorme Zunahme von Drogen - allein bei Crystal wurde im Jahr 2012 eine Steigerung von 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr registriert - begründete sie unter anderem mit dem geänderten Freizeitverhalten und auch, zumindest was Crystal betrifft, mit der Nähe zu Tschechien.
Am Ende der Veranstaltung warb sie um so genannte Multiplikatoren, die im Freundeskreis, bei Veranstaltungen auf die Gefahren von Drogen aufmerksam machen sollen. Die Bewerber würden bei der Kripo geschult. Dazu finde am 21. Mai, 17 Uhr, eine Veranstaltung im Struwwelpeter in Kronach statt.
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