Druckartikel: Christbaumkugeln sind ihre große Leidenschaft

Christbaumkugeln sind ihre große Leidenschaft


Autor: Sonny Adam

Stockheim, Samstag, 24. November 2012

Wenn Silke Eckardt nach ihrem Bürojob in einer Tiefkühlkostfirma nach Hause kommt, hält sie in ihrer Freizeit - gemeinsam mit ihrem Bruder und Vater - das Familienunternehmen, das einst ihr Uropa gegründet und ihre Oma zu voller Blüte geführt hatte, am Laufen. Sie fertigt Christbaumschmuck.
Mit Kleber malt Silke Eckardt (36) einen Elch auf die Kugeln und bestäubt diesen dann mit Glitter: Das ist die festliche Variante skandinavischer Weihnacht - natürlich auch in Weiß-Rot oder Frost-Rot. Fotos: Sonja Adam


Als Unternehmerin oder Powerfrau sieht sich Silke Eckardt eigentlich kein bisschen. "Die einen setzen sich nach der Arbeit zu Hause vor dem Fernseher oder stricken oder machen Handarbeiten und ich bemale eben Christbaumkugeln", berichtet sie. "Für mich ist das eigentlich ein Hobby", so Eckardt. Doch nicht nur für sich, fertigt Silke Eckardt Kugeln, sondern sie hält die Firma Herold-Schönfelder Christbaumschmuck am Laufen.

In diesem Jahr kann Silke Eckardt mit traumwandlerischer Sicherheit Elche malen: Elchgesichter mit mächtigen Hörnern, Elche von der Seite, die drollig über die Kugeln galoppieren. Nach links oder rechts - wie es beliebt. Farblich liegt in diesem Jahr beim Fest der Feste eindeutig Weiß-Rot im Trend. Silke Eckardt macht jede einzelne der mundgeblasenen Kugeln, die sie vom Glasbläser Egon Müller-Blech aus Marktrodach bezieht, zu einem Kunstobjekt. Es werden gestreifte oder karierte Kugeln daraus, dazu gibt's die passenden Herzen, Vögelchen mit Federn. Und auch Sterne, Glocken, so genannte Oliven und Keulen entwirft sie.

Doch egal, welche Form der Weihnachtsschmuck auch hat, ursprünglich sind die Formen immer aus durchsichtigem Glas. Jedes Teilchen hat eine lange Blasröhre, so dass man es gut auf Stäbchen stecken kann. In einem ersten Arbeitsschritt werden die Kugeln von innen versilbert. Dann werden sie lackiert und müssen trocknen. In diesem Jahr hat Silke Eckardt einen besonderen Faible für weißen Eiskristall-Lack. Der lässt echte Eisblumen auf den Kugeln wachsen Jede Kugel ist ein Unikat.

Jede Kugel ist ein Unikat
Doch damit nicht genug. Silke Eckardt verziert die Kugeln zusätzlich mit dem Pinsel von Hand. Sie malt Streifen und Ringel auf und bestäubt diese dann mit Glitter. Mit ruhiger Hand, aber in atemberaubender Geschwindigkeit, malt sie Schneekristalle oder Sterne, Elche oder andere Verzierungen. Auch Wunsch-Verzierungen oder Namen malt die Christbaummalerin auf die Kugeln. "Ich habe doch schon als Kind immer mitgeholfen. Erst habe ich noch nicht gemalt, da habe ich nur die Stöpsel aufgesetzt. Aber dann schon. Mir geht das wirklich gut von der Hand", sagt Silke Eckardt. Und es ist unglaublich, wie die Kugeln ihr durch die Finger gleiten und zu Kunstwerken werden.

"Natürlich haben wir auch ausgefallene Formen - wie die grüne Gurke", erzählt Silke Eckardt. Die Gurke wird im Weihnachtsbaum versteckt und der, der sie findet, darf die Süßigkeiten ableeren oder zuerst seine Geschenke auspacken. "Aber die Gurken zeigen wir eigentlich erst, wenn danach gefragt wird", sagt Silke Eckardt. Sie führt Vögelchen und weihnachtliche Formen. Aber eben keine Sachen, die so gar nichts mit Weihnachten zu tun haben. "Also wir haben keinen Fernseher oder Computer oder solche Sachen, Engel und Nikoläuse und Stiefel schon. Aber das andere gefällt mir nicht", sagt Eckardt.

Keine Billigkugeln für den Baum
Persönlich weiß sie noch nicht, wie in diesem Jahr der Baum geschmückt wird. Nur eins steht fest: Es werden keine Billigkugeln sein, sondern echte Glaskugeln, von Hand bemalt. "Ich habe nichts gegen die billigen Kugeln für Leute, die kein Geld haben. Aber schöner sind doch unsere handgemachten Kugeln. So müssen sie sein", schwärmt Eckardt. "Ich überlege mir das noch, welche Farbe der Weihnachtsbaum kriegt. Ich kann mich ja noch an Heiligabend entscheiden", sagt Silke Eckardt lachend. Doch auf jeden Fall will sie noch etwas Neues, ganz Besonderes, probieren: Sie möchte für sich persönlich Christbaumkugeln mit Swarowski-Steinen verzieren. "Vielleicht nehme ich solche Kugeln dann auch ins Sortiment auf. Das muss ich erst mal sehen", sagt Silke Eckardt.

Die Ideen jedenfalls gehen ihr nicht aus. Und die Farben auch nicht. Mehr als hundert verschieden Töne hat sie auf Lager. Serienmäßig. Allein die rosa-lila-Palette ist sagenhaft. Und selbst ausgefallene Töne wie Lachs, Flieder oder Mint führt Silke Eckardt noch im Sortiment. "Wir haben Christbaumkugeln in Pink und in Orange", zeigt sie. Und ganz angesagt sind in diesem Jahr außerdem Cappuccino- und Champagner-Töne. Für Fußballfans hat sie einige Kugeln mit Vereinslogos bemalt.

Echte Trends kann die Hobby-Firmenchefin auch ausmachen. So gab es jahrelang fast keine Reflex-Kugeln mit Einbuchtung am Bauch. Doch plötzlich fragt alle Welt wieder nach den Kugeln, die an Großmutters Zeiten erinnern. Und so hat sie sie wieder ins Repertoire aufgenommen. Auch die Keulen aus Glas sind wieder stark im Kommen sowie die Oliven, die man noch aus fast schon vergessenen Zeiten kennt.

"Ich werde weitermachen, so lange ich noch die Kugeln und Kartons mit den Einsätzen bekomme", hat sich Silke Eckardt vorgenommen und gibt offen zu, dass auch das schon schwierig ist. Denn die Verpackung muss aus dem Ausland bestellt werden, weil die Maschinen, die früher den Traditionschristbaumschmuck bruchsicher transportiert haben, inzwischen verkauft worden sind.

Werksverkauf ist ganzjährig
Inzwischen kommen die Kunden von Herold-Schönfelders Christbaumschmuck aus der Umgebung, aber auch Touristen schauen gerne bei ihr vorbei und nehmen Weihnachtskugeln als Andenken mit. Denn der Laden ist ganzjährig geöffnet.

Manchmal erlebt Silke Eckardt auch kuriose Dinge. So hat eine Kundin die Weihnachtskugeln vorm Aufhängen in die Spülmaschine getan. "Die waren dann natürlich alle hinüber, denn die Farbe geht ja ab und die Bemalung auch", erklärt Silke Eckardt. Deshalb sollte man Weihnachtskugeln immer vor Feuchtigkeit schützen und bei normaler Raumtemperatur lagern. "Man kann Weihnachtskugeln bei Temperaturen zwischen zehn und 30 Grad über Jahrzehnte ohne Probleme aufheben", rät Silke Eckardt allen Kunden, um möglichst viele Jahre Freude an den Unikaten zu haben.

Der Werksverkauf der Firma Herold-Schönfelder Christbaumschmuck, Maxschachtstraße 22, 96342 Stockheim, Tel. 09265/309 hat montags bis samstags von 9 Uhr bis 18 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.

Die Firmengeschichte
1953 gründete Wilhelm Herold die Firma Herold-Schönfelder Christbaumschmuck. Die Familie floh aus dem Grenzgebiet Neuenbau (Landkreis Sonneberg) in das benachbarte Tettau. Von dort siedelte sie um nach Stockheim - in einen Altbau einer Champagnerflaschen-Manufaktur.

Dora Schönfelder übernahm die Firma. Die Firma wurde im Juni 1967 total zerstört. Der Mann Dora Schönfelders, Reinwald Schönfelder, stellte die mundgeblasenen Formen wie Trompeten und Christbaumspitzen her. In den Siebziger und Achtziger Jahren florierte das Geschäft. Bis zu 40 Personen beschäftigte das Unternehmen. Seit dem Jahr 2003 führen Wilhelm Schönfelder, Benjamin Eckardt und Silke Eckardt (Enkel von Dora Schönfelder) das Unternehmen als Familienunternehmen.