Mit dem ersten Lehrlingsempfang am 20. September in Kronach soll auf die vielen Vorteile, die ein Handwerksberuf bietet, aufmerksam gemacht werden.
Hannes Burger erlernt das Schreinerhandwerk. Der 19-Jährige startet nun ins dritte Ausbildungsjahr. Für ihn ist es ein Traumjob. In der Werkstatt seines Ausbildungsbetriebs, der Schreinerei Heinrich Schneider, restauriert er gerade Fenster vom Alten Gästehaus in Kloster Banz.
"Der Beruf ist sehr abwechslungsreich", schwärmt er. In diesem Zusammenhang spricht von davon, dass er nicht nur lernt, Fenster und Türen zu herzustellen beziehungsweise zu restaurieren, sondern er lernt auch viele Menschen kennen. Er ist sowohl in der Werkstatt als auch bei den Kunden vor Ort, um deren Wohnungen beziehungsweise Gebäude zu erneuern und zu verschönern.
Das Grundwissen für sein Schreinerhandwerk hat sich Hannes Burger während des Berufsgrundschuljahrs an der Berufsschule in Coburg angeeignet. Während der junge Mann erzählt, hört ihm sein Ausbildungsmeister Heinrich Schneider aufmerksam zu. Heinrich Schneider ist auch seit 1998 Obermeister der Schreinerinnung und seit 2009 Kreishandwerksmeister. Seitdem hat sich einiges verändert im Handwerk.
Beispielsweise wurden noch vor zehn Jahren im Landkreis Kronach rund 150 Gesellen bei der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Kronach freigesprochen. Aktuell sind es rund 35 pro Jahr. Im Gegenzug werden aber im Kronacher Handwerk jährlich zwischen 100 und 120 neue Lehrstellen geschaffen. Die meisten Ausbildungsberufe, wie die Friseure, Schreiner, Fleischer werden mittlerweile in anderen Landkreisen beschult. Und das sei ein Problem, so Schneider. Denn viele Jugendlichen haben zum Ausbildungsbeginn noch keinen Führerschein und die Verbindung zu den Berufsschulen nach Coburg, Kulmbach etc. seien mit einigen Umständen verbunden, gerade für die Heranwachsenden, die aus dem Norden des Landkreises kommen.
Landkreise kooperieren
Es werden mit dem Bäckerhandwerk, Elektronikern, Werkzeugmechanikern und Kfz-Mechatroniker lediglich vier Ausbildungsberufe in Kronach beschult, so der Schulleiter der Lorenz-Kaim-Berufsschule, Rudi Schirmer. Das liege in der Tatsache begründet, dass zum einen die demografische Entwicklung zum Tragen komme und zum anderen auch, dass immer weniger junge Menschen das Handwerk erlernen. Deshalb wurden in den letzten Jahren bei der Beschulung von Handwerksberufen Kooperationen mit weiteren Landkreisen gebildet. Beispielsweise würden die Schreiner in Coburg beschult, dafür kommen die Elektroniker aus mindestens zwei benachbarten Landkreisen nach Kronach.
Für Heinrich Schneider und den Geschäftsstellenleiter der Kreishandwerkerschaften Kronach/Coburg/Lichtenfels, Danny Dobmeier, steht fest: Das Handwerk muss handeln, die Öffentlichkeit muss mehr für diese Branche sensibilisiert werden. "Was nützt es, wenn im Landkreis zwar viele Akademiker ansässig werden, aber keiner ist mehr da, der ein Haus bauen kann, der ein Dach beziehungsweise eine Heizung repariert?", fragt Schneider. Der Bevölkerung müsse bewusst werden, dass das Handwerk vieles leistet und dass diese Branche einen wesentlichen Beitrag zur Lebens- und Wohnqualität in der Region beiträgt.
Ein Aufmerksamkeitsproblem
Den Grund, dass das Handwerk zu wenig Aufmerksamkeit findet, begründet Schneider unter anderem damit, dass die Handwerksbetriebe oftmals nur zwischen vier und zehn Mitarbeiter beschäftigen. Das bedeute, dass solche Betriebe auch nicht die mediale Aufmerksamkeit haben, wie Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern. Aber es gebe auch Vorteile, nämlich: "Dass 400 Leute auf einem Schlag ihren Job verlieren, wie bei der Loewe passiert, gibt es bei uns nicht!".