Druckartikel: Azubis bringen Abwechslung in den Heimalltag

Azubis bringen Abwechslung in den Heimalltag


Autor: Veronika Schadeck

Tettau, Mittwoch, 24. Juni 2015

Die Auszubildenden von Gerresheimer Tettau GmbH verbrachten einen Tag im BRK-Seniorenheim in Ludwigsstadt. Binnen weniger Minuten war das Eis zwischen den jungen Leuten und den Heimbewohnern gebrochen.
Seit drei Jahren ist der ehemalige Mitarbeiter von Gerresheimer Tettau, Fredi Thomas, im BRK-Seniorenheim. Er wünscht sich, dass solche Aktionen wiederholt werden. Für Marcus Barnickel waren es neue Erfahrungen.  Foto: Veronika Schadeck


Für Marcus Barnickel war es ein außergewöhnlicher Tag in seinem jungen Berufsleben. Statt sich in der Werkstatt mit der Elektronik auseinanderzusetzen, absolvierte der Auszubildende für Elektronik/Betriebstechnik einen Arbeitstag im BRK-Seniorenheim in Ludwigsstadt.

Er war einer von zehn Auszubildenden der Gerresheimer Tettau, die im Rahmen der vom Konzern initiierten "One Ger resheimer Week" einen Tag mit einem Teil der Bewohner verbrachte.

Das BRK-Seniorenhaus sei für ihn nichts Neues gewesen, erzählt er. In diesem Zusammenhang berichtete er von seiner Großmutter, die ihre letzten Jahre dort verbracht hat. Trotzdem, so gesteht der junge Mann, habe ihn dieser Aktionstag nachdenklich gestimmt. "Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man daran denkt, dass man auch alt wird und dort seinen Lebensmittelpunkt haben könnte!"

Mit seinen 17 Jahren denkt Marcus Barnickel weniger ans Altwerden, oder dass er eines Tages selbst auf die Hilfe anderer Mitbürger angewiesen sein könnte. Seine Freizeit verbringt er mit jungen Menschen, in seinem Berufsalltag und in der Berufsschule ist er auch überwiegend mit Heranwachsenden, beziehungsweise Leuten, die noch voll im Leben stehen, zusammen.

"Der Tag verging wie im Flug"

Am Aktionstag schob er nun die Senioren in ihren Rollstühlen, stellte Tische und Bänke in einer nahe gelegenen Waldlichtung mit auf. Er suchte das Gespräch mit den Heimbewohnern.

Die Stimmung war gut, zur Gitarrenmusik des Hausmeisters, Enrico Wäcker, und des Heimleiters, Peter Schulz, wurde gesungen und geschunkelt. "Der Tag verging wie im Flug!"

Abgesehen davon, dass sich der Kleintettauer an diesem Tag mit dem "Altwerden" auseinandersetzte, merkte er auch, mit welch einfachen Mitteln man Menschen eine Freude bereiten kann. Und er stellte fest; dass nicht nur Mitbürger über 70 Jahren in Seniorenheimen betreut werden.

Einer davon ist Fredi Thomas. Seit drei Jahren hat der 53-Jährige, bedingt durch einen Schlaganfall, seinen Lebensmittelpunkt im BRK-Seniorenheim. Am Aktionstag der Azubis von Gerresheimer wurden Erinnerungen wach, an damals - als er als Staplerfahrer bei der Gerresheimer Tettau seinen Lebensunterhalt verdiente. "So einen Tag sollte die Gerresheimer jedes Jahr durchführen" wünscht er sich. Dabei huscht ein Lächeln über sein Gesicht.

"Das ist etwas Besonderes"

Er ist überzeugt, dass er dabei im Namen aller Senioren spricht, die an diesem Ausflug teilgenommen haben. So eine Wanderung bedeute Abwechslung vom Heimalltag und Gespräche mit jungen Menschen. Sicherlich würden von der Heimleitung aus Ausflüge initiiert, auch fährt man jedes Jahr für ein paar Tage in Urlaub. "Aber so ein Ausflug mit den Jugendlichen ist etwas Besonderes!"

Die Sachbearbeiterin der Personalabteilung von Gerresheimer Tettau und Wertebeauftragte, Sandra Kucharek, hatte diesen Tag zum Thema "Verantwortung" geplant und war beim Aktionstag mit dabei. Die Azubis setzen sich in ihrem Berufsalltag mit technischen und kaufmännischen Herausforderungen auseinander.

Der Tag mit den Heimbewohnern war daher "komplett etwas anderes", sagt sie. Als eine tolle Sache empfand sie, dass binnen weniger Minuten das Eis zwischen ihren Auszubildenden und den Heimbewohnern gebrochen war.

Die Firmen setzen verstärkt auf die Vermittlung sozialer Grundgedanken, so der Leiter des BRK-Seniorenheims in Ludwigsstadt, Peter Schulz. Er sei offen für solche Aktionen seitens der Firmen, denn "in unserer schnellen und hektischen Zeit gewinnen der soziale Gedanke und das Miteinander zwischen den Generationen einen immer höheren Stellenwert".

Und wie denkt nun Marcus Barnickel über den Aktionstag im Nachhinein: "Es war ein schöner Tag".
Er habe sehr großen Respekt vor Leuten, die einen Pflegeberuf ausüben. Für ihn aber steht fest: "Ich könnte so etwas nicht. Mir liegt eher die Technik und die Elektronik!"