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Ausnahmeregelung nur bis Ende 2016


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Mittwoch, 29. Juli 2015

In Steinbach am Wald wird der Bereitschafts- und Notarztdienst in Personalunion von zwei niedergelassenen Ärzten durchgeführt. Das ist bayernweit einmalig. Der Ausschuss für Soziales und Gesundheit beschäftigte sich mit dem Problem.
Die Sicherstellung des Bereitschafts- und Notarztdienstes im Landkreis Kronach ist ein schwieriges Thema. Foto: Marco Meißner


Die Situation der Notärzte im Landkreis Kronach, die Auflösung der Personalunion in Steinbach am Wald, das war am Mittwoch das Schwerpunktthema der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit. Dabei wurde bei den Ausführungen der Teamleiterin Notdienste bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Astrid Hünner deutlich, dass die Sicherstellung des ärztlichen Notarzt- und Bereitschaftsdienstes eine immense Herausforderung ist.

Zuspitzen wird sich die Lage beim Notarztdienst in Pressig und Steinbach am Wald. Zurzeit wird der Bereitschafts- und Notarztdienst - in der Regel sind dies zwei getrennte Bereiche - in Steinbach am Wald in Personalunion von zwei niedergelassenen Ärzten durchgeführt.

Wie Astrid Hünner erklärte, wird diese bayernweit einmalige Ausnahmeregelung bis Ende 2016 beibehalten.

"Bisher gab es nie Probleme!" Der Vorstand der KV sei danach aber nicht mehr bereit, das Risiko der "Organisationsverschuldung" einzugehen.

Bei der Nachfrage von Bernd Liebhardt (CSU), was man darunter verstehen könne, meinte Hünner, man wolle ausschließen, dass Bereitsschafts- und Notfälle aufeinandertreffen, der Arzt somit verspätet am Notfallort eintrifft und damit Leben in Gefahr geraten könnte. Was nach der Auflösung der Personalunion in Steinbach kommt, sei noch nicht abzusehen.

Immer weniger sind bereit dazu

In Pressig werden die Notarztdienste mittlerweile von externen Ärzten mit übernommen. Die Notärzte, so Hünner, erhalten bisher, neben einer Grundpauschale, 45 Euro pro Einsatz. Die Anfahrtskosten tragen die Ärzte. Problem sei, dass es immer schwieriger werde, Mediziner für den Notarztdienst zu gewinnen. Astrid Hünner begründete dies unter anderem mit der Altersstruktur der ansässigen Ärzte, mit einer speziellen Ausbildung, plötzlichen Ausfällen in ihren Praxen und weiten Anfahrtswegen.

Es werde versucht, das Prinzip der Mitversorgung beizubehalten, um ein sogenanntes "Kostenerstattungsverfahren" zu vermeiden. Letztgenanntes bedeutet, dass - falls die Notarztversorgung nicht durchgängig sichergestellt ist - eine Klinik gefunden werden müsste, die zu bestimmten Zeiten den Notarztdienst abdeckt. Diese würde dann die Vollkosten für den Arzt erstattet bekommen.

Man versuche, entgegenzusteuern. Hünner wies darauf hin, dass - wenn ein neuer Arzt in Bamberg Notarztdienst verrichten wolle, dieser sich auch verpflichten müsse, anteilig in Pressig Notarztdienst zu übernehmen.
Der Tettauer Bürgermeister Peter Ebertsch sprach davon, dass die zwei notarztdienstleistenden Ärzte in Steinbach am Wald in seinem Gemeinderat sind. Diese seien 26 Wochen pro Jahr im Einsatz. Seine Frage, ob mittlerweile Berliner Ärzte in Pressig zum Einsatz kommen, bejahte Hünner. "Einer ist dabei!".

Größere Bereiche

Bei der Neustrukturierung der Bereitsschaftsdienste werden größere Bereiche angestrebt. Hünner sprach diesbezüglich von der Zusammenlegung von zwei Landkreisen. Bisher ist der Bereitschaftsdienst im Landkreis Kronach in zwei Teile gegliedert. Insgesamt sind rund 50 Ärzte im Landkreis Kronach im Bereitschaftsdienst involviert.

Den Ausführungen Hünners zufolge soll nun ab Oktober bayernweit für ein Jahr bei einem Pilotprojekt in fünf Regionen ein neues System erprobt werden. Zum einen sollen Bereitschaftspraxen geöffnet und neue an oder in Kliniken angesiedelt werden. Diese sind dann insbesondere an Wochenenden zentrale Anlaufstellen für Patienten, die selbst zum Arzt fahren oder sich fahren lassen können. Einen Vorteil hiebei sah sie in der Nähe zu den Notfalleinrichtungen. Der Patient soll maximal 40 Kilometer Anfahrtsweg haben.

Weiterhin sollen Mediziner im Bereitschaftsdienst von organisatorischen Aufgaben entlastet werden. Sie sollen demnach von einem Fahrer zu Hausbesuchen gebracht werden. Gestärkt werden soll der Bereitschaftsdienst weiterhin mit einem Poolarztmodell. Die Teamleiterin Notdienste bei der Kassenärztlichen Vereinigung hofft, dass dann - sollte dieses Pilotprojekt greifen - genügend "Poolärzte" auch im Landkreis Dienst verrichten wollen.

Kronach ist nicht mit dabei

Die Frage, was denn nun nach 2016 bezüglich der Sicherstellung der Bereitschafts- und Notdienste kommt, konnte Hünner definitiv nicht beantworten. Nur soviel: Das Pilotprojekt wird während seiner Laufzeit begleitet, der Landkreis Kronach ist nicht mit dabei. Danach werde man handeln müssen.