Seit einem Jahr ist der Geschäftsführer des Backhauses Müller, Peter Müller, bei "Lebensqualität für Generationen" (LQG) mit dabei. Und er hat es nicht bereut. Das wurde am Donnerstagnachmittag beim fünften Expertenworkshop im BRK-Haus deutlich.
108 Mitarbeiter hat der Unternehmer beschäftigt, davon sind 63 Frauen. Wenn dann vielleicht mehrere Krankheitsfälle eintreten, einige Mitarbeiter sich im Urlaub befinden, dann gibt es ein Problem. Ihm gehe es darum, die Belastungen seiner Beschäftigten zu minimieren, sie zu unterstützen, wenn es um die Betreuung von Kindern und zu pflegenden Angehörigen geht. Es geht zudem dabei um eine gesunde sogenannte Work-Life-Balance, sagt er. Das Angebot, sich bei LQG Rat und Hilfe zu holen, wurde nach anfänglichen Berührungsängsten seitens seiner Mitarbeiter stärker angenommen.
Der Geschäftsführer der Ger resheimer Tettau, Bernd Hörauf, ist seit 2011, also von Anfang an mit dabei. Als Industriebetrieb mit einem Vier-Schicht-System mache es Sinn.
Damals haben sich die Verantwortlichen die Frage gestellt, wie man angesichts der demografischen Entwicklung und Fachkräftemangel die Leistungskraft seiner Mitarbeiter erhalten könne. Dabei kam die Erkenntnis: "Alleine können wir es nicht!". Die Mitgliedschaft hat sich gelohnt, so Hörauf. So haben im Jahre 2014 88 Mitarbeiter das Angebot bei LQG in Anspruch genommen und sich Rat geholt, bei 46 Anliegen ging es dabei um die Kinderbetreuung.
"Es war reiner Selbstschutz", so Jürgen Wittmann, der in seiner Kanzlei 24 Leute beschäftigt. Auch er sprach von Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Als Kanzlei mit Schwerpunkt Insolvenzrecht "können wir nicht einfach jemanden von der Straße holen". Und darum sei es ihm ein Anliegen, seine Leute zu unterstützen, wenn es um die Betreuungsfragen gehe.
Bei den einzelnen Ausführungen wurde deutlich: Die vom BRK-Kreisgeschäftsführer Roland Beierwaltes und dem Steinbacher
Bürgermeister Klaus Löffler initiierte LQG hat nicht nur bundesweit für positive Schlagzeilen gesorgt hat, sondern ist auch angekommen. Und darüber hinaus: LQG entwickelt sich permanent weiter.
Vorhanden ist beispielsweise das Mehrgenerationenhaus in Buchbach, die Initiative Gesunder Betrieb (IGB), bei dem Mitarbeiter beteiligter Firmen verschiedene Fitness-Clubs beziehungsweise gesundheitliche Einrichtungen kostenlos oder zu reduzierten Preisen besuchen können. Weiterhin wurde mit der Etablierung von "Pflegeflex/Pflegehotel" eine Einrichtung geschaffen, die der Nachfrage entspricht. Es wurden im BRK-Seniorenhaus in Kronach fünf Plätze geschaffen, die beim plötzlichen Bedarf genutzt werden können. Beispielsweise wenn jemand urplötzlich ins Krankenhaus muss und zu Hause einen Angehörigen betreut, der Pflege benötigt und nicht alleine wohnen kann.
Pflegeflex, so der Heimleiter des BRK-Seniorenhauses Kronach, Harald Schuberth, soll auf das BRK-Heim in Ludwigsstadt erweitert werden. Auch wurde, um der Nachfrage gerecht zu werden, seitens des BRK-Kreisverbandes eine Kinderkrippe in Kronach eröffnet.
Dass auch die IGB ein Erfolgsmodell ist, unterstrich Roland Beierwaltes. Rund 30 000 Euro hätte das BRK investiert, der Krankenstand bei den Mitarbeitern des BRK-Kreisverbandes konnte 2014 reduziert werden. Etwa 100 000 Euro konnten dadurch eingespart werden.
Über die weiteren Schritte von LQG berichtete die Projektleiterin Antje Angles. Zuvor wies sie auf Projekte wie das "Freiwilliges digitale Jahr" in Zusammenarbeit mit der Sparkasse oder den Azubis von Rauschert Steinbach und Gerrresheimer Tettau hin, die zusammen mit Heimbewohnern einen Ausflug durchgeführt haben. Es geht dabei um die Stärkung sozialer Kompetenzen bei den Mitarbeitern beziehungsweise jungen Menschen.
Ein Erfolgsmodell sei auch die Einführung der Ferienprogramme. So haben im vergangenen Jahr 368 Kinder dieses Angebot genutzt. Eingeführt werden soll nun mit "NIKO" ein Notfalltelefon, bei dem bei kurzfristigen Ausfällen Mitarbeiter vom BRK ins Haus kommen und die Betreuung von Kindern kurzfristig übernehmen.
Roland Beierwaltes machte klar, dass die Projektleiter und Verantwortlichen von LQG keine Garantien und Versprechungen abgeben können, aber - sie können den Mitarbeitern von an LQG beteiligten Unternehmen bei Fragen "rund um die Betreuung" von Kindern und pflegenden Angehörigen unterstützen, sie können Hilfestellungen bei der Bewältigung bürokratischer Hürden geben. Er wies daraufhin, dass aus den ursprünglich sechs Kooperationspartnern mit 2800 Mitarbeitern mittlerweile 19 Kooperationspartner mit 6300 Mitarbeitern bei LQG geworden seien. Ganz neu dabei ist Heinz-Gruppe aus Kleintettau.