Der 1. FC Nürnberg überwintert in der Bundesliga auf Platz 14. Werden in der Winterpause neue Spieler geholt? Wer wird neuer Clubtrainer?
Es sind ja turbulente Weihnachten für den Club. Wie geht es Ihnen Herr Bader, nachdem das Team jetzt ohne Trainer dasteht? Martin Bader: Ich habe am Donnerstagabend erfahren, dass Dieter Hecking Kontakt zu Wolfsburg hat, und versuchte, noch mal alles in die Waagschale reinzulegen, was den 1. FCN ausmacht und auch unsere dreijährige Zusammenarbeit, die absolut erfolgreich war. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar.
Sie wollten Hecking, für den der Club jetzt 750 000 Euro Ablöse bekommt, wohl noch bis Sommer halten? Ja, ich habe versucht das so hinzukriegen, dass er uns nicht gleich verlässt, damit ich auch noch Zeit habe eine vernünftige Nachfolgeregelung hinzubekommen. Ich hätte mir gewünscht, dass wir das ein bisschen eleganter hinkriegen.
Sind Sie verbittert? Ich bin sehr enttäuscht. Das ist aber auch normal. Es hat eigentlich alles hervorragend zwischen uns gepasst. Er ist als Fachmann und Mensch ein enormer Verlust und hinterlässt eine funktionierende Mannschaft. Dieter Hecking war die beste Lösung. Und wenn du dann so eine Lösung verlierst, ist man immer enttäuscht.
Jetzt gilt es nach vorn zu blicken. Wäre denn Michael Wiesinger, U23-Coach beim Club, einer das Zeug zum Chef-Trainer hat? Wir wären schlechte Verantwortliche, wenn wir uns keine Gedanken machen würden. Aber das ist noch nicht abgeschlossen. Es ist doch logisch, dass wir mit den Personen aus dem sportlichen Bereich die Lage besprechen. Ich schätze viel an Wiesinger, sonst hätten wir ihn nicht geholt. Aber wir sollten es noch ein wenig offen lassen. Wir machen uns über mehrere Namen Gedanken, aber natürlich auch über den Michael. Wir müssen es schaffen bis zum 3. Januar einen Trainer zu haben, mit dem wir unsere sportlichen Ziele erreichen.
Blicken wir auf die gespielte Hinrunde: Wie zufrieden sind Sie mit Platz 14? Da bin ich zweigeteilt. Es lief ganz ordentlich, wir wollten 20 Punkte holen, planen mit 40 für die gesamte Saison. Daher haben wir unser Soll in der Hinrunde erfüllt. Andererseits hätte es auch besser laufen können. Wir hatten eine schwierige Phase, in der die Gefahr herrschte, in einen Strudel mit Selbstzweifeln zu geraten. Gegen Hannover und Stuttgart waren individuelle Fehler schuld an den Punktverlusten. Doch die Mannschaft zeigte Moral und kam zurück. So haben wir die Abwärtsspirale gestoppt - im Gegensatz zu Hoffenheim. Daher bewerte ich die Hinrunde mit einem Sternchen.
Welcher Mannschaftsteil hat Sie überzeugt und wo gibt's noch Handlungsbedarf? Gefallen hat mir am meisten die Art und Weise, wie wir gegen den Ball arbeiten. Nilsson und Klose in der Innenverteidigung sind sehr gut in Form. Dazu kommen Chandler, Pinola im Verbund mit Simons und Balitsch - diese Spieler waren der Schlüssel für das Zurückgewinnen von Selbstvertrauen. Vorne dagegen fehlt es uns noch an Durchschlagskraft, wir brauchen einfach zu viele Chancen für unsere Tore. Alexander Esswein blieb mit seiner Form hinter den Erwartungen zurück. Im Sturm gilt es sich daher zu verstärken. Wenn sich die Chance ergeben sollte, könnte das auch schon in der Winterpause der Fall sein. Uns ist dabei immer wichtig, dass der neue Spieler darauf brennt, für den Club spielen zu dürfen. Erfahrung ist da eher nachrangig.
Was ist dran an den Spekulationen, dass Alexander Madlung vom VfL Wolfsburg zum 1. FCN kommen könnte? An solchen Spekulationen möchte ich mich nicht beteiligen. Wir werden aber alles abwägen. Doch Fakt ist auch, dass ein Alexander Madlung spielen will, bei uns aber Nilsson und Klose gesetzt sind. Daher haben wir zur Zeit auf dieser Position eher keine Notwendigkeit zu handeln. Ansonsten gilt der Satz: Alles kann, nix muss.
Ist Abwehrspieler Marcos Antonio bald weg? Mit ihm hatten wir ein offenes Gespräch. Wir werden unseren Vertrag erfüllen. Wenn es ein vernünftiges Angebot eines Vereins gibt, dann werden wir ihm keine Steine in den Weg legen.
Gibt es Manager-Wechsel in der Bundesliga fällt häufig ihr Name als potenzieller Kandidat. Erfüllt Sie das mit ein wenig Stolz? Solche Spekulationen dienen häufig nur einzig und allein dazu, die Zeilen zu füllen. Nicht jeder Verein denkt ja wirklich über meinen Namen nach. Und ehrlich gesagt, interessiert mich das nicht. Ich habe beim 1. FC Nürnberg einen langfristigen Vertrag bis 2017 und möchte noch vieles erreichen zusammen mit meinen Mitarbeitern. Gerade als Manager wird man so gut wie nie gelobt für eine positive Entwicklung, so läuft eben das Geschäft. Generell hinterfrage ich mich und meine Arbeit häufig, halte das dann auch fest und schreibe mir das in mein Tagebuch.
Stichwort Club-Stadion - hier könnte es anscheinend bald schon große Neuigkeiten geben. Was haben Sie vor? Wir müssen uns den Rahmenbedingungen ganz klar stellen. Tatsache ist, dass das Stadion umgebaut werden muss. In Stuttgart oder Bremen ist das getan worden, dort gibt es nun reine Fußball-Arenen. Daher lassen wir eine Machbarkeitsstudie erstellen mit den Varianten Umbau oder Neubau eines eigenen Stadions auf der grünen Wiese. Liga-Konkurrenten wie Mainz oder Gladbach sind diesen Schritt gegangen und haben ihre Traditionsstadien verlassen. Seitdem haben sie uns gegenüber ganz klare Vorteile. Wir brauchen ein reines Fußballstadion, das unsere fantastischen Fans auch verdient haben. Mainz etwa verfügt in der neuen Spielstätte über 3000 Business-Sitze, wir haben nur 800 und dort gibt es 40 VIP-Lounges, während uns lediglich 20 zur Verfügung stehen. Wir brauchen bessere Bedingungen, damit wir weiter gut wirtschaften können. Wenn sich an unseren Einnahmemöglichkeiten nichts ändert, wird unser Etat immer zu den vier, fünf schlechtesten der Bundesliga gehören.
Wie sieht überhaupt Ihr Masterplan für den 1. FCN aus? Das A und O ist, dass wir konstant in der Bundesliga spielen. Dem hat sich alles unterzuordnen. Wir möchten aber auch den Zuschauerschnitt von derzeit rund 42.000 auf 45.000 heben. Zudem wollen wir weiter unsere Mitgliederzahlen erhöhen. In der Jugendarbeit ist unser Ziel, am VfB Stuttgart vorbeizuziehen, Wir möchten jede Saison ein bis zwei Jugendspieler an das Profi-Team heranführen. Was wir brauchen, sind viele kleine Schritte. Dabei spielt es keine große Rolle, ob wir eine Saison dann als achter oder zwölfter abschließen.
Der tiefe Fall des einstigen Spielers Breno macht nicht nur die Fans betroffen. Kann der Club dem Brasilianer, der zur Zeit eine Haftstrafe verbüßt, helfen? Und wenn ja wie? Breno hat damals sieben Spiele für uns gemacht und sich mit dem Verein vorbildlich identifiziert. Bei ihm würden wir gerne für beide Seiten eine sinnvolle Lösung finden. Wir wollen ihm eine Tür aufmachen. Wenn die Justiz mitmacht, könnte er während eines offenen Vollzugs bei uns mittrainieren. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Breno eine Straftat begangen hat, für die er nun im Gefängnis sitzt. Doch wir wollen ihm helfen, wenn er sich dann auch eine Zukunft bei uns vorstellen kann. Aber angesichts des Vertragsangebots des FC São Paulo für Breno wird das nun schwer, das macht alles sehr viel komplizierter.
Wie sehen denn Ihre Weihnachtsplanungen aus? Haben Sie denn gute Vorsätze fürs neue Jahr? Ich werde am 24. den Geburtstag meiner Tochter feiern, danach noch einen Kurzurlaub machen. Am 2. Januar werde ich wieder in Nürnberg am Schreibtisch sitzen und am 3. startet dann das Training. Fürs neue Jahr wünsche ich mir vor allem Erfolg für meine Tochter in der dritten Klasse. Erfolg in der Schule ist schließlich die wichtigste Startvorraussetzung.
Können Sie den Fans wenigstens einen Derby-Sieg gegen Fürth in der Rückrunde versprechen? Es ist ja klar, dass Spiele gegen Fürth das beherrschende Thema sind. Doch für mich steht der Klassenerhalt über allem. Wobei es natürlich am schönsten wäre, in der Liga zu bleiben und gleichzeitig auch Fürth zu schlagen.
Ganz klar ist mein Favorit Markus Babbel. Aber bevor man Namen wie Wolf, Funkel, Neururer oder vielleicht sogar Matthäus in den Mund nimmt, sollte man eher auf Michael Wiesinger setzen ( falls ein anderer Trainer zu teuer ist). Trotzdem lieber Herr Bader, der "Club" braucht keinen "Feuerwehrmann", sondern einen Trainer der auch mal mit zwei Augen in die obere Tabellenhäjfte blickt!
Ganz klar ist mein Favorit Markus Babbel. Aber bevor man Namen wie Wolf, Funkel, Neururer oder vielleicht sogar Matthäus in den Mund nimmt, sollte man eher auf Michael Wiesinger setzen ( falls ein anderer Trainer zu teuer ist). Trotzdem lieber Herr Bader, der "Club" braucht keinen "Feuerwehrmann", sondern einen Trainer der auch mal mit zwei Augen in die obere Tabellenhäjfte blickt!