Der Bürgerverein Ebern sorgt sich um den Zustand der früheren Brunnen-Statue, die auf dem Marktplatz stand. Im Rathaushof steht die Statue ziemlich vergessen herum.
"Eigentlich ist es schade, dass diese wunderbare Statue hier so versteckt wird", so Ingo Hafenecker, Vorsitzender des Bürgervereins Ebern. Er meint die Brunnen-Statue der Pallas Athene, die früher vor der Wirtschaft "Zum Grünen Baum", heute Flessabank, auf dem Marktplatz stand. Nun steht die Statue schon seit Jahren im Hof des Rathauses. Dorthin kommt, außer zu bestimmten Gelegenheiten, niemand. "Nichtmal die Stadtführer kommen hier her", weiß Hafenecker.
Dabei bildet die Pallas Athene mit dem Neptun figürlich eine Einheit. Bereits in der griechischen Antike galten die weise, vernünftige Athene und der ungestüme, wilde Poseidon (römisch Neptun) als Gegenpaar, das aber dennoch einander bedurfte. Schließlich gilt auch die größte Weisheit und Vernunft nichts ohne ein gewisses Ungestüm, durch das die Weisheit und Vernunft schließlich wieder offenbar werden.
1707 entstanden Das vertrackte, laut Hafenecker, ist dass er noch nicht herausfinden konnte, wer die Statuen gemacht hat. "Wir wissen nur, dass die Pallas 1707 entstanden ist." Denn diese Jahreszahl ist auf dem Sockel der Statue eingraviert. 308 Jahre wird sie in diesem Jahr also alt.
Doch mittlerweile tut sich ein neues Problem auf. So langsam nagt der Zahn der Zeit in Form von Witterungseinflüssen, aber auch in Form von Kindern, die auf ihr herumklettern, an der ehrwürdigen Göttin. Zwar sind die Schäden noch nicht so gravierend, dass die Statue irreparabel geschädigt wäre. Dennoch sollte etwas getan werden. "Wenn wir nichts tun, wird es schließlich nicht besser" so der Vorsitzende des Bürgervereins. "Eine ganz einfache Maßnahme wäre, wenn die Eltern ihre Kinder nicht mehr auf der Athene herumklettern lassen", meint Hafenecker. Das Bewusstsein für die Bedeutung der Statue müsse also wieder verstärkt geweckt werden. Einen Anfang macht dieser Bericht.
Weitere Maßnahmen könnten sein, den Sockel der Statue an Festen mit einem Holzkasten zu verkleiden, damit der Abrieb durch unbedachte Kinderfüße nicht noch stärker wird. Auch im Winter wäre es sinnvoll, die gesamte Statue in einem Holzkasten verschwinden zu lassen. So stellt Ingo Hafenecker fest: "Das ist nicht so arg aufwändig, schützt die Figur aber trotzdem sehr gut", vor allem vor den Folgen von Nässe und Eis, die für Abplatzungen am Sandstein sorgen.
Arbeit für den Bauhof? In anderen Städten ist es längst üblich, Statuen und Brunnen im Winter durch Holzkästen vor den schädlichen Witterungseinflüssen zu schützen. "Das ist ein Aufwand, den wir vom Bürgerverein auch für unseren Bauhof für vertretbar halten." Schließlich müsse im Herbst nur der Kasten hingestellt und im Frühjahr wieder entfernt werden. "So ein Kasten ist kein Hexenwerk und muss auch kein Kunstwerk sein." Eine weitere Maßnahme könnte sein, den Rathaushof wieder stärker der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So könnte der Rathaushof als Veranstaltungsort auch seitens der Stadt, besonders im Sommer, wieder stärker genutzt werden. Oder aber die Stadtführer könnten Zugang zum Hof erhalten. Aber auch eine Informationstafel mit Erklärungen zur Figur, ihrer Geschichte und Bedeutung für die Stadt wäre ein sinnvoller Ansatz.
Denkbar wären also viele Ansätze und Lösungen. "Natürlich sind wir als Bürgerverein auch bereit etwas zu tun, aber in erster Linie sehen wir hier die Stadt in der Pflicht." Besonders da der Bürgermeister immer wieder betone, er wolle die Stadt lebhaft sowohl nach innen, als auch nach außen präsentieren. "Und was wäre da geeigneter als solch eine wunderbare Statue?" Auch Kreisheimatpfleger Günter Lipp hat Ingo Hafenecker schon angesprochen und der Kreisheimatpfleger hat versprochen, sich einmal mit der Statue zu beschäftigen, berichtet Hafenecker. "Das geht natürlich nicht von jetzt auf nachher." Natürlich gab es auch im Bürgerverein schon eine Diskussion, die Statue wieder an ihren angestammten Platz oder zumindest in dessen Nähe auf dem Marktplatz, vielleicht vor dem Streits-Haus, das momentan saniert wird, zu versetzen. Ob das möglich, sinnvoll oder gar unsinnig ist, darüber konnte sich der Bürgerverein allerdings nicht einigen. "Vielleicht fällt unseren Stadtvätern ja etwas Vernünftiges ein", zwinkert Hafenecker mit Hintergedanken an Athenes Attribut der Vernunft. Vielleicht steht sie auch genau deshalb im Rathaushof und ist gut vom großen Sitzungssaal zu sehen, um die Stadträte immer wieder an Weisheit und Vernunft zu gemahnen.
Es wäre wirklich zu schade, wenn Pallas Athene weiterhin im Rathaushof versteckt werden würde. Die Neptun-Brunnen-Figur wurde 1706 vom Bildhauer Sebastian Degler (Bamberg) geschaffen, der u.a. auch für die Außenfiguren an der Kirche in Memmelsdorf (OFr.) verantwortlich war. Das Erscheinungsbild der Pallas-Athene-Statue würde nach meinem Eindruck auch zu Sebastian Degler passen. Vielleicht gibt's eine alte Rechnung im Stadt- oder Staatsarchiv?
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