Ab dem Lehrjahr 2014/2015 müssen die Auszubildenden der Maler- und Lackiererbetriebe im Landkreis Haßberge nach Schweinfurt zur Berufsschule. Diese Nachricht schlug bei der Vorstellung der neuen Lehrwerkstatt der Maler- und Lackiererinnung ein.
Ab dem Lehrjahr 2014/2015 müssen die Auszubildenden der Maler- und Lackiererbetriebe im Landkreis Haßberge nach Schweinfurt zur Berufsschule. "Das ist für die Bereiche kurz um Haßfurt kein Problem, hier haben wir eine gute Bahnverbindung", stellte Obermeister Michael Ott, Burgpreppach, fest. Doch für den restlichen Landkreis stelle das sehr wohl ein Problem dar. "Unsere Auszubildenden fangen mit 15, 16 Jahren an, da haben sie noch keinen Führerschein. Und die öffentlichen Verkehrsverbindungen sind nicht die besten."
So werden wohl in Zukunft viele Innungsbetriebe entweder ihre Ausbildungsleistungen zurückfahren und keine Lehrlinge mehr einstellen oder vermehrt Gastschulanträge nach Bamberg stellen, wohin vor allem aus dem nördlichen Landkreis die Verbindungen besser sind.
Zu wenige Schüler "Die Mindestklassenstärken von 16 Mann können einfach nicht mehr überall erfüllt werden", verteidigte Landrat Wilhelm Schneider (CSU) die Entscheidung der Schulträger. Zudem sollen sogenannte Kompetenzzentren entstehen. In manchen Berufen sei es bereits so weit, da existierten nur noch zwei oder drei Berufsschulen in ganz Deutschland, erläuterte Schneider weiter. Dennoch wolle er sich mit seinem Kämmerer, den Vertretern der Schulen und des ÖPNV zusammensetzen, um eine gute Lösung zu finden.
Trotz dieser Probleme zeigte sich Schneider beeindruckt. Denn der eigentliche Grund für die Zusammenkunft am Samstagnachmittag mit den Handwerksmeistern war, dass die neue Lehrwerkstätte der Malerinnung in den Räumen der Firma Sidon in Haßfurt offiziell ihrer Bestimmung übergeben wurde.
Eigene Lehrwerkstatt "Bisher hatten wir uns für die überbetriebliche Ausbildung in der Berufsschule eingemietet", verdeutlichte Ott. Doch dies sei aufgrund der neuen Planungen nun nicht mehr möglich. Also nutzte die Innung die Chance, die sie durch die Firma Sidon erhalten hatte, und schuf sich ihre eigene Lehrwerkstatt, zu der auch eine Geschäftsstelle kommt. Künftig werden die Auszubildenden acht bis zehn Wochen pro Lehrjahr in der neuen Lehrwerkstatt verbringen, acht Wochen sind sie im überbetrieblichen Unterricht, zwei Wochen haben sie für die (Abschluss-)Prüfungen. Im überbetrieblichen Unterricht lernen die Auszubildenden Techniken und Fertigkeiten, die während des Alltags auf der Baustelle sowie teilweise im normalen Berufsschulunterricht zu kurz kommen.
"Ob wir nun an die Schule, die Firma Sidon oder jemand anderen Miete zahlen, bleibt sich eigentlich gleich", resümierte Ott. So war bald die Entscheidung gefallen mit der Begründung: "Wir tun das für unsere Auszubildenden, für unsere Mitarbeiter und für alle Innungsbetriebe." Besonderen Dank sprach der Obermeister auch den Auszubildenden aus. "Sie haben mit positiver Kritik und konstruktiven Vorschlägen sowie bei deren Umsetzung ein stetiges Mitwirken gezeigt."
Konkurrenz mit der Industrie Dass es so etwas wie eine überbetriebliche Ausbildung bei den Malern im Landkreis gibt, freute den Landrat sehr. "Geben Sie Ihr Wissen, Ihre Kenntnisse weiter", forderte er die anwesenden Maler- und Lackierermeister auf und bedankte sich gleichzeitig für die weiterhin hohe Ausbildungsbereitschaft des Handwerks. "Das Problem des Nachwuchsmangels trifft auch Sie, ich weiß. Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt", sagte Schneider. Es gebe nicht nur immer weniger Kinder und Jugendliche, die Handwerksbetriebe konkurrierten auch mit der Industrie, die oft angenehmere Arbeitszeiten bei weniger körperlich anstrengender Arbeit bieten könne. Schneider: "Diese Situation wird sich noch verschärfen. Umso dankbarer bin ich, dass Sie das hier trotzdem schultern und weiterhin so fleißig ausbilden." Zudem bat er die Handwerksmeister: "Rühren Sie die Werbetrommel für Ihr Handwerk."
Und dass Handwerk durchaus goldenen Boden haben kann, das zeigte Michael Ott dem Landrat. Denn er bedankte sich bei Schneider mit einem vergoldeten Stein aus Maroldsweisach, der Heimatgemeinde des Landrats.
Gesellenstücke präsentiert Die Malerinnung nutzte die Gelegenheit, neben den neuen Räumen auch die Gesellenstücke der diesjährigen Auszubildenden im dritten Lehrjahr vorzustellen. So waren viele Azubis mit ihren Eltern und Familien gekommen, um zu zeigen, was sie in den vergangenen drei Jahren gelernt haben. Bei den von den Lehrlingen gestalteten Kojen komme es vor allem auf die Technik und saubere Durchführung an, erklärte Malermeister Anton Gerstenkorn aus Ebern, der auch die überbetriebliche Ausbildung mit durchführt. "Die Azubis bekommen einen Kundenauftrag, wie er auch in der Realität sein könnte", erklärte Gerstenkorn. Teils seien Materialien und Farben vorgegeben, teils dürften die Azubis selbst kreativ werden. Die Prüfungskommission bewerte die fertigen Arbeiten.
"Ziel ist, dass die Lehrlinge zeigen, dass sie einen Kundenauftrag vollständig ausführen können." Dabei könne es schon einmal vorkommen, dass unter dem Druck der Prüfung ein Teil des Auftrags überlesen werde oder in der Hektik und dem Bemühen, alles perfekt zu machen, etwas daneben gehe. Gerstenkorn: "Aber damit müssen sie umgehen lernen. Schließlich geht es im Alltag auch oft stressig zu."
kb