Ein Wiedersehen nach Jahrzehnten feierten ehemalige Auszubildende der Firma Kugelfischer in Ebern. Die Männer hatten vor genau 50 Jahren als "Stifte" in dem Betrieb angefangen, der heute FTE heißt. Damals betrug der Stundenlohn drei Mark.
Über 50 Jahre den Kontakt zu halten ist gar nicht so einfach. Dennoch haben es die 20 Männer geschafft. Damals, im September 1964, hatten sie alle ihren ersten Arbeitstag als Auszubildende, "Stiften", wie sie damals noch genannt wurden, bei FTE, der damals auch noch FAG Kugelfischer Georg Schäfer & Co., kurz "Kufi", hieß. Und kürzlich haben sie sich dort wiedergetroffen, wo ihr Berufliches Schicksal begonnen hat.
Angefangen haben die Männer als Maschinenschlosser, Dreher, technische Zeichner, Elektriker und Werkzeugschlosser. Der Verdienst betrug 95,25 DM brutto im ersten Lehrjahr. Im vierten Lehrjahr waren es dann immerhin schon 153 DM. "Als Facharbeiter hatte man zur damaligen Zeit knapp über drei DM" erzählt Otto Ankenbrand. Zum Vergleich: "A Seidla Polarbär hat 1964 beim Streit's Schorsch im Biergarten 55 Pfennig gekostet."
Unterschiedliche Wege gegangen
Nach der Lehrlingsausbildung sind viele vom "Kufi" fortgegangen und haben sich weitergebildet. Einer wurde Arzt, ein anderer Lehrer, Maschinenbauingenieure, Elektroingenieure, einige Meister und Techniker und anderes in dieser Richtung. Aber ein Teil blieb auch dem Ausbildungsbetrieb treu und feierte 2004 sein 40. Betriebs-Jubiläum.
Jetzt sind alle bis auf einen über Teilzeit und andere Modelle bereits im Ruhestand. Aber auch er wird bald aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Und zum ersten Mal seit Ende ihrer Lehrzeit haben sie sich nun alle zusammen wiedergetroffen. "Naja, ganz alle sind wir nicht", erzählt Otto Ankenbrand, der das Treffen mitorganisiert hat. "Irgendeiner kann immer nicht." Zwei der ehemaligen Mit-Lehrlinge sind bereits verstorben und einen haben die rüstigen Herren erst gar nicht ausfindig machen können. "Der soll sich irgendwo am oder um den Tegernsee aufhalten, genaueres wissen wir aber nicht."
Die Idee für dieses Treffen hatten die Herren schon länger, erzählt Otto Ankenbrand. Kontakt hatte er ohnehin noch zu den meisten. "Man hat sich hier und da mal getroffen oder mal telefoniert." Und jetzt mit dem 50-Jährigen seit Beginn der Lehrzeit hat das einfach gut gepasst. "Wir haben auch mal überlegt, ob wir uns 50 Jahre nach dem Ende der Lehrzeit treffen sollen. Aber da wussten wir nicht, wann wir das hätten machen sollen", erzählt Ankenbrand.
Unterschiedliche Lehrzeiten
Das Problem dabei: Damals dauerten die Ausbildungen unterschiedlich lange. Manche waren nach drei Jahren fertig, andere Berufe brauchten dreieinhalb Jahre. Dazu kam die Möglichkeit die Lehrzeit zu verkürzen, die ebenfalls einige Lehrlinge genutzt haben. So wurden sie alle unterschiedlich fertig. Außerdem hätten sie sonst die, die bereits nach der Probezeit aufgehört haben oder als Praktikanten mit ihnen tätig waren, nur schwer einladen können. So waren aber auch die beiden mit von der Partie.
Nach dem ersten Treffen am Tor des ehemaligen Ausbildungsbetriebs, wo es schon losging "Ich bin der Werner, erinnerst du dich? Ich hab doch damals ..." ging die Truppe geschlossen in die ehemalige Kaserne.
Dort frischten sie noch andere zahlreiche Erinnerungen und Kontakte von früher wieder auf. Besonders die Erinnerungen an die Berufsschulzeit "Unser Klassenlehrer war damals der Lothar Morgenthum." Erinnern sich die Männer. "Man, war der streng. Einer hat mal seine Hausschuhe vergessen. Damals durfte man ja nur mit Hausschuhen ins Klassenzimmer" erinnern sie sich. "Genau der musste dann an dem Tag in den Betrieb zum Arbeiten und am nächsten Tag in der Berufsschule alles nachholen."
"Männla, Männla,..."
Aber auch der Ausbildungsleiter im Betrieb, Richard Lips, nahm eine zentrale Rolle in den Erinnerungen ein. "Männla, Männla, des kannst so net mach" war sein Standard-Spruch. "Erinnert ihr euch? Die ersten zwei Monate mussten wir U-Stahl schrubben. So was kommt heute nicht mehr vor." Diese und weitere Erinnerungen, wie die Anekdote, als sie alle den Religionsunterricht beim Pfarrer geschwänzt haben "Mannomann, das gab eine Standpauke", frischten die Herren wieder auf.
Auch Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), ehemals Betriebsratsvorsitzender bei FTE, der dort zu einer anderen Veranstaltung weilte, gesellte sich für kurze Zeit an den Tisch und beglückwünschte die Herren zu ihrer Verbundenheit. Viele kannte er ja noch von früher und freute sich mit ihnen, dass Kontakte die mit der Ausbildung beginnen, so lange halten können.