Malerinnung hat Nachwuchssorgen

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Immer weniger Jugendliche nehmen im Landkreis Haßberge den malerpinsel in die Hand. Fotos: Katharina Becht
Immer weniger Jugendliche nehmen im Landkreis Haßberge den malerpinsel in die Hand. Fotos: Katharina Becht
 
Obermeister Michael Ott (ganz links), sein Stellvertreter Jürgen Fromm (ganz rechts) und stellvertretender Landrat Oskar Ebert (2. Von rechts) gratulierten Hilmar Martin, Simon Theo und Adolf Ullrich (v.l.) zum goldenen Meisterbrief.
Obermeister Michael Ott (ganz links), sein Stellvertreter Jürgen Fromm (ganz rechts) und stellvertretender Landrat Oskar Ebert (2. Von rechts) gratulierten Hilmar Martin, Simon Theo und Adolf Ullrich (v.l.) zum goldenen Meisterbrief.
 
Paul Berchtold (Zeil) und Dieter Gerstenkorn (Ebern) im Gespräch mit stellvertretendem Landrat Oskar Ebert, der sich die Probleme der Malerinnung genau anhörte.
Paul Berchtold (Zeil) und Dieter Gerstenkorn (Ebern) im Gespräch mit stellvertretendem Landrat Oskar Ebert, der sich die Probleme der Malerinnung genau anhörte.
 
Auch an den Tischen diskutierten die Malermeister und ihre Frauen häufig das Problem der Lehrlinge und Schulsituation.
Auch an den Tischen diskutierten die Malermeister und ihre Frauen häufig das Problem der Lehrlinge und Schulsituation.
 

"Alte Hasen" standen im Blickpunkt bei der Zusammenkunft der Handwerksmeister in Ebern, denn jahrzehntelange Mitglieder wurden geehrt. Die Gespräche jedoch rankten sich vor allem um die Probleme, in den Haßbergen Auszubildende zu finden.

Nachwuchssorgen plagen die Handwerk und insbesondere auch die Malerinnung im Raum Haßberge. Sie waren beherrschendes Thema beim Neujahrsempfang in Ebern.

Sich einfach mal zusammensetzen und unterhalten. Diese Gelegenheit bietet die Malerinnung im Landkreis Haßberge ihren Mitgliedern einmal im Jahr beim Neujahrsempfang. Zudem bietet sich so für Obermeister Michael Ott die Gelegenheit, Ehrungen in einem würdigen rahmen durchzuführen.

"So eine Ehrung ist etwas Besonderes", erklärte Ott. Schließlich werden im Handwerk die Meister erst ab einer 40-jährigen Tätigkeit als Meister mit dem goldenen Meisterbrief gewürdigt. "Und 40 Jahre sind gerade in der heutigen Zeit kein Pappenstiel", weiß der Obermeister.

Besondere Sorgen macht sich die Innung um den Nachwuchs. So konnten in diesem Jahr deutlich weniger Betriebe einen Azubi melden.
Kamen sonst immer (zusammen mit den Fahrzeuglackierern) 17 Lehrlinge aus dem Landkreis, waren es zu Beginn dieses Ausbildungsjahres gerade einmal sieben.

Weite Wege

"Es ist ohnehin schon schwierig, Auszubildende zu bekommen", erläuterte Michael Ott. "Und jetzt, mit der Schulsituation, ist es eine Katastrophe." Seit dem Schuljahr 2014/15 müssen nämlich die Auszubildenden Maler und Lackierer aus dem Landkreis Haßberge nach Schweinfurt in die Berufsschule.

Für die Azubis aus dem Maintal, wo eine akzeptable bis gute öffentliche Nahverbindung besteht, ist dies kein Problem. Für junge Menschen aus dem Steigerwald, aber auch aus dem Raum Ebern-Maroldsweisach und Hofheim dagegen schon. Vor allem weil die öffentlichen Verkehrsverbindungen nach Schweinfurt fehlen. "Unsere Azubis müssen ja erstmal nach Ebern kommen, damit sie von da aus per Bus oder Bahn (über Bamberg) weiter nach Schweinfurt kommen. Das ist eine halbe Weltreise", befand der Obermeister. Da sein Betrieb in Burgpreppach sitzt, kennt er das Problem aus eigener Erfahrung.

Aus Oberfranken

Im Steigerwald dagegen kommen viele Lehrlinge auch aus Oberfranken: "Wir haben junge Männer, die wohnen im Landkreis Forchheim oder in Bamberg, einer sogar direkt neben der Berufsschule, und die müssen trotzdem nach Schweinfurt", berichtete Ott weiter. Problem ist, so der Obermeister, dass die Gastschulanträge für Bamberg kategorisch abgelehnt werden. "Ich weiß nicht, ob man hier die Realität nicht sehen will, oder ob es um die zwanghafte Erhaltung der zweiten Malerklasse in der Berufsschule Schweinfurt geht", so Michael Ott weiter. Fakt sei, dass das Wohl der Schüler dabei auf der Strecke bleibt.

Und genau deswegen konnten viele Malermeister berichten, dass potenzielle Azubis die Stellen wieder abgesagt hatten. "Wir haben ja den Gedanken schon aufgegeben, irgendwann wieder in Haßfurt eine Berufsschulklasse zu bekommen", gestanden auch Paul Berchtold (Zeil) und Jürgen Fromm (Memmelsdorf/Ufr.). "Aber wenigstens die Gastschulanträge sollten doch genehmigt werden." Sonst wären die Firmen gezwungen, zu anderen Mitteln zu greifen.

Trick mit Zweitetrieb

"Ich weiß von einem Kollegen der einen Zweitbetrieb im Nachbarort, der aber im Landkreis Bamberg liegt, angemeldet hat, damit seine Stiften dort in die Berufsschule können", erzählte ein weiterer Malermeister aus dem Steigerwald. Damit gehen auch den eigentlichen Betriebssitzen im Landkreis Steuereinnahmen verloren.

Diesen Wink mit dem Scheunentor konnte der stellvertretende Landrat Oskar Ebert, selbst aus dem Steigerwald, nicht übersehen. Der Freie Wähler-Politiker wollte und konnte nichts versprechen, doch immerhin, so sagte er selbst "jetzt kenn ich ja das Problem und kann mich mal informieren." Ebert würdigte die Leistung der Innungsmitglieder. Er sagte, es freue ihn, Menschen, mit solch einem Durchhaltewillen wie diese Handwerker zu treffen.
Besonderen Durchhaltewillen hatten die Geehrten des Abends bewiesen.

52 Jahre bei der Innung

Hilmar Martin aus Kraisdorf und Adolf Ullrich aus Bundorf konnten beide den goldenen Meisterbrief für 40 Jahre Meistertätigkeit im Malerhandwerk entgegennehmen. Eine besondere Ehre war es für Michael Ott, Simon Theo den goldenen Meisterbrief für 52 Jahre als Malermeister überreichen zu dürfen. Die Besonderheit dabei:Theo ist eigentlich Mitglied der Handwerkskammer Rhein Main, da er sein Malergeschäft bis 1994 in Frankfurt am Main geführt hatte. "Aber im Ruhestand zog er mit seiner Frau in den Burgpreppacher Gemeindeteil Fitzendorf, erklärte Ott den versammelten Malermeistern: "Deshalb sind wir jetzt für ihn zuständig." In den rund 20 Jahren, die er nun schon im Haßbergkreis lebt und seinen Ruhestand genießt, hat sich Simon Theo nach eigenem Bekunden dennoch der Malerinnung immer zugehörig und verbunden gefühlt.