Die Theatergruppe der Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule in Ebern wagte sich mit einer Inszenierung von Goethes "Faust" an schwere Kost. Die Aufführung überzeugte mit beeindruckenden Einfälle und bemerkenswerten schauspielerischen Leistungen.
Den Schülern der Dr.-Ernst-Schmidt-Realschule in Ebern ist es gelungen, schwere Kost auf amüsante Weise darzubieten. Goethes "Faust", bekanntermaßen nicht gerade ein Leichtgewicht, was Theaterstücke angeht, haben sie in wochenlanger Arbeit so gut einstudiert, dass den Zuschauern ein kurzweiliger Abend in der Kantine von FTE möglich war.
Besonders die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller machte nicht nur die zerrissene Figur des Doktor Faust, das tragisch naive Gretchen und den gerissenen Bösewicht Mephisto lebendig, sondern sorgte auch dafür, dass diese Figuren real wurden.
Starke Hauptdarsteller
Martin Kaspar, der den Heinrich Faust gab, verpasste seiner Figur eine Tiefe, die man bei einem Schüler kaum erwartet. Aber auch Luisa Hink, die das Gretchen darstellte, überzeugte mit ihrer Leistung. Sie spielte das naive Mädchen, das durch die hinterlistigen Machenschaften des Mephisto (hervorragend gespielt von Uwe Ehbauer) in die Arme des Faust und von dort in den Wahnsinn getrieben wird, mit einer Intensität, die auch die Verzweiflung, als sie ihr neugeborenes Kind umbringt, greifbar macht.
Die Geschichte selbst ist bekannt und doch überrascht sie immer wieder. Ein Klassiker der Literatur eben. So wetten zu Beginn Gott und der Teufel (Mephisto) um die Seele des Heinrich Faust, woraufhin Mephisto beginnt, sein Unwesen zu treiben und Faust auf vielerlei Arten in Versuchung führt. Er soll sagen, "Augenblick, verweile doch, du bist so schön." Denn damit hätte Mephisto Faustens Seele und die Wette gewonnen.
Doch Faust gerät erst bei Gretchen in Versuchung, diesen Satz zu sagen. Aber auch hier sind ihm letztlich die fleischlichen und weltlichen Genüsse wichtiger, als das Seelenheil, so treibt er nicht nur Gretchen in den Ruin sondern tötet auch ihre Mutter und ihren Bruder.
Starke Szenen
Beeindruckend beispielsweise wird dargestellt, wie Faust beim Anblick Mephistos feststellt "Das also war des Pudels Kern" und Mephisto selbst, leicht verzweifelt, von sich sagt, er sei "ein Teil der Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft." Dieser Mephisto ist auch eine gewissermaßen tragische Figur, deren Tragik durch ihren Zynismus, in der Darstellung von Uwe Ehbauer, erst richtig deutlich wird.
An dieser Stelle eine Litanei bekannter Zitate aus Goethes Meisterwerk aufzuzählen, würde den schauspielerischen Leistungen unter der Regie von Lehrer Ulrich Offenwanger nicht gerecht werden.
Dazu waren es vielfach auch die kleinen Details, die Dekoration und die Kostüme, die es den Zuschauern leicht machten, Stück und Darsteller in die Herzen zu schließen.
Rektor Hartmut Weiß lobte die Gruppe um den engagierten Lehrer im Anschluss für ihre hervorragende Leistung. "Das Schulhaus hat nachmittags oft geschallt von den Proben", erzählte er, so dass sich mancher fragen mochte, was hier los war. Man merkte also nicht erst beim Spiel, dass die Jugendlichen bei dieser Inszenierung mit vollem Eifer zur Sache gingen.
Die Akteure
Faust: Martin Kaspar,
Mephisto: Uwe Ehbauer
Gretchen: Luisa Hink
Frau Marthe (die Nachbarin): Katharina Löffler
Famulus Wagner und
Gott: Lukas Büchner
Valentin: Christopher Trucks
Weitere Rollen Miriam Wever (Lieschen), Jana Hornung (Hexe und Brandner), Pascal Thieme (Erdgeist), Pauline Eckerlein, Katharina Schmidt, Kerstin Türck (Geister und Engel)
Regie: Ulrich Offenwanger