Dunkler Fleck im Leben: Alkohol

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Das Amtsgericht in Haßfurt Foto: Flegel/Archiv
Das Amtsgericht in Haßfurt Foto: Flegel/Archiv

Das Amtsgericht Haßfurt stellte das Verfahren gegen einen Studenten wegen Körperverletzung ein.

Dass der 21-jährige Student, der auf der Anklagebank im Haßfurter Amtsgericht sitzt, dem Türsteher in einer Disco mit der Faust aufs Auge geschlagen hat, war nur schwer vorstellbar. Zu höflich, zu korrekt und zu kultiviert benahm sich der Beschuldigte im Gerichtssaal. Obwohl er sich kaum erinnern kann, ist er voll geständig. Dann erzählt er von seinem massiven Alkoholproblem, das er endlich in den Griff kriegen will. Das nahmen ihm sowohl der Staatsanwalt als auch der Richter ab. Sie stellten das Verfahren gegen eine geringe Geldauflage von 150 Euro ein.

Disco-Rauferei

Der tätliche Vorfall datiert vom 24. März letzten Jahres. Da kam es im Eingangsbereich einer Disco zu einer Rauferei. Was der Auslöser damals war, weiß keiner mehr. Nach dem Faustschlag revanchierten sich die Sicherheitskräfte und teilten ihrerseits kräftig aus.
Dabei brach sich der Beschuldigte sogar den Mittelfußknochen und musste zwei Wochen lang auf Krücken herumhumpeln.
Der Lebenslauf des jungen Mannes, erklärte der Jugendgerichtshelfer Franz Heinrich, sei wie aus einem Guss. Aufgewachsen in einer intakten Familie in einem kleinen Dorf im Landkreis Haßberge, Vater und Mutter gehen einer geregelten Arbeit nach, in der Realschule hat er den Mittleren Schulabschluss und in der Fachoberschule sein Fachabitur geschafft. Jetzt studiert er an der Fachhochschule.
Der Pädagoge beschrieb vor dem Amtsgericht den Studenten als zielstrebig und selbstkritisch. Mit einem prekären "schwarzen Punkt" in seiner Persönlichkeit. Und der heißt Alkohol. Wenn er in der entsprechenden Gesellschaft ist, trinkt er nicht bloß einen über den Durst, sondern verliert völlig die Selbstkontrolle, kann regelrecht nicht mehr mit dem Saufen aufhören. Es kommt zum Exzess.
Der Trinker schilderte selbst, dass er über Wochen hinweg trocken sei, aber dann folge immer wieder mal der totale Absturz. Leute, die auf diese Weise alkoholkrank sind, bezeichnet man als Quartalssäufer oder auch Quartaltrinker. Im Gegensatz zum "Spiegeltrinker", der ständig einen gewissen Alkoholspiegel braucht, gibt es beim Quartalssäufer immer wieder zeitlich begrenzte Trockenphasen.

Bei der Suchtberatung

Deshalb haben die meisten, die unter dieser Form der Alkoholkrankheit leiden, keine Krankheitseinsicht und denken, sie würden ihren Alkoholkonsum beherrschen. Der Student ist über dieses Stadium offensichtlich hinaus. Er hat erkannt, dass er ein ernsthaftes Alkoholproblem hat, mit dem er alleine nicht fertig wird. Deswegen besucht er seit einiger Zeit eine Suchtberatungsstelle.
Zur Einstellung des Verfahrens konnte sich Staatsanwalt Ralf Hofmann nur "schweren Herzens" durchringen, weil der Beschuldigte bereits zwei Schnitzer auf dem Kerbholz hat. Zum einen ohne Führerschein und zum anderen mit Alkohol hatte man ihn am Steuer erwischt. Die Geldauflage muss er an den Jugendhilfefonds Haßberge entrichten. Jugendrichter Martin Kober entließ ihn mit den Worten: "Was Sie tun müssen, wissen Sie selber!"