Das Haßfurter Krankenhaus verändert sich
Autor: Brigitte Krause
Haßfurt, Samstag, 20. Oktober 2012
Für 7,5 Millionen Euro wird bis 2015 das Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken umgebaut und saniert. Es entsteht auch ein Neubau als Anbau an den bisherigen Bettentrakt. Damit wird das Kreiskrankenhaus deutlich attraktiver.
Außerdem kann die Belegschaft deutlich effizienter arbeiten. Und der Patient genießt mehr Komfort.
1,25 x 2,125 Meter muss die Tür im behindertengerechten Patientenzimmer mindestens messen. "R10" (rutschhemmende Fliesen) sind für das Krankenhausbad vorgeschrieben, und wenn ein Patientenzimmer mehr als 25 Meter tief im Flur liegt, bedeutet das, dass eine Fluchttreppe her muss.
In Haßfurt wird diese Stahltreppe außen an den neuen Trakt angebaut - die Würzburger Architektinnen Birgit Braunschmidt und Beatrix Mauermann haben solche Maße im Kopf. Stephan Kolck, Vorstandsvorsitzender des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken, mitterweile auch.
Der Bau-Manager
Seit 1992 ist Kolck Verwaltungschef, hat Umbau und Modernisierung in Ebern (1998) und Hofheim (2005) mitgetragen, daneben in Haßfurt Arbeiten für die Zentrale Patientenaufnahme (2007) und die Entbindungsstation 2011. Jetzt also Sanierung des Bettenhauses aus den 1950er Jahren, in den 80ern ein erstes Mal saniert, nun heutigen Vorschriften anzupassen.
Mehr als die 145 Betten, wie heute, wird das Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken künftig auch nicht haben. Doch dann gibt es nur noch Zwei-Bett-Zimmer mit dem rechtlich geforderten Raumprogramm. Dieses bezieht sich nicht nur auf die Bäder und den Platz in den Patientenzimmern, sondern auf das ganze Drumherum, Beispiel: Schwesternzimmer.
Isolierraum nach Vorschrift
Ein anderes Beispiel: Isolierraum mit Schleuse und behindertengerechtem Bad soll künftig jede Station haben - inklusive "Steckbettenspüle", also einem Platz, an dem man die Fäkalien aus der Bettpfanne leeren und diese säubern kann. So muss das Behältnis nicht mehr quasi quer durch die Station in den "Unreinraum" getragen werden.
Beispiel Nasszelle: "Da haben wir auch unseren Reinigungsdienst gefragt", erzählt Kolck. Was putzt sich warum schwer? Ergebnis: Die Duschen haben künftig weniger Kanten, und aus hygienischen Gründen ziehen die Duschvorhänge wieder ein - die kann man waschen.
Noch ein Beispiel zur Hygiene: Verlegt werden Trinkwasserleitungen aus Edelstahl, um dem Kalk kaum Ansatzmöglichkeiten zu geben, denn wenn der sich anlagert, bilden sich Kavernen, Brutplätze für Legionellen. Aus demselben Grund wird der Querschnitt des Rohres, erklärt Birgit Braunschmidt, kleiner gewählt. So ist die Fließgeschwindigkeit des Wassers groß.
Individuelle Möglichkeiten
Beispiel Technik: Die sanierten Zimmer erhalten nicht nur an jedem Bett einen tabletähnlichen Fernsehplatz, was die Patienten freuen wird. Vor allem aber ist der neue Schwesternruf ein solcher dank der Gegensprechanlage.
Die werden wohl nicht alle Patienten nutzen können, meint Kolck im Blick auf die wachsende Zahl der Demenzkranken, doch können die Schwestern sicher manchen Weg sparen. A propos Demenzkranke. Haßfurt hat eine Akutgeriatrische Station beantragt. Ebenerdig. Kranke können hier auch an die Luft, allerdings wird der Bereich draußen so umzäunt sein, dass der verwirrte Mensch sich nicht verlaufen kann.
Unterschiedliche Anforderungen
Der Neu- und Umbau bei laufendem Betrieb stellt hohe Anforderungen an Planer wie Hausherrn, etwa in der Zeitplanung: Hochbauarbeiten lassen sich eher schlecht im Winter erledigen; und wiederum gibt es Zeiten in einem Krankenhaus, in denen naturgemäß mehr Patienten da sind. Beispielsweise treten im Winter mehr isolationspflichtige Erkrankungen durch Keime (Noroviren) auf - folglich dürfen sich gerade dann nicht zu viele Räume im Umbau befinden.
Und es geht natürlich auch nicht, dass Bauarbeiter durch die Stationen marschieren. Von der Staubwand zur Station hin über den Isolationsraum bis zu den Installationen - alles will genau koordiniert sein.
Beispiel Brandschutz: Glücklicherweise besitzt Haßfurt in allen vier Etagen Zwischendecken aus Beton. Allerdings müssen alle Versorgungsschächte, in denen dicke Lüftungsrohre verlaufen, wieder auf Deckenebene mit Beton verfüllt werden.
Das ist unter laufendem Betrieb manchmal vertrackt. Denn die zur Station hin aufgestellte Staubschutzwand bietet einem Bauarbeiter allenfalls schlanke 50 Zentimeter Platz, um den Beton Eimer für Eimer in einen Raum dahinter zu bringen.
Intakte Finanzen
Für das 7,5-Millionen-Euro-Projekt hat man die Hausaufgaben gemacht. Während bayerische Kliniken unter hohen Personalkosten stöhnen, verzeichnen die Kreiskrankenhäuser schwarze Zahlen - obwohl neue Stellen geschaffen werden mussten, so den Hygienebeauftragten. Stephan Kolck freut sich, dass der Krankenhaus-Kämmerer für 2012 eine positive Prognose abgegeben hat.
"Kostengünstigere Strukturen werden belohnt", sagt er. Die hocheffiziente Arbeit des Personals ist für ihn weiterer Grund des Erfolgs. So haben die Kliniken mit drei bis vier Prozent Rentabilität (Kolck: "Ein guter Wert für Krankenhäuser") Kraft für Investitionen.
Wohl im November, rechnet Kolck, soll der erste Patient ein neues Zimmer in der obersten Etage, der "Inneren", belegen können. Bis 2015 soll das Haus Haßfurt fertig sein.