Das Haßfurter Amtsgericht verurteilte einen 24-Jährigen zu einer Freiheitsstrafe mit Geldauflagen, weil er Polizeibeamte attackiert hatte. Die Ordnungshüter waren eingeschritten, nachdem der Betrunkene daheim randaliert hatte.
Am 22. März dieses Jahres muss es einen Mordsaufruhr in dem kleinen Dorf in den Haßbergen gegeben haben. Bei einem Polizeieinsatz schlug ein junger Mann (24) derart wild um sich, dass der Beamte die darauf folgende Woche mit einem Veilchen zum Dienst erscheinen musste. Wegen Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Bedrohung und Beleidigung folgte nun die Strafe: Vier Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung, 500 Euro an das Opfer und 200 Euro an eine karitative Einrichtung - so lautet das Urteil am Amtsgericht in Haßfurt.
An jenem Tag, es war ein Samstag, besuchte der Angeklagte einen in derselben Ortschaft lebenden Kumpel. Dort, so seine Einlassung, habe man in fröhlicher Runde ordentlich gebechert. Im Laufe des Abends habe er zehn Flaschen Bier und etwa eine halbe Flasche Mirabellenschnaps geleert, sagte der Angeklagte.
Kurz vor Mitternacht habe er dann den Heimweg angetreten.
Ausgerastet Zuhause angekommen, stellte die Mutter den bei ihr wohnenden Sohn zur Rede und machte ihm Vorhaltungen. Und das wollte der sich nicht gefallen lassen. Ein Wort gab das andere, und zusehends rastete der Betrunkene mehr aus. Die Situation eskalierte immer mehr, und es blieb nicht beim verbalen Streit. Vielmehr fing der 24-Jährige an, zu randalieren und das Wohnungsmobiliar kurz und klein zu schlagen. Der Spiegelschrank im Bad und die Garderobe im Gang haben seitdem nur noch Schrottwert.
Jedenfalls wusste die Mutter sich irgendwann nicht mehr anders zu helfen, als die Polizei zu rufen. Die Zentrale wies über Funk einen Streifenwagen an, nach dem Rechten zu sehen.
In dem Wagen befanden sich zwei Beamte, ein jüngerer (22) in Begleitung eines erfahrenen Kollegen (54). Als sie in dem Ort eintrafen, wurden sie von einem am Straßenrand stehenden Auto mit Lichthupe empfangen. In dem Wagen saß die Mutter mit dem kleineren Bruder des Beschuldigten.
Als sich die Polizisten dem Anwesen näherten, hörten sie lautes Krachen und Schläge. Kurz darauf wurde das Fenster aufgerissen, und der Tobende begrüßte die Uniformierten mit den Worten: "Verpisst euch, ihr Wichser." Danach stürzte er völlig aufgebracht und außer sich mit bloßem Oberkörper barfuß aus dem Haus.
Pfefferspray und Handfessel Als ihn die Ordnungshüter da raufhin festnehmen wollten, wehrte sich der Störenfried aus Leibeskräften.
Er baute sich vor den Beamten auf, beschimpfte sie als Bullenschweine und spuckte in ihre Richtung, allerdings ohne sie zu treffen. Erst, als der Ältere der Gendarmen sein Pfefferspray einsetzte, konnten die beiden den Mann bändigen und ihm die Handfessel anlegen.
Im Gerichtssaal präsentierte sich der Angeklagte als geläutert. Er entschuldigte sich bei den beiden Polizeibeamten und bat um eine milde Strafe.
Staatsanwalt Christian Lang kreidete ihm jedoch vier, wenn auch kleinere Vorstrafen an. Für die neuerliche "Eskapade" forderte er eine Bewährungsstrafe von acht Monaten.
Die Vorsitzende Richterin Ilona Conver reduzierte diese Forderung des Anklägers auf die Hälfte. Mit den Worten "Sie haben sich aufgeführt wie die sprichwörtliche offene Hose" schenkte sie dem Verurteilten reinen Wein ein. Da sowohl der Verteidiger Alexander Wessel als auch der Staatsanwalt darauf verzichteten, Rechtsmittel einzulegen, ist das Urteil des Haßfurter Gerichts rechtskräftig.