Mehr als eine Million Menschen sterben jährlich weltweit an Lungenkrebs. Als neue Behandlungsmöglichkeit setzen Onkologen auf Immuntherapien. Diese nutzen das körpereigene Abwehrsystem und stimulieren Immunreaktionen, die das Wachstum von Krebszellen verlangsamen oder sogar stoppen. Nun ist Wissenschaftlern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) der Nachweis gelungen, dass ein bestimmtes Protein im Zellkern die Immunantwort steuert und damit wesentlich zur Bekämpfung von Lungenkarzinomen beiträgt.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Cancer Research" veröffentlicht. In früheren Untersuchungen hat das Wissenschaftlerteam um Susetta Finotto, Leiterin der Molekular-Pneumologischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen, bereits nachgewiesen, dass der Lungentumor fähig ist, die Immunantwort mithilfe eines speziellen Proteins umzuprogrammieren.

Dabei werden genau jene Zellen ausgeschaltet, die für die Immunabwehr zuständig sind: Die Tumorzellen entziehen sich der Bekämpfung durch das Immunsystem.

Nun haben die Wissenschaftler einen weiteren Forschungserfolg erzielt. Sie fanden heraus, dass ein spezielles Protein bei der Tumorabwehr eine wichtige Rolle spielt und brachten das erstmals in Zusammenhang mit Lungenkrebs.

Steuermechanismus

Im Zellkern steuert dieser Transkriptionsfaktor die Ausprägung verschiedener Gene, die wiederum die Funktion sogenannter zellgiftiger T-Zellen bestimmen. Das untersuchte Protein fördere die Entstehung von zellgiftigen Molekülen und könne deshalb den Zelltod von Tumorzellen einleiten, erklärt Doktorandin Lisanne Heim.

Bei Patienten mit fortgeschrittenem Krankheitsstadium beobachtete die Arbeitsgruppe eine progressive Abnahme des untersuchten Proteins im Lungentumorgewebe von nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Protein bedeutsam ist bei der funktionellen Wiederherstellung von T-Zellen, die während der Tumorentwicklung gehemmt wurden. In der Studie untersuchte Heim auf Anregung von Prof. Finotto auch sogenannte Checkpoint-Inhibitoren, die in der Immuntherapie gegen Krebs eingesetzt werden.

Anstatt gegen Krebszellen direkt vorzugehen, greifen die Moleküle an wichtigen Stellen des Immunsystems an und fördern körpereigene Abwehrmechanismen. Heim stellte dabei fest, dass das Zusammenspiel der Antikörper und des untersuchten Proteins "zu einer verstärkten antitumoralen Immunantwort führte".

Auch der Gegenbeweis konnte geführt werden: Wird das Protein in den Zellen inaktiviert, verstärkt sich das Wachstum des Lungentumors. Das aktuelle Forschungsergebnis trägt zum Verständnis der Wirkungsmechanismen von Antikörpern bei und kann so erfolgreichere klinische Immuntherapien unterstützen, die das Wachstum von Lungenkrebs bekämpfen. red