Die "Heimkehrer-Käppele" wird 60 Jahre. Der Bürgerverein wagt einen Blick in die Geschichte.
katharina Becht Auf einem Hügel in Richtung Unterpreppach leuchtet jeden Abend ein Kreuz auf Ebern herein. Für die meisten Menschen, die hier wohnen, ist das "schon immer so gewesen". Doch dieses "schon immer" ist eigentlich gar nicht so alt. Und doch ist es so alt wie Ebern selbst. Die Rede ist von der St. Barbara Kapelle, auch Heimkehrer-Käppele oder einfach nur Käppele genannt. Bei der ersten Veranstaltung im Reigen zum 60. Geburtstag des Käppele erläuterte Ingo Hafenecker die Zusammenhänge.
Da der Bürgerverein plant, in absehbarer Zeit ein Heimatblatt zum Thema Käppele zu veröffentlichen, ist Hafenecker bestens informiert. "Ebern wurde im Jahre 1335 zur Stadt erhoben und bereits 17 Jahre später, im Jahre 1352, wurde unter dem Würzburger Bischof Albrecht von Hohenlohe dort oben eine St. Barbara Kapelle errichtet, die bald eine vielbesuchte Wallfahrtskapelle wurde", berichtete Hafenecker am Freitagabend im Hof des Pfarrzentrums.
Doch viel ist über diese erste Kapelle laut Georg Habermehl nicht mehr zu erfahren, der die Forschung für den Bürgerverein zum Thema Käppele durchführt. Archivverluste im Zuge des 30-jährigen Krieges sowie ohnehin nur spärliche Aufzeichnungen davor sind die Gründe.
Doch auch so konnte Ingo Hafenecker einiges berichten. Im 17. Jahrhundert war die erste Kapelle verfallen. Nach dem Ende des 30-jährigen Kriegs wurde sie aber wieder aufgebaut und bereits 1660 als Nahwallfahrtsort für die Baunacher Bevölkerung genannt. Kurz darauf, im Winter 1665/1666, brannte die Kapelle während eines Wintergewitters nochmals ab.
Wann und inwieweit die Kapelle wieder errichtet wurde, ist unklar. Sicher ist nur, dass am 21. Juni 1958 einige Eberner Männer klammheimlich begannen, ein neues Käppele zu bauen. Als Schwarzbau. Dieser wurde aber nachträglich legalisiert, so dass Stadtpfarrer Dekan Wilhelm Haller die Kapelle am 14. Juli 1959 weihen konnte. Und mit etwa 2000 Menschen "habe der Kapellenberg nie mehr Besucher gesehen" als bei dieser Weihe-Feier, berichtet Hafenecker. Ob bei der diesjährigen Jubiläumsfeier am 14. Juli ebenso viele Menschen kommen werden, wird sich zeigen.
Pater Rudolf Theiler, der zusammen mit Pfarrer Bernd Grosser die Andacht zelebrierte, freute sich ebenfalls über den Kapellenbau und das Jubiläum. Sogar einen Bocksbeutel mit Wein hat Albert Kuhn ihm geschenkt. Diesen Wein hatten die Kapellenbaufreunde extra herstellen lassen. "Noch nie habe ich eine Predigt mit Blick auf eine Weinflasche erarbeitet", gestand der Pater. Doch für das Käppele hat er es getan. Natürlich hat er auch den Inhalt der mit dem Bild von Kapelle und Kreuz verzierten Flasche probiert. Fazit: "Ich kann ihn empfehlen. Wein ist ein Getränk der Freude und es ist eine Freude, dass wir diese Kapelle haben."
Mit dieser Freude ist Pater Rudolf nicht alleine, wie sich bei der regen Teilnahme der Eberner am Sektempfang und während des Vortrags von Ingo Hafenecker im Hof des Pfarrzentrums deutlich zeigte.