Vitus Mayr studiert Geographie an der Universität Bamberg. Er ist Mitglied der Studierendenvertretung und seit einem Jahr studentischer Senator. Bei den Hochschulwahlen am 12. Juni tritt er wieder für dieses Amt an. Außer dem Senat können die knapp 13 300 Studenten auch ihre Vertreter im studentischen Konvent und im Fachschaftenrat wählen, weshalb sich acht Kandidaten in einer Podiumsdiskussion am 6. Juni der Öffentlichkeit vorstellen. Vitus Mayr erklärt, worum es bei den Hochschulwahlen geht und welche Themen Studierende gerade bewegen.

Die Studierendenvertretung wünscht sich nichts sehnlicher, als dass möglichst viele Studenten von ihrem Wahlrecht am 12. Juni Gebrauch machen. Letztes Jahr lag die Wahlbeteiligung ungefähr bei 13 Prozent. Worin liegt das Problem?
Vitus Mayr: Ich denke, dass viele Studenten gar nicht wissen, wie viele Möglichkeiten sie haben, das universitäre Leben mitzugestalten. "Was wird da eigentlich gewählt?", ist eine Frage, die wir oft gestellt bekommt, wenn wir, wie jetzt gerade, auf die Hochschulwahlen aufmerksam machen und dafür werben, wählen zu gehen. Natürlich ist es auch nicht ganz einfach, sich einen Überblick über die verschiedenen Gremien und ihre Tätigkeiten zu verschaffen.

Warum würde euch eine größere Beteiligung helfen?
Eine höhere Wahlbeteiligung bedeutet für uns mehr Rückendeckung: Je mehr der Studenten wählen gehen, desto entschiedener können wir uns für ihre Belange einsetzen. Einige Universitätsangehörige kritisieren, dass wir mit 13 Prozent nur einen kleinen Teil der Studierenden vertreten.

Kommen wir mal zu den Ämtern, die zur Wahl stehen: Was machst du als studentischer Senator?
Ich bin einer von zwei Studenten, die im Senat der Universität Bamberg sitzen. Der Senat ist das wichtigste, zentrale Organ der Universität für Angelegenheiten von Forschung und Lehre. Ihm gehören zum Beispiel auch Professoren oder die Frauenbeauftragte an. Ich setze mich dort für die Interessen der Studenten ein. In den Sitzungen stimmen wir unter anderem über Rechtsvorschriften unserer Universität wie Studien- und Prüfungsordnungen oder Vorschläge für die Einrichtung neuer Studiengänge ab. Das bayerische Hochschulgesetz schreibt genau vor, was unsere Aufgaben sind. Ich selbst sehe mich über diese offiziellen Aufgaben hinaus auch als Vermittler zwischen den Fachschaften, dem Konvent und weiteren Gremien und Gruppen an der Universität.

Die Mitwirkung der Studenten an der Universität ist also gesetzlich geregelt?
Ja, unter anderem im Artikel 52 des bayerischen Hochschulgesetzes. Dort steht auch, wie die Studierendenvertretung sich selbst organisiert, nämlich in zwei großen Gremien. Es gibt einmal den studentischen Konvent, sozusagen das Parlament der Studenten. Darin sitzen 19 Personen, die direkt von den Studenten gewählt werden. Sie debattieren über Themen, die für alle Studenten an der Universität wichtig sind. Momentan setzen wir uns beispielsweise für ein neues Semesterticket ein, mit dem wir im ganzen VGN-Gebiet bis nach Nürnberg fahren können. Es soll ein kostengünstiges Ticket geben, das alle Studenten besitzen, und ein optionales, das wir bei Bedarf dazu buchen können.

Was ist das zweite große Gremium?
Das zweite Gremium ist der Fachschaftenrat, der aus Vertretern der vier Fachschaften besteht. Das sind die Studentenvertreter auf Fakultätsebene. Die Universität Bamberg hat vier Fakultäten, also Organisationseinheiten, in denen verwandte Studiengänge zusammengefasst sind. Der Fachschaftenrat gibt zum Beispiel Stellungnahmen ab gegenüber verschiedenen Gremien zu allen Themen, die die Lehre an der Universität oder die Studenten anderweitig direkt betreffen. Außerdem beschließt er mit Zustimmung des Konvents den Haushalt der Studierendenvertretung und richtet Referate ein, die sich für hochschulpolitische, kulturelle und soziale Belange in und außerhalb der Universität einsetzen.

Was wählen die Studierenden bei den Hochschulwahlen am 12. Juni genau?
Es gibt an dem Tag für Studenten insgesamt drei Wahlen, auch diese sind im bayerischen Hochschulgesetz festgelegt. Zur Wahl stehen ihre Vertreter im Senat, im Konvent und in der Fachschaft. Als Geographie-Student darf ich zwei Studenten aus der Fachschaft der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften wählen. Die beiden Personen mit den meisten Stimmen sitzen dann im Fachschaftenrat. Sie sind auch die zwei studentischen Vertreter im Fakultätsrat, der aus verschiedenen Vertretern einer Fakultät besteht. Die Mitglieder dort sprechen unter anderem über Neubesetzungen von Ämtern und Berufungsverfahren.

Wie funktionieren die Hochschulwahlen?
Alle Studenten wählen die Fachschaft, an der ihr Hauptfach angesiedelt ist. Studenten der Geschichte wählen beispielsweise die Fachschaft Geistes- und Kulturwissenschaften, Studenten der Betriebswirtschaftslehre die Fachschaft Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Für die Wahl können Studenten einfach zum nächstgelegenen der vier Wahllokale gehen. Dort müssen sie zuerst ihren Studentenausweis vorzeigen und können dann in einer der Wahlkabinen ihre Stimmen abgeben. Was sie auf welcher Liste ankreuzen können, wird auf den Stimmzetteln erklärt. Wer sich unsicher ist, darf uns natürlich gerne vorher zu diesen und allen weiteren Fragen eine E-Mail schreiben an studierendenvertretung@uni-bamberg.de. Und auch auf unserer Podiumsdiskussion, bei der sich acht Kandidaten für den Senat und den Konvent vorstellen, erklären wir das Prozedere nochmal.

Worum geht es bei der Podiumsdiskussion am 6. Juni außerdem?
Wir diskutieren dort über verschiedene Themen, die für Studenten wichtig sind, beispielsweise ob eine Anwesenheitspflicht in Seminaren sinnvoll ist. Im zweiten Teil der Veranstaltung können Besucher eigene Fragen an uns stellen.

Das Gespräch führte
Patricia Achter.