Natur übernimmt die Grabpflege

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Simone Zercher erklärt den Friedwald. Fotos: Carmen Schwind
Simone Zercher erklärt den Friedwald. Fotos: Carmen Schwind
Am Baum können Gedenktäfelchen angebracht werden.
Am Baum können Gedenktäfelchen angebracht werden.
 

Der Friedwald in Ebermannstadt bietet für immer mehr Hinterbliebene eine interessante Alternative.

Nur wenige Menschen denken daran, dass das Leben endlich ist. Sie besprechen nicht rechtzeitig mit ihren Angehörigen, wie sie später einmal beigesetzt werden möchten. In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten der Bestattung. Der Verstorbene kann in einem Sarg in der Erde bestattet werden oder bei einer Feuerbestattung in einer Urne.
Die Urne kann dann auf einem Friedhof, im Wurzelbereich eines Baumes oder im Wasser bei einer Seebestattung beigesetzt werden. Die Asche kann auch in einem aufwendigen Prozess zu einem Diamanten gepresst werden, man kann seinen Körper einem anatomischen Institut zu Lehr- und Forschungszwecken übergeben oder mittels Kryonik einfrieren lassen.
Wer zum Beispiel Teil der Ausstellung "Körperwelten" von Gunther von Hagen werden möchte, kann Teile seines Körpers durch den Vorgang der Plastination konservieren lassen. Hierbei werden Wasser und Fett durch Kunststoff ersetzt.


Mehr Platz kostet

Die traditionelle Bestattungsart in Deutschland ist die Erdbestattung. Nach Untersuchungen der Gesellschaft für Bestattungen und Vorsorge hat der Anteil der Einäscherungen im Laufe der Jahre jedoch zugenommen und soll sogar über der Beerdigung im Sarg liegen. Zudem sollen die Kosten bei der Erdbestattung nach wie vor höher sein.
Bei der Wahl der Bestattungsart sollten sich die Hinterbliebenen nach den Wünschen des Verstorbenen richten. Simone Zerchers Mann verstarb vor drei Jahren unerwartet beim Skilanglauf. Er war Förster und liebte Buchen. Deshalb bestattete Simone Zercher die Asche ihres Mannes in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln einer Buche im Friedwald in Ebermannstatt.
Sie selbst ist ebenfalls selbstständige Försterin und arbeitet für den Friedwald und die Stadt Ebermannstadt. "Das Konzept ist unabhängig von Konfessionen und frei von sozialen Zwängen. Und es gibt keine Grabpflege, denn das besorgt die Natur", erzählt Simone Zercher und erklärt, dass die Beisetzungen individuell gestaltet werden können. Manche Trauergruppen seien groß, manche klein.


Plätze für Andachten

Der Friedwald hat zwei Plätze für Andachten. Je nach Wunsch können hier Trauerredner oder Priester sprechen. "Wir hatten auch schon Kinder, die auf ihren Gitarren spielten", erzählt die Försterin. Besonders für trauernde Kinder sei es schön, wenn sie nach der Beisetzung herumspringen und im Wald spielen können.
Es besteht auch die Möglichkeit, die Urne selbst zum Baum zu tragen und dann in die vorbereitete Grube hinabzulassen. "Das ist für manche ein wichtiges Ritual des Loslassens", erklärt Simone Zerchers und berichtet von einem jungen Paar, das seine verstorbene Tante beigesetzt hat. Die Försterin trug die Urne zum Baum und wunderte sich über eine große Tasche, die dem jungen Mann immer wieder von der Schulter rutschte.
Das Paar erzählte, dass es zum Abschluss seiner Besuche bei der Tante immer ein Gläschen Gin getrunken habe. Dieses Ritual wollten sie ein letztes Mal bei der Beisetzung machen. "Jeder trauert anders und jeder verabschiedet sich anders. Hier im Wald kann jeder sein Ritual machen", meint die Försterin.
Sie selbst hatte sich nach der Beisetzung ihres Mannes immer wieder an den Baum gesetzt und im Buch geschmökert, das ihr Mann kurz vor seinem Tod begonnen hatte. Außerdem trifft sie sich einmal im Jahr mit den Kindern, die verstreut in Deutschland leben, im Friedwald "beim Papa".
"Das ist ein Grund, warum sich Menschen für eine Baumbestattung entscheiden: Oft leben Familien nicht mehr an einem Ort oder es gibt keine Kinder oder Angehörige und Freunde", berichtet Simone Zercher. So kann sich auch niemand um die Grabpflege kümmern. Sie ist begeistert, weil sie den Wald liebt. "Hier ruht auch die Jagd und man kann Rehe antreffen. Und ich finde es tröstlich, dass der Verstorbene unter Bäumen liegt und oben die Vögel zwitschern", meint die Försterin, die Interessierte bei Führungen durch den Wald führt und Konzept und Preise erklärt.


Namensschilder möglich

Denn auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten vom Basisplatz bis zum Gemeinschafts-, Familien- oder Freundschaftsbaum.
Die Preise sind abhängig von der Baumstärke. Die Ruhestätte ist für 99 Jahre ab Eröffnung des Waldes erworben. Die Beisetzungskosten inklusive Urne belaufen sich derzeit auf 350 Euro. Am Baum kann ein Namensschild angebracht werden. Die Grabstelle wird nach der Beisetzung wieder unkenntlich gemacht.