Wir hatten uns für die Märzwanderung die Tour "Thulbataler" ausgesucht, sie ist mit elf Kilometer gemütlich zu schaffen. Von Castell fuhren wir zum Start nach Oberthulba, hier beginnt am Marktplatz der Weg. Man verlässt den Ort, kommt in die Talaue zur Thulba und folgt deren mäandrierenden Verlauf. Der Bereich gehört zur Kernzone des Bioreservats Rhön. Über einen Steg kommt man zum anderen Ufer, es geht weiter flussabwärts zur "Reither Mühle" und zu einer alten , sehenswerten landwirtschaftlichen Bewässerungsanlage. Vorbei an ausgedehnten Auwiesen und der Brühlquelle erreicht man Thulba.
Thulba wurde im 8. Jahrhundert (796) erstmals in einer Urkunde über eine Schenkung an die Abtei Fulda erwähnt. Im 12. Jahrhundert erfolgte die Gründung eines Klosters, gedacht für Männer wurde es schließlich ein Kloster der Benediktinerinnen. Eine Äbtissin leitete das Kloster, einem Probst oblag die Seelsorge und die weltliche Verwaltung. Im Bauernkrieg wurde das Kloster verwüstet. Versuche, es wieder aufzubauen, scheiterten. 1626 wurde das Kloster aufgelöst. Vom Kloster sind heute noch ein Teil der Klostermauer und Reste des Kreuzganges zu sehen. Thulba gehört zur Großgemeinde Oberthulba, diese besteht aus acht Ortsteilen mit 5048 Einwohnern.
Wir kehrten im Brauhaus am See zur Mittagsrast ein. Der Rückweg erfolgte am anderen Ufer. Eine 400 Jahre alte Bogenbrücke mit einem ebenso alten Nepomuk-Bildstock überspannt den Fluss. Es folgte ein kurzer Anstieg auf die Höhe, von wo sich eine herrliche Aussicht auf das hügelreiche Thulbatal bietet. Der weitere Weg verläuft durch einen alten Wald aus Eichen und Buchen, durch eine kleinteilige Feldflur führt er zurück zum Ausgangspunkt am Marktplatz. Insgesamt ist der Wanderweg ein Naturerlebnis der besonderen Art. Selten noch gibt es in unserer aufgeräumten Landschaft solch ein großartiges Tal mit Auenlandschaft, ungestört durch Verkehr.
Von: Horst Hoffmann (Wanderwart, Steigerwaldklub Castell)