In seiner Bilanz des Jahres 2022 betonte Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU) das Positive, hatte am Ende aber auch einen Appell an den Stadtrat parat. "Es geht wieder was in Kitzingen", freute sich Güntner über die gelockerte Phase nach zwei strengen Corona-Jahren. Die Stadt habe bei Kulturveranstaltungen wie Häcker-Chronik, Kulturpreis-Verleihung, Stadtfest und Stadtschoppen auch wieder gemeinsam feiern können.
Stadtbalkon und Festplatz hätten sich inzwischen als gefragte Standorte für Großveranstaltungen etabliert. Diese Chance wolle die Stadt nutzen, "mit Maß und Mitte", ohne die Bevölkerung zu überfordern, sagte das Stadtoberhaupt. Auch der Austausch mit den Partnerstädten Trebnitz und Montevarchi sei durch Besuche wiederbelebt worden.
In Kitzingen selbst sind im ablaufenden Jahr rund elf Millionen Euro investiert worden. Dazu gehörten die augenfällige Erweiterung und Sanierung des Rathauses und der Tourist-Info, die Umgestaltung des Oberen Mainkais, die Schaffung neuer Kinderbetreuungs- und Spielplätze, die Digitalisierung der Schulen und die Sanierung der Aussegnungshalle in Hoheim. Auch die Wiederbelebung des Bahnhofs gehört in diese Reihe, auch wenn es ständig Ärger um den Vandalismus in den Toiletten gebe.
Leuchtturmprojekt lässt noch auf sich warten
Das Leuchtturmprojekt "Haus für Jugend und Familie" verzögerte sich hingegen durch eine Umplanung. Um die vorhandenen Bäume zu schützen, habe man das Vorhaben auf dem Grundstück etwas weiter von ihnen entfernt geplant. Wie auch für den vorgesehenen Bikepark rechnet Güntner mit einem Start im Jahr 2023. "Wir wären gern schon weiter gewesen", räumte der OB ein.
Der Stadtrat, bescheinigte Güntner dem Gremium, habe viele Beschlüsse mit großer Mehrheit gefasst, die "in eine gute Richtung" gegangen seien. Darunter seien eine Reihe von Projekten gewesen, wie der Neubau einer Obdachlosenunterkunft, der Wettbewerb für eine Umgestaltung von Königsplatz/Kaiserstraße, die Neugestaltung des Bahnhofsumfelds und die umstrittene Bebauung am Steigweg. Das letzte Vorhaben habe das Potenzial gehabt, "die Stadtgesellschaft zu spalten", sagte Güntner. Aber man wolle das Gelände nun in eine Richtung entwickeln, die die Gräben überwinden könne.
Richtig fand es der OB, die Finanzierung der Sozialberatung im Notwohngebiet durch die Stadt zu übernehmen. Der Landkreis habe zwar dankenswerterweise Unterstützung angeboten, aber nur für den Fall, dass Kitzingen, dann auch in Not geratene Bürgerinnen und Bürger des ganzen Landkreises berate. Güntner lehnte ab, weil er mit dem Angebot nicht über die Stadtgrenzen hinaus "neue Kundschaft generieren" wolle.
"Längere Runden" habe der Stadtrat mit Blick auf die Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung der Innenstadt gedreht. Das soll nun durch ein externes Büro moderiert werden.
OB Güntner spricht eine große Sorge an
Zum Ende sprach Güntner seine Sorge darüber an, dass sich Diskussionen im Stadtrat aus seiner Sicht nicht gut entwickelten. Früher habe der Kitzinger Stadtrat den Ruf gehabt, "zu streiten wie die Kesselflicker". Das habe sich deutlich geändert. Aber während man damals wenigstens gewusst habe, "woher die Giftpfeile kommen", werde heute subtiler gearbeitet. So würden manche Stadträte der Verwaltungsspitze gegenüber Vorwürfe und Unterstellungen äußern, die eine Zusammenarbeit erschwerten. Nicht immer sei aus den Fragestellungen erkennbar, was eigentlich gemeint sei. Während manche Rätinnen und Räte argumentierten, die Verwaltung habe etwas zu verheimlichen, entstehe bei der Führungsebene der Eindruck, man solle vorgeführt werden.
Güntner warb für mehr gegenseitiges Verständnis und bot den Dialog an: "Wir haben nichts zu verbergen. Unsere Tür steht immer offen!" Allerdings waren Teile des Stadtrats in der Sitzung und auch beim anschließenden Jahresschlussessen gar nicht erst anwesend.
Dank vom Bürgermeister-Stellvertreter an den OB
Dem Dank des OB an alle schloss sich Zweiter Bürgermeister Manfred Freitag (FW-FBW) an. Er dankte Güntner für die bürgernahe Öffentlichkeitsarbeit, der Verwaltung für die gute Zusammenarbeit und den Beiräten und Vereinen für ihr ehrenamtliches Engagement. Auch Freitag konstatierte angesichts des ablaufenden Jahres: "Es tut sich was in Kitzingen!" Zum Schluss bat er die Öffentlichkeit: "Bitte vergessen Sie unsere Bedürftigen nicht."