Höhenflüge und wilde Fahrten
Autor: Marco Meißner
Kronach, Montag, 06. August 2018
Das Kronacher Freischießen beginnt heute. Es wartet mit Fahrgeschäften für jedes Alter und Leckerbissen auf.
Marco Meissner
Zuckerwatte schmatzende Kinder, kreischende Jugendliche auf einem Fahrgeschäft, die Erwachsenen schunkeln bei einer Maß Festbier zu den Klängen einer Kapelle - ab heute ist es in Kronach wieder soweit. Mit der Bierprobe eröffnet das Freischießen am 9. August bereits zum 430. Mal für elf Tage die fünfte Jahreszeit in der Cranach-Stadt.
Auch wenn das große oberfränkische Volksfest in einem technisch wie organisatorisch modernen Gewand daherkommt, liegen seine Wurzeln weit in der Vergangenheit. Einen schriftlichen Hinweis dafür, dass sich die Bürger für den Fall der Stadtverteidigung zu Schießübungen auf der Hofwiese einfanden, liegt schon aus dem Jahr 1444 vor.
Einen Festcharakter und ihre Regelmäßigkeit bekamen die Übungen, als Unterschützenmeister Michael Limmer im Jahr 1718 ein freies Schießen für alle bei der Stadt beantragte - und hiermit Erfolg hatte. "Damit verbunden wurde zur allgemeinen Belustigung ein volksfestähnlicher Betrieb mit Gauklern und Fieranten aufgezogen", heißt es in der Chronik der Schützengesellschaft Kronach.
Im Wandel der Zeiten
Heute sieht der Festbetrieb auf der Hofwiese natürlich ganz anders aus. Wo früher akrobatische Einlagen zu sehen waren, drehen nun Fahrgeschäfte für Jung und Alt ihre Runden. Ein Höhepunkt auf dem Vergnügungspark des Freischießens 2018 dürfte der Alpen-Coaster der Firma Vorlop werden. Eine Schienenlänge von 500 Metern verspricht eine wilde Fahrt. Neu dabei ist ebenfalls das Laufgeschäft "Aquavellis", das aus Rudolstadt in die Cranach-Stadt kommt. "Und eine 45 Meter hohe Schaukel kommt auch noch", nennt Platzmeister Karl-Peter Wittig ein weiteres neues Geschäft; das hat seinen Weg aus München nach Franken gefunden. Gemeint ist die "XXL-Höhenrausch-Schaukel".
Natürlich gibt es auch wieder viele bekannte Attraktionen: das Karussell "Breakdance", das Riesenrad "Rue Parisienne" sowie die Fahrgeschäfte "Wellenflug" und "Petersburger Schlittenfahrt", den Autoscooter, das Armbrustschießen, Spielhallen und Verlosungen. Selbstverständlich fehlen die Stände mit Leckerbissen von der Bratwurst bis zum Zwiebelsteak und vom Softeis bis zur Lakritze ebenso wenig. "Wenn das alles so klappt, wird es wieder ein schöner Festplatz", ist Wittig überzeugt. Und er muss es wissen, betreut er die Hofwiese doch schon seit 20 Jahren.
Nicht nur rund ums Schützenhaus geht es dieser Tage rund. Am Sonntag, 12. August, ab 10.30 Uhr durchstreifen fast zwei Dutzend Schützenvereine und elf Kapellen die Kronacher Innenstadt. Auf deren Schützenauszug folgt am Dienstag, 14. August, um 13.30 Uhr der Kinderfestzug. Mit 1600 Teilnehmern und rund 300 Begleitpersonen kalkulieren die Schützen bei diesem Spektakel, bei dem es wieder reichlich Süßigkeiten auf die jungen Zuschauer regnen wird. Zu beiden Anlässen ist die Kronacher Bevölkerung aufgerufen, mit einem Schmuck ihrer Häuser für ein passendes Ambiente zu sorgen. Schließlich dürfte das Feuerwerk am Donnerstag, 16. August, um 22 Uhr wieder ein Kracher werden. Bleibt zu hoffen, dass die Trockenheit dem Spektakel nicht in die Quere kommt.
Auf dem Festplatz wird nicht nur an diesen drei Tagen im wahrsten Sinne des Wortes die Musik spielen. Bei einem Schluck Bier - der Preis für die Maß bleibt bei 7,80 Euro - gibt es ein abwechslungsreiches Programm für die Ohren. Ein Höhepunkt wird dabei das traditionsreiche Gastspiel der Militärkapelle.
Ein musikalischer Höhepunkt
Das Marinemusikkorps Kiel wird sicher viele Festbesucher in seinen Bann ziehen. Dass eine so hochkarätige Kapelle in der Kreisstadt spielt und noch dazu ohne Eintritt zu hören ist, hält Wittig für etwas ganz Besonderes, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Doch hinter allen Festlichkeiten steht auch heute, Jahrhunderte nach der ersten Zusammenkunft auf der Hofwiese, noch immer das Schießen - wenngleich heute aus sportlicher Sicht. Damit schließt sich am letzten Festsonntag, 19. August, letztlich der Kreis von der Tradition hin zur Moderne und zurück zu Tradition.