Heiligenstadt — "Die Startseite lädt schon seit sieben Minuten", sagt Markus Regus. Er arbeitet an der Rezeption des Hotels Sponsel-Regus seiner Familie in Veilbronn, und braucht für die Online-Buchführung viel Geduld. Auch der Schriftverkehr laufe mittlerweile zu 99 Prozent über das Internet. Bei E-Mails mit größeren Anhängen, wie etwa Bewerbungen, würde es oftmals bis zu einer Stunde dauern, bis die Datei heruntergeladen sei. "Das macht keinen Spaß", sagt der Veilbronner. Die 2000er-Leitung ist für das Haus mit 130 Gästen plus Rezeption ziemlich ausgelastet. "An Sonn- und Feiertagen, wenn das Hotel ausgebucht ist, ist es besonders schlimm." Das sei ein Problem für den Familienbetrieb, denn die Gäste fordern immer mehr eine schnelle Internetverbindung bei ihrem Aufenthalt.

Aktuell hat die Marktgemeinde Heiligenstadt mit 0,3 Megabit in der Sekunde eine sehr langsame Übertragungsrate. Doch jetzt soll alles besser werden. Darüber ist nicht nur Markus Regus sehr erleichtert.

Seit 2016 plant die großflächige Gemeinde den Breitbandausbau für alle 24 Ortsteile. Zunächst war angedacht, diesen mit Hilfe eines Förderprogramms des Freistaates zu bewerkstelligen, bei der die Telekom den Ausbau für 900 000 Euro Kosten für die Gemeinde übernommen hätte. Dann allerdings nur über die Vectoring-Technologie, bei der es sich um eine Erweiterung des bestehenden VDSL-Netzes handelt. In diesem Fall wären die Verzweigungskabel weiter über die Kupferleitungen gelaufen.

"Kurz bevor es in der Sitzung abgesegnet werden sollte, hat der Gemeinderat eine Vollbremsung hingelegt und sich gegen den Bayerischen Weg entschieden", erzählt Rüdiger Schmidt, Geschäftsführer der Breitband GmbH. Obwohl die zunächst geplante Lösung einfacher gewesen wäre, zog Heiligenstadt den Glasfaseranschluss bis zur Haustür vor. Mehr noch, sie baut ihr eigenes Breitbandnetz und verpachtet es dann an den Telekom-Dienstleister Bisping & Bisping aus Lauf an der Pegnitz. Dadurch profitiert Heiligenstadt von Förderungen des Bundes und des Freistaats.

Das Beste vom Besten

Auch Thomas Denzlein aus Oberngrub wartet sehr sehnsüchtig auf die Datenautobahn. Er ist in der IT-Branche tätig und könnte teilweise auch von Zuhause aus arbeiten. Allerdings lässt dies die langsame Internetverbindung bisher nicht zu. "Es führt kein Weg an einer qualitativ hochwertigen Verbindung vorbei", sagt Denzlein. Er erhofft sich durch das Glasfasernetz endlich in der Internetnormalität anzukommen, damit neben dem mobilen Arbeiten auch Streamen von Filmen und Video-Calls endlich problemlos möglich werden.

Die Entscheidung der Gemeinde für das Glasfasernetz hält er für den richtigen Schritt. "Glasfaser ist, was die Geschwindigkeit angeht, alternativlos. Es ist das Beste vom Besten", sagt Denzlein. Dafür wartet er gerne noch etwas länger.

Das Projekt macht die ländliche Gemeinde auch für potenzielle Neubürger attraktiv. Laut Schmidt habe es seit Beginn des Breitbandausbaus eine erhöhte Nachfrage von Leuten aus anderen Gemeinden gegeben, die an Bauplätzen interessiert seien.

Ein wichtiger Meilenstein

Für drei Orte der Gemeinde Heiligenstadt hat das Warten vor PC und Co. nun ein Ende. Heute werden die Glasfaserleitungen in Veilbronn, Leidingshof und Siegritz offiziell in Betrieb genommen. "Wir sind stolz und froh, die ersten drei Ortschaften anschließen zu können", sagt Schmidt. Die restlichen Ortsteile sollen bis Oktober 2021 nach und nach dazukommen. Surfen soll überall in einer Geschwindigkeit von 50 bis maximal 1000 MBit möglich sein.

"Wir freuen uns, dass sich die Gemeinde dem Thema angenommen hat und dass sie sich für Glasfaser entschieden hat", sagt Regus. Der Breitbandausbau sei ein Mammutprojekt, es sei lobenswert, dass Bürgermeister und Gemeinderat den Ausbau ins Rollen gebracht haben.