96 Stellungnahmen zu Bauleitplanungen der Landkreisgemeinden in vier Jahren hat Lutz Wagner abgegeben. Seit 2017 ist der gebürtige Sachse Kreisheimatpfleger für Bodendenkmäler und damit bei Planungsvorhaben zu hören. Jede Stellungnahme, so berichtete er dem Kulturausschuss des Kreises jetzt, heißt für ihn, das Gebiet, das Objekt in Augenschein zu nehmen. Eine ordentliche Portion Arbeit für ein – allerdings vergütetes – Ehrenamt.
Die Geschichte, und die lokale besonders, interessierte Wagner schon immer. Wo er auch gewohnt hat, versuchte er, die örtlichen Geschehnisse und Gebräuche zu ergründen. Über dieses Thema kam er mit dem damaligen Kulturreferenten Toni Eckert ins Gespräch und der fragte ihn dann, ob er nicht die vakante Stelle für Bodendenkmäler übernehmen wolle. Zu einem Schwerpunktthema wurde für Wagner das Lochgefängnis auf der Streitburg . Und über sein Amt hinaus engagiert er sich für das Heimatmuseum Ebermannstadt und das Fränkische-Schweiz-Museum.
Über Trachten und Brauchtum
Einen verwandten Bereich der Heimatpflege hat Georg Brütting aus Ebermannstadt seit 2015 inne: die Baudenkmalpflege. Dafür ist er durch seinen beruflichen Werdegang prädestiniert. Nach einer Schreinerlehre schloss er ein Studium der Kunstgeschichte und der Denkmalpflege an. Spezialisiert hat er sich dabei auf die Dendrochronologie. Das Alter eines Fachwerkgebäudes kann man über das Fälldatum der verwendeten Balken und Hölzer recht genau bestimmen. Auf diesem Weg wurde auch das Forchheimer Rathaus etliche Jahrzehnte älter, als man bis dorthin durch Urkundenbelege annahm. Als ausgewiesener Fachmann ist Brütting in vielen Gremien tätig und arbeitet eng mit den Denkmalschutzbehörden zusammen.
Stiller ist die Aufgabe von Edwin Dippacher. Der frühere Rechtspfleger kümmert sich um Tracht, Brauchtum und Lokalgeschichte. Da gibt es kein Anhörungsrecht als Träger öffentlicher Belange. Immer wieder verfasst er aber Schriften zu lokalen Fakten, die aus dem Bewusstsein zu verschwinden drohen. Ein Beispiel sind die noch vorhandenen Flurdenkmäler und Wegkreuze. Zu jedem von ihnen gehört eine Geschichte, oft darüber, aus welchem Anlass das Kreuz oder der Stein gestiftet wurde. In alten Urkunden finden sich Hinweise darauf. Doch die muss man erst einmal lesen können. „Ich kenne sie noch aus dem Grundbuchamt; da gab es zu meiner Zeit noch die dicken Lederbände“, klärt Dippacher auf.
Als Zwitter bezeichnet sich Kreisarchivar Georg Knörlein. Denn er wurde von der Generaldirektion der Archive ernannt. Seit 1984 hat er den Archivalienbestand von rund 80 ehemaligen Landkreisgemeinden geordnet. Angefangen hat es bei ihm schon als Jugendlicher, als er in den Kirchbüchern seines Wohnorts Kirchehrenbach stöberte. Etliche Jahre war er dafür sogar von seinem Beruf als Hauptschullehrer freigestellt.
Das große Buch vom Sperrmüll
An den kuriosen Verlauf des Archivaufbaus erinnert er sich besonders. In Hallerndorf trug er die erhaltenen Unterlagen der heutigen Ortsteile zusammen. Er stellte fest, dass für Schlammersdorf ein ganzer Packen fehlen musste. In einer Auflistung wurde auf alte Brückenrechnungen verwiesen, die verschollen waren. Jahre später bot ihm jemand einen dicken Lederband an. Der hatte das große Buch auf dem Sperrmüll gefunden und fand es ideal als Buch für den Nikolaus, bis auffiel, dass es sich um alte Gemeindedokumente handelt.
Archive sind keineswegs verstaubte Schachteln und Ordner. Sie bilden die Grundlage für lokalhistorische Veröffentlichungen. Als jüngste hat Knörlein die Hof- und Häusergeschichte von Kunreuth zusammengestellt. Auch dieses Werk befindet sich in der Fachbibliothek in Ebermannstadt. Im Auftrag des damaligen Landrats Otto Ammon hat er das Schrifttum über den alten Landkreis Forchheim und die dazugekommenen Teile von Ebermannstadt und Pegnitz zusammengetragen. Um die 20 000 Objekte sind es, von schmalen Büchlein und Geheften bis zu dicken Wälzern.