Die unreflektierte Gabe von Breitspektrumantibiotika – das sind Medikamente , die mit ihrer Wirkung ein breites Spektrum an Bakterien erfassen – begünstigt die Bildung von Resistenzen bei Bakterien und anderen Mikroorganismen. Insbesondere für immungeschwächte Menschen können diese multiresistenten Erreger (MRE) gefährlich sein, wenn sie zu einer Infektion führen.
Daher sind die Krankenhäuser angehalten, sogenannte Antibiotic-Stewardship-beauftragte (ABS-) Ärzte auszubilden. Dr. Rüdiger Clemenz, leitender Oberarzt der Intensivstation in Ebermannstadt, ist mittlerweile ein solcher ABS-Experte. Sein Ziel ist es, Strategien zur Sicherung der angemessenen Antibiotika-Anwendung umzusetzen.
„Konkret bedeutet es, dass wir je nach Krankheitsbild gezielt und möglichst schmal – also mit Schmalspektrum-Penizillinen – agieren, kurz behandeln und, wenn möglich, auf eine orale Folgetherapie umstellen, also weg von der intravenös verabreichten Medikation per Spritze“, erläutert Clemenz.
Täglich bei der Visite dabei
Als leitender Oberarzt, Hygienebeauftragter und ABS-Experte in Personalunion ist der gebürtige Erlanger täglich bei der Visite auf der Intensivstation dabei. Diese ABS-Visiten dienen der regelmäßigen Beurteilung der antibiotischen Therapien: Was ist die Ursache für die Verordnung? Stimmt die Auswahl der Substanzen, ihre Dosierung und die Art und Weise
der Medikamentengabe ? Ist die Therapiedauer angemessen? Fragen wie diese beschäftigen dann das Team.
Auch auf den anderen Stationen bietet er Antibiotikavisiten an und leitet die Kollegen an. Außerdem erstellt und aktualisiert er die hausinternen, standardisierten Vorgehensweisen zu bestimmten Krankheitsbildern wie Sepsis ( Blutvergiftung ), Pneumonie ( Lungenentzündung ), Harnwegsinfekten und Staphylococcus-aureus-Bakteriämien ( Infektion verursacht durch dieses Bakterium).
Als ABS-beauftragter Arzt möchte Clemenz die Antibiotikavisiten in Zukunft noch ausdehnen, sod ass er einmal pro Woche auf allen Stationen in Ebermannstadt mit den zuständigen Ärzten die Medikamentengabe für die Patienten mit Antibiotikatherapie besprechen sowie Impulse geben kann, was sich ändern und verbessern ließe. In Zusammenarbeit mit dem ABS-Team in Forchheim sollen die hausinternen Antibiotika-Listen vereinheitlicht und die Leitlinien gemeinsam erstellt werden.
Auf der Intensivstation werden bei bestimmten Krankheitsbildern wie Staphylococcus-aureus-Bakteriämie oder Endokarditis (Herzklappenentzündung) per Dauerinfusion mittels einem Perfusor – einer Spritzenpumpe – Antibiotika injiziert. Hier arbeitet die Ebermannstadter Klinik seit Neuestem mit dem Labor des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung unter Leitung von Prof. Fritz Sörgel in Heroldsberg zusammen. Sörgel: „Dies ist ein Beispiel wie auch in einer kleineren Klinik modernste Behandlungsmöglichkeiten angewendet werden.“ red