Evangelische Kirchengemeinden wollen noch enger zusammenrücken

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von unserem Mitarbeiter martin koch

Coburg/Ahorn — Eigentlich laufen ja im evangelischen Dekanatsbezirk schon viele Aktivitäten recht gut. Doch es gibt auch immer weniger Pfarrstellen, die Finanzausstattung wird gekürzt und die Mitgliederzahlen gehen zurück. Die Gemeinden müssen sich diesen Entwicklungen stellen. Sie müssen zusammenrücken, Aktivitäten bündeln, Synergieeffekte nutzbar machen. Dazu soll es einen Dekanatsentwicklungsprozess geben, mit dem sich die Dekanatssynode - salopp gesagt der "Coburger Kreistag auf geistlicher Ebene" - am Samstag in seiner Sitzung in Ahorn beschäftigte. Dazu hatten sich die Synodalem professionelle Hilfe geholt. Susanne Schatz, Veronika Zieske und Christian Stuhlfaut von der Gemeindeakademie sind bayernweit dicht am Thema dran.

Bereits viel in Bewegung

Aber auch ohne Gemeindeakademie hat sich im Dekanat Coburg schon viel entwickelt, wie die sehr ausführliche Zusammenschau zeigte. Eine Steuerungsgruppe im Dekanat hatte sich schon nach der Herbsttagung der Landessynode im vergangenen Herbst in Neustadt gebildet. "Wir sind ein großes, ein vielfältiges und komplexes Dekanat", sagte Dekan Andreas Kleefeld. Und ein Dekanatsprozess müsse von unten kommen. "Wir wollen kein Rezept, das oben geschrieben und an der Basis nachgekocht wird."
Die evangelischen Coburger sind nicht untätig gewesen in den vergangenen Jahren, ja sogar Jahrzehnten. Gemeinsame Gottesdienste, zum Beispiel an Christi Himmelfahrt, gibt es schon lange. Die Coburger Innenstadtgemeinden St. Moriz und Heilig Kreuz arbeiten intensiv zusammen. Und nicht nur in der Stadtmitte gibt es etwa einen gemeinsamen Gemeindebrief, sondern auch zum Beispiel in den Kirchengemeinden Großheirath, Rossach und Scherneck.
Nicht für jede gemeindliche Aktivität müsse das Rad neu erfunden werden, lautete deshalb auch der Tenor: Man dürfe voneinander abgucken. "Man muss die Informationen fließen lassen", sagte etwa der Ahorner Bürgermeister Martin Finzel (parteilos), der den Wahlkreis Coburg auch in der bayerischen Landessynode vertritt.
Aber kann man passgenau jede Gemeinde miteinander vergleichen? So berichteten in den Kleingruppen doch einige Gemeindevertreter von einer gut funktionierenden Jugendarbeit, die anderswo überhaupt nicht gelingen will. Dann floppt auch so etwas wie ein eigentlich zeitgeisttaugliches Beach-Volleyball-Turnier. Sogenannte Konfi-Camps erfreuen sich wohl aber einiger Beliebtheit, und da können Gemeinden auch gut zusammenarbeiten.
Häufig wurde bei der Synode auch das Stichwort Ökumene genannt. Da sind wohl vor allem die Gottesdienste zum "Weltgebetstag der Frauen" im März der große Renner, eigentlich mittlerweile eher unspektakuläre Standards im ökumenischen Miteinander, aber mit beständig viel Resonanz, wie es hieß.
Predigttausch oder Predigeraustausch war auch oft gewünscht. Kirchenchöre und Posaunenchöre könnten zusammenrücken und sich gegenseitig verstärken, damit keine Übungsstunden und Auftritte ausfallen müssen. Selbst im administrativen Bereich ist wohl Luft nach oben: So wies Coburgs Dritter Bürgermeister Thomas Nowak (SPD) etwa auf ein Netzwerk evangelischer Kindertagesstätten hin. Von anderer Seite wurden Verwaltungsgemeinschaften von Kirchengemeinden vorgeschlagen.

Gemeindegruppe "B4"

Die Pfarreien und Kirchengemeinden im Dekanat Coburg sind schon zum Teil und manchmal auch noch ganz inoffiziell vorsortiert. Manche Gemeindegruppen tragen ganz amtlich alte traditionelle Bezeichnungen, wie die "Ephorie Bad Rodach". Manche orientieren sich an der Verkehrsinfrastruktur: "B4" oder "Westtangente". Im Coburger Osten beziehungsweise im Kronacher Westen gab oder gibt es sogar ein "Dekanat Bächlein". Das ist natürlich kein echtes Dekanat, sondern ein Konglomerat von Gemeinden, die zu drei Dekanaten gehören.
Diese kleineren Einheiten, historisch eben die Ephorien, sind zunächst der Übersichtlichkeit wegen, die Basis für die weitere Entwicklung von Zusammenarbeitsmöglichkeiten.
Manchmal sind manche Gemeinden sogar Doppelmitglieder in zwei solcher kleineren Einheiten. Creidlitz und Niederfüllbach arbeiten zum Beispiel sowohl mit St. Lukas Coburg/Ketschendorf als auch mit Seidmannsdorf zusammen. Irgendwie tendieren sie aber auch zu den Gemeinden im Itzgrund an der "B4". Solche Fragen müssen auch noch geklärt werden. wie vermerkt wurde.
Auf jeden Fall soll besagter Dekanatsentwicklungsprozess "mehr Angebotsvielfalt, einen größeren Erfahrungshorizont und mehr Potenzial an Fähigkeiten" erschließen. Die evangelische Landeskirche möchte sich auch nicht aus der Fläche zurückziehen. Sie will überall im ganzen Land präsent bleiben.