veröffentlichung Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig und das Mitglied der Geologischen-Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft, Martin Weber, stellen am Sonntagabend im Ludwigsstadter Rathaus ihren historischen Bildband vor.
von unserer Mitarbeiterin
veronika Schadeck
Ludwigsstadt — Der Kreisheimatpfleger Siegfried Scheidig und das Mitglied der Geologischen-Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft, Martin Weber, stellen am Sonntagabend im Rathaus ihren historischen Bildband "Der Westen ist nur im Süden" vor.
Es ist Mittwochabend. Siegfried Scheidig und Martin Weber gehen das Layout ihres Werkes durch. "Das Bild müssen wir noch austauschen", meint der Kreisheimatpfleger und zeigt auf ein Foto nach der Grenzöffnung. Beide gehen Seite für Seite durch, Erinnerungen werden dabei wach.
242 Bilder und Beschreibungen, angebracht auf 108 Seiten, vermitteln einen Eindruck an damals, als die Mauer noch existierte.
Die Bilderreise führt zurück in das Jahr 1946, als der Falkenstein einer von zwei offenen Grenzübergängen innerhalb Bayerns war.
Gezeigt werden unter anderem Bilder von Grenzdörfern wie Ludwigsstadt und Tettau sowie vom benachbarten Thüringen, von der Anbringung des Todesstreifens und von der Massenflucht von Heinersdorf/Thüringen ins zwei Kilometer entfernte Welitsch im Jahre 1952.
Des Weiteren sind Bilder vom Interzonenbahnhof Ludwigsstadt-Probstzella zu sehen, von Schieferarbeitern in Lehesten, von Häusern, die wegen der Anbringung des Stacheldrahtes abgerissen wurden. Weiterhin werden Fotos vom Ausbau der Metallgitterzäune und vom Aufbau der Mauer zwischen Heinersdorf und Welitsch im Jahre 1982 gezeigt.
Aber die glücklichen Stunden, die Freude und Begeisterung bei der Grenzöffnung und unmittelbar danach sind im Bildband festgehalten.
Heute kann sich wohl kein 20-Jähriger vorstellen, dass Ludwigsstadt Ende des Jahres 1989 vor lauter Trabbis aus allen Nähten platzte, dass Hunderte von Menschen vor dem Rathaus Schlange standen, um ihr Begrüßungsgeld abzuholen.
Flucht im Flugzeug Bilder werden zudem gezeigt von der gelungene Flucht im Jahre 1987, als ein DDR-Bürger mit einem Kleinflugzeug die Grenze überwand und auf einer Wiese in Ludwigsstadt, "Im Geschwende" landete.
Es gibt zudem Fotos, die voller Dramatik sind. Noch heute ist Traurigkeit in der Stimme von Martin Weber zu hören, als er von einer misslungenen Flucht ein Jahr vor der Grenzöffnung bei Lehesten spricht.
Es sei ein Mitarbeiter der LPG gewesen, der mit dem Traktor in den Westen flüchten wollte. Er durchbrach Zäune und landete aber kurz vor dem Grenzübergang im Graben.
Man hörte Schüsse, vom Flüchtigen war aber keine Spur zu sehen.
Damals, so erinnert der ehemalige Leiter der Grenzpolizei Ludwigsstadt, habe man die gesamte Umgebung abgesucht. Es hätte ja sein können, dass der Mann trotz Verletzung in den Westen fand. Erst später habe er erfahren, dass der DDR-Bürger bei seinem Fluchtversuch festgenommen wurde. Er habe vieles während seiner Berufstätigkeit erlebt, erzählt Martin Weber weiter. Und viele Erinnerungen an die Zeit bis zur Wende wurden bei ihm während der Erstellung des Bildbands wach. Auch für Siegfried Scheidig gehörte die Grenze mit zum Alltag. Als Lauensteiner wohnte er nur wenige Meter vom Zaun entfernt.
Bewegende Momente Es waren bewegende Momente dabei, als das Material zusammengestellt wurde, meint Scheidig. Und das hatte es in sich.
Denn die beiden Heimatliebhaber waren seit Mai unzählige Stunden, mehrmals in der Woche zusammen, um aus knapp 10 000 Bildern eine Vorauswahl zu treffen. Aus 1200 Bildern wurden dann schließlich die 242 Bilder für den Band zusammengestellt. "Die Entscheidung fiel uns nicht leicht."
Sowohl für Siegfried Scheidig als auch für Martin Weber geht es darum, die Erinnerung an diese Jahre, an dieses Unrechtssystem aufrechtzuerhalten.
Beide werden ihren Bildband am Sonntag, 9. November um 19.30 Uhr im Rathaus der Öffentlichkeit präsentieren. Das Buch kann dann ab Mitte Dezember in den Geschäften und im Schiefermuseum Ludwigsstadt zum Preis von 19,95 Euro erworben werden.