Druckartikel: Das erste Kriegsjahr zwischen Fiktion und Realität

Das erste Kriegsjahr zwischen Fiktion und Realität


Autor: Werner Reißaus

Neuenmarkt, Sonntag, 14. Mai 2017

Benjamin Monferat ist ein Bestsellerautor, der Name ein Pseudonym. Dahinter verbirgt sich der deutsche Schriftsteller Stephan M. Rother. Am Freitagabend las...
Hinter dem Pseudonym "Benjamin Monferat", Autor des Buches "Welt in Flammen", verbirgt sich Stephan M. Rother. Am Freitagabend las er im DDM aus seinem Werk. Foto: Werner Reißaus


Benjamin Monferat ist ein Bestsellerautor, der Name ein Pseudonym. Dahinter verbirgt sich der deutsche Schriftsteller Stephan M. Rother. Am Freitagabend las er im Sonderausstellungsraum des DDM vor einem überschaubaren Publikum aus seinem Buch "Welt in Flammen".
Die Vita seines Großvaters, der im Dritten Reich am Bau luxuriöser Salonwagen beteiligt war und gleichzeitig Widerstand gegen das Regime übte, war für Rother einer der Impulse, aus denen heraus das Buch entstand.
Der Roman balanciert zwischen Fiktion und Realität. Dem Leser wird deutlich vor Augen geführt, welche Kräfte in diesem ersten Kriegsjahr in Europa wirkten, welche Interessen aufeinanderprallten, welche Winkelzüge in der Politik versucht wurden. Eine zwei Tage und drei Nächte währende Bahnfahrt macht Rother zum Sinnbild dessen, was in Europa geschieht, zum Stelldichein der Geheimdienste und zum Schauplatz politischer Kungeleien.
Immer wieder gibt es aber auch Zwischenspiele außerhalb des Zuges, an denen man erkennt, dass der Autor ein bekennender Eisenbahnliebhaber ist. So erhält der Leser viele Informationen über die Geschichte des Orient-Express, über Streckenführung, Lokomotiven und Ausstattung der Waggons. Er erliegt dabei nicht der Versuchung, sich in detaillierten Beschreibungen zu verlieren, sondern behält seine Geschichte immer im Blick. Trotz der fast 1000 Seiten des Romans bleibt der Spannungsbogen weitgehend aufrechterhalten, und am Schluss gibt es noch eine Extraportion Dramatik. Tragische Schicksale erfüllen sich, Paare finden sich, und nicht jeder Geheimagent kommt ans Ziel.
Der Autor behandelt das dunkelste Kapitel des vergangenen Jahrhunderts, den Zweiten Weltkrieg, will das Werk aber nicht als historischen Roman verstanden wissen: "Meine Aufgabe besteht ja nicht darin, etwas Konkretes herauszufinden, sondern ich habe die Absicht, die Menschen mit ihrem Denken und Fühlen einzufangen und eine spannende Handlung zu spinnen."
Hinter dem letzten Wagen bricht Europa in die Knie, binnen Wochen hat Hitler keinen Gegner mehr. Die dunkelste Zeit der europäischen Geschichte bricht an: Holocaust, zerbombte Städte und die jahrzehntelange Teilung des Kontinents.