Die Staatsanwaltschaft Passau ermittelt wegen des Verdachts auf den Verkauf gefälschter Gemälde. Museologe Alexander Süß ist überzeugt, dass die Bilder in der Fränkischen Galerie in Kronach über jeden Zweifel erhaben sind.
Wie ein Paukenschlag hat eine Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Passau und des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) am Montag die Kunstinteressierten aufgeschreckt. "Sollte sich der Tatverdacht bestätigen, stellt dieser herausragende Fall, bei dem eine große Anzahl alter Werke namhafter deutscher Maler gefälscht wurde, einen Eingriff in die deutsche Kunstgeschichte dar", betont Peter Dathe, Präsident des Bayerischen Landeskriminalamtes. Von Dutzenden gefälschter Bilder, unter anderem aus der Werkstatt und dem Umfeld Lucas Cranachs des Älteren, ist die Rede.
In Kronach macht sich Museologe Alexander Süß nach dieser Botschaft jedoch keine Sorgen, dass die Fränkische Galerie Werke irgendeines Scharlatans ausstellen könnte. "Wir können in vielerlei Hinsicht beruhigt sein", verweist Süß auf die Herkunft der in Kronach gezeigten Bilder und der Expertisen hierzu. "Die Stücke, die wir haben, sind meiner Erkenntnis nach zweifelsfrei Originale."
Die Fachleute hätten keine Zweifel an der Echtheit der Bilder. Und die Gemälde seien auch nicht auf irgendwelchen Auktionen ersteigert, sondern aus sicheren Quellen erworben worden und schon lange im Staatsbesitz: "Da kann man beruhigt sein." Die mindestens 40 gefälschten Gemälde, die ein Passauer Restaurator und Kirchenmaler mit drei weiteren Tatverdächtigen in den vergangenen Jahrzehnten auf den Markt gebracht haben soll, sind hingegen - soweit überschaubar - über verschiedene deutsche und ausländische Auktionshäuser verkauft worden. Dies geht aus der Mitteilung von LKA und Staatsanwaltschaft hervor. 500 000 Euro sollen diese Geschäfte gebracht haben.
Hohe Preise Dass das Kunstgewerbe solche schwarzen Schafe anlockt, ist für Süß etwas, mit dem die Branche leben muss. "Auf dem Kunstmarkt herrscht schon ein Druck", stellt er fest, "und so lange es Kunst gibt, gibt es auch schon den Versuch, sie zu fälschen."
Da gute Lucas-Cranach-Gemälde sogar siebenstellige Summen erlösen können, stehen sie durchaus im Fokus zwielichtiger Gesellen; so möglicherweise auch bei dem tatverdächtigen Passauer, der für Kunstfachleute kein unbeschriebenes Blatt ist. "Er ist für die Qualität seiner Nachahmungen bekannt", hat Matthias Weniger vom Baye rischen Nationalmuseum in München über den Passauer in Erfahrung gebracht.
Weniger wundert es generell nicht, dass Cranach-Bilder von Fälschern ausgewählt werden: "Sie werden hochpreisig gehandelt und erfreuen sich bei Sammlern einer großen Beliebtheit." Der Markt dafür ist also da. Darum mahnt der Fachmann auch alle Kunstinteressierten, beim Kauf eines solchen Gemäldes größte Vorsicht walten zu lassen.
Gewachsene Bestände Was die Fränkische Galerie betrifft, macht sich Weniger hingegen keinerlei Sorgen, dass man einem Fälscher aufgesessen sein könnte. "Wir haben den großen Vorteil, dass wir diese alten, gewachsenen Museumsbestände haben", betont er. Die Exponate befänden sich teilweise schon über 100 Jahre im Staatsbesitz. Alle gezeigten Werke seien mindestens seit den 1930er Jahren in Fachkreisen bekannt. Fälscher haben da also schlechte Karten.