Direkt vor dem Café Granada der Barmherzigen Brüder Gremsdorf schwebt in luftiger Höhe eine riesengroße bunte Biene. Sie ist dreieinhalb Meter lang und besteht aus 4100 fluoreszierenden Plastikplättchen.

Ihr Erschaffer ist der Erlanger Künstler Dieter Erhard, der bereits den Kreuzweg sowie die Gedenkstätte für die ermordeten Heimbewohner während der Nazizeit auf dem Gelände der Gremsdorfer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung geschaffen hat. Beim Bau seines Kunstwerkes kam Erhard noch eine weitere Idee. Da die Benedikt-Menni-Werkstatt in Gremsdorf unter anderem auch für ihre "exzellenten und hochwertigen Insektenhotels überregional bekannt ist", könnte seine Biene "Initialzünder" für eine Werbestrategie zugunsten der Barmherzigen Brüder Gremsdorf und seiner "Hotelbauer" sein. "Außerdem nahm ich den Rotary-Club Erlangen-Schloss noch mit ins Boot", erklärte Dieter Erhard.

Und seine Idee zündete. Am Tag, als Erhard sein Kunstwerk aufstellte, waren von den Rotariern bereits 219 Bestellungen für Insektenhäuser in der Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung eingegangen. 50 von diesen ganz speziellen Hotels konnten anlässlich eines kleinen Festaktes im Forum Barmherzige Brüder Gremsdorf an die Käufer übergeben werden. Ein Großteil dieser großen Insektenhäuser wird gespendet.

Die Dritte Bürgermeisterin von Erlangen, Susanne Lender-Cassens (Grüne), versprach, dass sie nach geeigneten Orten in und um die Stadt suchen werde. Sie denke dabei vor allem an Kindergärten, Schulen und öffentliche Plätze. Der Bundestagsabgeordnete Stefan Müller (CSU) fand, dass diese Idee aus drei Gründen "hervorragend" sei. Zum einen passe sie ganz genau in die Zeit, in der so viel über Klimawandel und Insektensterben diskutiert werde. "Hier wird bewiesen, dass auch jeder Einzelne seinen Beitrag für eine bessere Umwelt leisten kann." Weiterhin sei es bemerkenswert, dass Menschen mit Beeinträchtigung die Gelegenheit gegeben werde, einer "sinnstiftenden und großartigen Arbeit" nachzugehen. Und zum Dritten überzeuge ihn diese Sponsorentätigkeit.

Rotarier verbreiten die Idee

Der Rotary-Direktor Deutschland, Peter Iblher, betonte in seiner Grußrede den "ökologischen und sozialen Charakter" dieser groß angelegten Aktion. Und er sicherte zu, dass er dafür Sorge tragen werde, dass diese "hervorragende Unternehmung" über die Landesgrenzen hinaus bekannt werde.

Umweltpädagoge Stefan Mümmler hielt schließlich noch ein Grundsatzreferat über die Welt der Insekten und insbesondere die der Bienen. Rund 40 Prozent der gesamten Artenvielfalt der Tiere stammt aus dem Bereich der Insekten, und es gebe ungefähr 30 000 verschiedene Arten. Davon seien 565 Wildbienenarten bekannt. Die Insektenhotels seien, so Mümmler, hervorragende Nachbauten des eigentlichen Besiedlungsraumes der Wildbienen. Er verwies auch auf die wichtigsten Kriterien beim Aufstellen dieser ganz speziellen Behausungen: feste Verankerung, freie Einflugschneise, Schutz vor Regen und Räubern.

Als Hausherr bedankte sich Verwaltungsleiter Matthias Krug sowohl bei dem Künstler für die tolle Idee als auch bei den Käufern für ihr großes Herz. Schließlich konnten die Sponsoren noch die Naturwerkstatt besuchen, in der die Insektenhotels gebaut werden. Das Kunstwerk Biene wird bis April 2020 auf dem Gelände der Barmherzigen Brüder Gremsdorf stehen bleiben, bevor es Richtung "Kronach leuchtet" umziehen wird.

Johannes Salomon