Sieben Jahrzehnte sind vergangen, der Christliche Bürgerblock (CBB) – 1952 als Christlicher Heimatblock in der Saalestadt gegründet – ist den kommunalpolitischen Kinderschuhen schon lange entwachsen und feierte seinen 70. Geburtstag mit einer Gala an der Bayerischen Musikakademie.
Im Verbund mit den Freien Wählergemeinschaften (FW) „groß“ geworden, stellen etablierte Volksparteien zu ihrem Leidwesen fest, dass diese Wählergemeinschaften von der politischen Landkarte nicht verschwinden. Im ländlichen Raum, wo die Persönlichkeitswahl oft im Mittelpunkt steht, sitzen die Freiwähler als mitbestimmende Fraktionen in den Ratsgremien, so Festredner Josef Mend , der Ex-Bürgermeister von Iphofen und FW-Fraktionsvorsitzende im Kitzinger Kreistag.
Als einer der FW-Pioniere wusste er, dass die Freien Wähler längst nicht bei den Konkurrenten mit Rosen und frenetischem Jubel empfangen wurden. „Wer Freier Wähler ist, braucht die Leidensfähigkeit eines Club-Fans“, witzelte Mend. „Was wurde uns schon alles vorgehalten: Wir sind farblos, haben keine Meinung. Bei uns wird wild abgestimmt, wir haben keine Schnittstelle in die Staatsregierung, keine außenpolitischen Fähigkeiten, können bei Landes- und Bundesthemen nicht mitreden“.
Doch kann es sein, dass die einstigen Polit-Zwerge gar nicht nach dem Global-Player schielten, sondern vielmehr die Nähe der Menschen in den Dörfern und Kleinstädten suchten? Die Probleme des kleinen Mannes ernst nehmen und angehen, das führte letztlich zum Erfolg, wie die Statistik belegt. In Bayerns Kommunen sitzen rund 1000 Bürgermeister, die den Freien Wählern angehören oder parteifrei sind. Insgesamt 14 Landräte und 33 Bezirksräte sowie knapp die Hälfte der Gemeinde- und Stadträte im blauweißen Freistaat sind „Freigeister“ ohne Parteiideologie.
In der Saalestadt stellte der CBB mit Jörg Oschmann einen Landrat und mit Heinz Mayer und Arnold Zeller zwei Bürgermeister. Dazu ein dritter, der die Hand schon am Rathaustor hatte, Ehrenvorsitzender Edgar Hirt, der in der Stichwahl das Mandat um nur rund 100 Stimmen verfehlte. Hinzu kommen zahlreiche Stadträte.
Der Stellvertretende CBB-Vorsitzende, Dominik Sitter, hatte die Jubiläumsgäste willkommen geheißen, unter ihnen Landrat Thomas Bold und dessen Stellvertreter, Gotthard Schlereth , Bürgermeister Armin Warmuth , den FW-Kreisvorsitzenden, Matthias Kleren Kreistag-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Dünisch und die Mitglieder der PWG Bad Brückenau unter Fraktionsvorsitzenden Roland Limpert , die ein Grußwort sprachen.
CBB-Vorsitzender Reimar Glückler gab im Anschluss einen Rückblick. Demnach verfügt der Christliche Bürgerblock aktuell über rund 70 Mitglieder und eine starke Fraktion im Stadtrat. Als „treibende Kraft“ habe der CBB beispielsweise an der Altstadtsanierung , der Verlegung der Turnhouter Straße, der Sanierung der Diebacher Kirchgaden und dem Bau des Hammelburger Feuerwehrhauses sowie dem Erhalt der Saaletal-Bahn mitgewirkt.
Nicht gelungen sind die Sanierung der Alten Volksschule und der Erhalt des Bürgerspitals als Seniorenwohnheim. „Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenwürde, Solidarität und soziales Engagement sind heute wichtiger denn je. Daran werden wir gemessen, und dieser Aufgabe stellen wir uns - auch wenn wir einmal Rückschläge erleiden“, betonte er.
Im weiteren Verlauf der Jubiläumsfeier ehrte der CBB Edgar Hirt, der die Politik der Hammelburger Wählergemeinschaft maßgeblich prägte. Kleren und Glückler überreichten dem CBB-Ehrenvorsitzenden die höchste Auszeichnung, die Ehrennadel in Platin, die die Freien Wähler vergeben. Hirt gehört dem CBB seit 1970 an und war 18 Jahre Mitglied des Stadtrats und des Kreistags. Er hatte den Fraktionsvorsitz der FW im Kreistag inne und war 12 Jahre Vorsitzender des CBB. heg