herausforderung Der gemeinnützige Verein bietet vielen Menschen eine Möglichkeit, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Durch den Mindestlohn rechnen die Verantwortlichen mit einer Schieflage und rufen deshalb zu Spenden auf.
von unserer Mitarbeiterin
Veronika Schadeck
Teuschnitz — Er ist erst seit drei Monaten Geschäftsführer beim Arbeits- und Sozial Centrum Oberer Frankenwald (Asco). Und bereits jetzt hat Carlo Stauch mit einer enormen Herausforderung zu kämpfen. Zum einen müssen neue Gerätschaften angeschafft werden, zum anderen kommt zum 1. Januar 2015 der Mindestlohn. "Da wird es eng, die 80 Mitarbeiter halten zu können." Deshalb hat sich Carlo Stauch zu einer ungewöhnlichen Aktion entschlossen und ruft zu Spenden auf. "Wenn wir die ersten fünf Monate in 2015 überbrücken können, dann sind wir wieder in der Spur."
Die Asco ist ein gemeinnütziger Verein, der im Jahre 1999 gegründet wurde, um vor allem Menschen mit einem Handicap, Langzeitarbeitslosen und älteren Arbeitnehmern eine Chance auf dem zweiten Arbeitsmarkt zu bieten.
Die Asco, so Stauch, gliedert sich in verschiedene Bereiche.
Dazu zählen Landschaftspflegearbeiten, Handwerkerservice, Winterdienst, also fast alle Arbeiten rund um Haus und Garten. Ein weiterer Bereich ist die Leichtmontage und Qualitätssicherung. Das bedeute, die Mitarbeiter montieren, sortieren und verpacken Teile aus Kunststoff, Glas und anderen Werkstoffen. Sie übernehmen mitunter auch den Briefversand. Die Auftragslage ist gut, berichtet Carlo Stauch. Gerade in der Landschaftspflege konnten Kunden gewonnen werden. Neben Privatpersonen und Kommunen nimmt seit 2014 auch die Helios-Frankenwaldklinik die Leistungen der Asco in der Landschaftspflege in Anspruch. Im Bereich der Leichtmontage zählen die Firmen Großmann und Heinz-Glas zu den wichtigsten Auftraggebern.
Das Problem ist nun, dass die Asco infolge der Einführung des Mindestlohns 25 Prozent mehr an Lohnkosten aufbringen muss.
Das heißt, die Lohnkosten steigen von 105 000 auf 130 000 Euro.
Für Carlo Stauch steht fest: "Wir werden den Stundensatz für unsere Leistungen in der Landschaftspflege anheben müssen." Von 13 auf 15 Euro. Im Bereich der Leichtmontage werde es deutlich schwieriger werden, mehr Geld für die Aufträge zu bekommen.
Carlo Stauch, der mittlerweile seinen neuen Job als Geschäftsführer bei der Asco als eine "schöne Lebensaufgabe" betrachtet, will unbedingt alle seine Mitarbeiter weiterhin beschäftigen. Diese kommen überwiegend aus Teuschnitz und den umliegenden Dörfern. Es seien Menschen, die aufgrund von Krankheiten, Alter oder Lebensumständen Schwierigkeiten hätten, im ersten Arbeitsmarkt einen Job zu finden. 60 Prozent von ihnen hätten einen Schwerbehindertenausweis, 80 Prozent seien über 50 Jahre.
Stauch betont immer wieder: "Es sind aber auch qualifizierte Facharbeiter bei uns beschäftigt. Wir haben gute Leute." Der ehemalige Sozialpolitiker weiß, dass für seine Mitarbeiter die Asco mehr sei als "nur" ein Ort, an dem man Geld verdienen könne. Es gehe um das Gefühl, einen Stellenwert in der Gesellschaft zu haben, um das Gefühl, gebraucht zu werden. "Es geht um Selbstbewusstsein und Selbstbestätigung."
Mittlerweile hat der Geschäftsführer bei verschiedenen Behörden vorgesprochen. Das Integrationsamt habe der Asco einen erhöhten Zuschuss in Aussicht gestellt. Weitere Termine bei der Arbeitsagentur und beim Jobcenter stünden noch an.
Carlo Stauch ist überzeugt, dass es der Asco gelingen wird, den Mindestlohn bezahlen zu können.
Das Problem seien die ersten fünf Monate, in denen keine Landschaftspflege- und Gartenarbeiten anstehen und damit wichtige Einnahmen wegfallen, um die dann wiederum gestiegenen Ausgaben kompensieren zu können.
Stauch hat sich deshalb besonders über die Spende der Sparkasse Kulmbach-Kronach in Höhe von 2500 Euro gefreut. "So etwas macht Mut."
Die Einführung des Mindestlohns erachtet Carlo Stauch trotz der Schwierigkeiten in der Asco als richtig. Nur die Art der Umsetzung findet seine Kritik. Es gebe zu viele Ungereimtheiten. Beispielsweise gelte der Mindestlohn nicht bei Ich-AGs, die auch oftmals Hausmeisterservice anbieten. Dadurch sei die Asco im Nachteil.
Generell ist der Mindestlohn für Stauch nicht gerecht. Denn während ein geringfügig Beschäftigter die 8,50 Euro nahezu in voller Höhe behalten könne, müsse ein Sozialversicherungspflichtiger Abzüge hinnehmen. Letztere gebe es bei der Asco fast ausschließlich, so Stauch.