WOLFGANG SCHOBERTH

Ein schöner, stiller Rückzugsort - zum Genießen der Natur, zum Nachdenken und Träumen. Es sind gedämpfte, fast düster wirkende Farben, die der Maler verwendet. Dunkle, zum Teil mit Schwarz untermischte Grüntöne, aus denen freundliche Flächen hervorleuchten.

Im Vordergrund ein luftiger Fichtenbestand, der zum Betrachter hin mit dem Gebüsch und Waldgräsern verfließt. Der Maler ist 1931 mit seiner Staffelei, vielleicht auch nur mit einem Skizzenblock, hinaufgewandert auf die Höhe über Aichig. Von hier bietet sich ein herrlicher Blick auf die in der Ferne liegende Plassenburg mit dem Buchwaldrücken.

Der Künstler, Christian Strassburger (1908 - 1945), hat nur wenige Aquarelle gemalt, sie zeigen idyllische Motive aus dem Kulmbacher Raum: den Kessel, Burghaig, die Tennacher Höhen, den Metzdorfer Grund.

Der Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt bei der Grafik, bei Holzschnitten und Radierungen. Hier sind es vor allem religiöse, mythologische und literarische Themen, die ihn beschäftigt, besser zutiefst aufgewühlt haben. Seine besten Arbeiten stehen den Bildern Ernst Barlachs nicht nach.

Neffe von Michel Weiß

Christian Strassburger zählt zu den vergessenen akademischen Malern von Kulmbach. Durch sein kurzes Leben - er wird 37-jährig als Pilot einer Wehrmachtsmaschine im Januar 1945 über Polen abgeschossen - bleibt sein Werk unausgereift. Was sich in den 80 erhaltenen Arbeiten spiegelt, ist das Leben eines leidenden, nach Erlösung suchenden Menschen.

Strassburger erlebt viele Schicksalsschläge: Als achtjähriger Bub verliert er den Vater, der in Mexiko an Typhus gestorben ist. Seine Mutter Albertina, eine Schwester von Michel Weiß, muss allein durchkommen. Und er leidet an seiner Zeit, den Krisenjahren am Ende der Weimarer Republik, der Massenarbeitslosigkeit und der Barbarisierung des Geistes durch den erstarkenden Nationalsozialismus.

Bei seiner Rückkehr nach Kulmbach 1932 muss er erleben, dass ihm kein Mensch seine sensible, vergeistigte Kunst abkauft.

Ein Selbstbildnis von 1930 als Holzschnitt ist die einzige Abbildung, die man überhaupt von ihm hat. Das Bild wirkt maskenhaft mit großen Augen und einem starren Blick, der zur Seite gerichtet ist. Es zeigt einen sensiblen Mensch, der mit sich beschäftigt ist.

Fast komplettes Lebenswerk

Am 24. September wird eine umfangreiche Ausstellung mit 50 Arbeiten Strassburgers im Badhaus eröffnet. Sie stammen aus den Beständen des Landschaftsmuseum Obermain. Viele der Bilder und Grafiken des Künstlers werden überhaupt erstmals gezeigt. Es sind spannende, mitunter faszinierende Bilder. Ein großer Unbekannter kann entdeckt werden.

Ein weiterer Bericht über die Lebensgeschichte Christian Strassburgers folgt.