Bamberg — Der gemeinnützige Verein Freund statt Fremd e.V. hilft geflüchteten Menschen nach ihrer Ankunft in Bamberg und Umgebung, sich zurechtzufinden und zu integrieren. Die ehrenamtlichen Aktivitäten des Vereins sind vielfältig. Sie bieten für engagierte Bürger zahlreiche Möglichkeiten, sich in verschiedenen Arbeitskreisen einzubringen. Bei der Mitmachbörse am kommenden Samstag stellen die fast 20 Arbeitskreise ihre Aufgaben und ihr Angebot vor.
Im Zentrum allerdings steht das Patenschaftsprogramm, das seit 2015 existiert. Bei einer Patenschaft geht es darum, Ansprechpartner für einen Asylsuchenden oder eine geflüchtete Familie zu sein, diese regelmäßig zu begleiten zum Beispiel bei Arztbesuchen oder Behördengängen und bei der Integration zu unterstützen, also mit ihnen Deutsch zu sprechen, bei der Suche nach einer Wohnung oder einer Arbeitsstelle oder einfach nur bei den Hausaufgaben zu helfen.
Natürlich können sich Paten auch "einfach so", zum Beispiel zum Teetrinken, treffen. "Wie umfangreich die Patenschaften zeitlich gestaltet werden, hängt vom Zeitbudget des Paten oder der Patin und von den Bedürfnissen der Unterstützten ab", so eine der Patenschaftskoordinatorinnen von Freund statt Fremd e.V.. "Das Ziel des Patenschaftsprogramm ist es, engagierte Bürger und Flüchtlinge zusammenzubringen und so die Integration der neuen Bewohner zu erleichtern."
Unter den Ehrenamtlichen ist auch Patin Jennifer Borrelli, Qualitätskontrollleiterin für medizinische Gase. Die 36-Jährige trifft Afghanin Nasibah Hussaini (37) und ihre drei Kinder Reza (circa 18), Mohammad (circa 17) und Atifa (15) regelmäßig. Auf der Website von Freund statt Fremd suchte sie nach Möglichkeiten sich zu engagieren: "Ich wusste herzlich wenig über Flüchtlinge und die Asyl-Situation in Deutschland und wollte erfahren, wie es den Geflüchteten bei uns wirklich geht." Borrelli unterstützt die Familie bereits seit einem Jahr. Sei es beim Deutsch lernen, beim Vorlesen und Erklären von Behörden- oder Anwaltsbriefen oder einfach nur beim gemeinsamen Teetrinken, trotz Vollzeitjob ist sie für die Familie da. "Die Beziehung zwischen mir und Nasibah ist sehr herzlich. Sie schenkt mir unglaubliches Vertrauen. Durch die Begleitung, auch im Asylverfahren, habe ich viel von ihren Fluchtgründen erfahren. Vieles davon erzählt sich nicht leicht", sagt die 36-Jährige.
Denn für Nasibah begann die Flucht schon sehr früh. Geboren ist sie in Afghanistan.
Mit gerade einmal 13 Jahren wurde sie an einen 20 Jahre älteren Mann zwangsverheiratet. Mit ihm bekam sie ihre drei Kinder. Aus persönlichen Gründen floh sie schon früh in den Iran und ließ sich von ihrem drogenabhängigen Ehemann scheiden, der die damals elfjährige Tochter Atifa ebenfalls zwangsverheiraten wollte, um die Schulden seines Dealers zu begleichen.
Da in diesem Land laut Borelli immer der Mann das Sorgerecht der Kinder nach einer Scheidung bekommt, floh Nasibah mit ihren Kindern zu Fuß in die Türkei, in der sie drei Jahre lebten und arbeiteten. Der älteste Sohn verletzte sich in einer Textilfabrik an einer Maschine so schwer, dass die Hand für einen Monat in die Hüfte eingenäht werden musste, um das Gewebe am Leben zu erhalten. Von seinem Chef wurde er eingeschüchtert und durfte nicht zur Polizei gehen. Trotz harter Arbeit blieben Lohnzahlungen aus, so dass sich die Familie ihre Wohnung nicht mehr leisten konnte. So kamen sie zu dem Entschluss, mit dem Boot nach Griechenland zu fliehen. Atifa erzählt: "Dieses Boot war für zehn Personen ausgelegt. Wir allerdings waren 54." Die traumatisierenden Erlebnisse prägen sie bis heute. Erschwerend kam hinzu, dass die Familie nicht gemeinsam fliehen konnte: Mohammad war der erste, der vor etwa einem Jahr nach Deutschland kam. Kurze Zeit später folgten Reza und Atifa gemeinsam und anschließend Nasibah.
Nur als Volljähriger oder in Begleitung eines solchen komme man über die Grenze, so Borrelli. Da aber keines der Kinder alt genug war, besorgten sich die Jungs Pässe, auf welchen ihr Alter mit 18 angegeben war. Nasibah und ihre Kinder hatten keine Papier, als sie aus dem Iran in die Türkei flohen. Sie hätten wohl nie Pässe gehabt, erklärt Borrelli. Somit wissen zumindest die Jungs nicht genau, wie alt sie wirklich sind. "Ich glaube ich bin inzwischen 18", sagt Reza.
Als Atifa und Reza in Deutschland ankamen, so erzählt die 15-Jährige, seien sie erst nach München, Zirndorf, Fürth und Schweinfurt gebracht worden, bevor sie im Asylbewerberheim in Bamberg unterkamen.
Inzwischen lebt die Familie seit einem Jahr wieder zusammen in der selben Unterkunft. Reza hat sein eigenes Zimmer, während Nasibah und ihre zwei Jüngsten sich ein Zimmer teilen und auf Matratzen auf dem Boden schlafen. Die drei Kinder gehen zur Schule. Alle Familienmitglieder sind regelmäßig zu Gast in einer evangelischen Kirchengemeinde und kennen daher schon viele Deutsche. Am kommenden Sonntag lassen sie sich gemeinsam taufen. "Ich finde, Christ zu werden ist sehr cool. Jesus ist für unsere Sünden gestorben", erklärt die 15-Jährige Atifa.
Reza bekam in Bamberg endlich die notwendige Operation an seiner Hand. Außerdem dürfen, wenigstens die Frauen, feiern: Sie wurden erst kürzlich als Flüchtlinge anerkannt und dürften sich nun eine eigene Wohnung suchen.
Patin Jennifer Borrelli wird dabei natürlich helfen, denn sie und die Familie haben eine enge Beziehung. "Das Wichtigste ist, dass man jemanden anrufen kann, einen Ansprechpartner hat, wenn etwas passiert oder man Hilfe braucht", sagt sie. Und genau das ist die Idee hinter einer Patenschaft.
Auch die zwei Studentinnen Theresa Wüstefeld (28) und Miriam Henninges (27) unterstützen eine geflüchtete Familie aus Syrien: Die alleinerziehende Mutter Fatima (25) und ihre zwei kleinen Mädchen Lujain und Layan (2 und 3). Der Vater sei im Gefängnis, in welchem er ohne Grund saß, gestorben, so dass die Familie das Haus
verlassen musste, berichten die Patinnen. Hier in Bamberg stehen die Kinder auf der Warteliste für einen Kindergartenplatz. Sobald sie diesen haben, möchte Fatima eine Ausbildung zur Krankenpflegerin machen. Mit Hilfe der Patinnen von Freund statt Fremd ist die Familie bereits in eine eigene Wohnung gezogen.
Henninges erklärt, wieso sie und Wüstefeld sich dazu entschieden haben, Patinnen zu werden: "Wir wollten einen Beitrag dazu leisten, dass sich Flüchtlinge willkommen fühlen und Bezugspersonen haben. Wir wollten neue und andere Kulturen kennenlernen und an einem kulturellen Austausch teilnehmen."
Das Patenschaftsprogramm ist aber nicht das einzige Projekt unter dem Dach von Freund statt Fremd. In fast 20 Arbeitskreisen gibt es jede Art von Möglichkeit, sich zu engagieren und zu helfen.
Im Zentrum allerdings steht das Patenschaftsprogramm, das seit 2015 existiert. Bei einer Patenschaft geht es darum, Ansprechpartner für einen Asylsuchenden oder eine geflüchtete Familie zu sein, diese regelmäßig zu begleiten zum Beispiel bei Arztbesuchen oder Behördengängen und bei der Integration zu unterstützen, also mit ihnen Deutsch zu sprechen, bei der Suche nach einer Wohnung oder einer Arbeitsstelle oder einfach nur bei den Hausaufgaben zu helfen.
Auch einfach nur Teetrinken
Natürlich können sich Paten auch "einfach so", zum Beispiel zum Teetrinken, treffen. "Wie umfangreich die Patenschaften zeitlich gestaltet werden, hängt vom Zeitbudget des Paten oder der Patin und von den Bedürfnissen der Unterstützten ab", so eine der Patenschaftskoordinatorinnen von Freund statt Fremd e.V.. "Das Ziel des Patenschaftsprogramm ist es, engagierte Bürger und Flüchtlinge zusammenzubringen und so die Integration der neuen Bewohner zu erleichtern."Unter den Ehrenamtlichen ist auch Patin Jennifer Borrelli, Qualitätskontrollleiterin für medizinische Gase. Die 36-Jährige trifft Afghanin Nasibah Hussaini (37) und ihre drei Kinder Reza (circa 18), Mohammad (circa 17) und Atifa (15) regelmäßig. Auf der Website von Freund statt Fremd suchte sie nach Möglichkeiten sich zu engagieren: "Ich wusste herzlich wenig über Flüchtlinge und die Asyl-Situation in Deutschland und wollte erfahren, wie es den Geflüchteten bei uns wirklich geht." Borrelli unterstützt die Familie bereits seit einem Jahr. Sei es beim Deutsch lernen, beim Vorlesen und Erklären von Behörden- oder Anwaltsbriefen oder einfach nur beim gemeinsamen Teetrinken, trotz Vollzeitjob ist sie für die Familie da. "Die Beziehung zwischen mir und Nasibah ist sehr herzlich. Sie schenkt mir unglaubliches Vertrauen. Durch die Begleitung, auch im Asylverfahren, habe ich viel von ihren Fluchtgründen erfahren. Vieles davon erzählt sich nicht leicht", sagt die 36-Jährige.
Schon lange auf der Flucht
Denn für Nasibah begann die Flucht schon sehr früh. Geboren ist sie in Afghanistan.
Mit gerade einmal 13 Jahren wurde sie an einen 20 Jahre älteren Mann zwangsverheiratet. Mit ihm bekam sie ihre drei Kinder. Aus persönlichen Gründen floh sie schon früh in den Iran und ließ sich von ihrem drogenabhängigen Ehemann scheiden, der die damals elfjährige Tochter Atifa ebenfalls zwangsverheiraten wollte, um die Schulden seines Dealers zu begleichen. Da in diesem Land laut Borelli immer der Mann das Sorgerecht der Kinder nach einer Scheidung bekommt, floh Nasibah mit ihren Kindern zu Fuß in die Türkei, in der sie drei Jahre lebten und arbeiteten. Der älteste Sohn verletzte sich in einer Textilfabrik an einer Maschine so schwer, dass die Hand für einen Monat in die Hüfte eingenäht werden musste, um das Gewebe am Leben zu erhalten. Von seinem Chef wurde er eingeschüchtert und durfte nicht zur Polizei gehen. Trotz harter Arbeit blieben Lohnzahlungen aus, so dass sich die Familie ihre Wohnung nicht mehr leisten konnte. So kamen sie zu dem Entschluss, mit dem Boot nach Griechenland zu fliehen. Atifa erzählt: "Dieses Boot war für zehn Personen ausgelegt. Wir allerdings waren 54." Die traumatisierenden Erlebnisse prägen sie bis heute. Erschwerend kam hinzu, dass die Familie nicht gemeinsam fliehen konnte: Mohammad war der erste, der vor etwa einem Jahr nach Deutschland kam. Kurze Zeit später folgten Reza und Atifa gemeinsam und anschließend Nasibah.
Nur als Volljähriger oder in Begleitung eines solchen komme man über die Grenze, so Borrelli. Da aber keines der Kinder alt genug war, besorgten sich die Jungs Pässe, auf welchen ihr Alter mit 18 angegeben war. Nasibah und ihre Kinder hatten keine Papier, als sie aus dem Iran in die Türkei flohen. Sie hätten wohl nie Pässe gehabt, erklärt Borrelli. Somit wissen zumindest die Jungs nicht genau, wie alt sie wirklich sind. "Ich glaube ich bin inzwischen 18", sagt Reza.
Als Atifa und Reza in Deutschland ankamen, so erzählt die 15-Jährige, seien sie erst nach München, Zirndorf, Fürth und Schweinfurt gebracht worden, bevor sie im Asylbewerberheim in Bamberg unterkamen.
Inzwischen lebt die Familie seit einem Jahr wieder zusammen in der selben Unterkunft. Reza hat sein eigenes Zimmer, während Nasibah und ihre zwei Jüngsten sich ein Zimmer teilen und auf Matratzen auf dem Boden schlafen. Die drei Kinder gehen zur Schule. Alle Familienmitglieder sind regelmäßig zu Gast in einer evangelischen Kirchengemeinde und kennen daher schon viele Deutsche. Am kommenden Sonntag lassen sie sich gemeinsam taufen. "Ich finde, Christ zu werden ist sehr cool. Jesus ist für unsere Sünden gestorben", erklärt die 15-Jährige Atifa.
Reza bekam in Bamberg endlich die notwendige Operation an seiner Hand. Außerdem dürfen, wenigstens die Frauen, feiern: Sie wurden erst kürzlich als Flüchtlinge anerkannt und dürften sich nun eine eigene Wohnung suchen.
Patin Jennifer Borrelli wird dabei natürlich helfen, denn sie und die Familie haben eine enge Beziehung. "Das Wichtigste ist, dass man jemanden anrufen kann, einen Ansprechpartner hat, wenn etwas passiert oder man Hilfe braucht", sagt sie. Und genau das ist die Idee hinter einer Patenschaft.
Freund statt Fremd e.V. hilft
Auch die zwei Studentinnen Theresa Wüstefeld (28) und Miriam Henninges (27) unterstützen eine geflüchtete Familie aus Syrien: Die alleinerziehende Mutter Fatima (25) und ihre zwei kleinen Mädchen Lujain und Layan (2 und 3). Der Vater sei im Gefängnis, in welchem er ohne Grund saß, gestorben, so dass die Familie das Haus
verlassen musste, berichten die Patinnen. Hier in Bamberg stehen die Kinder auf der Warteliste für einen Kindergartenplatz. Sobald sie diesen haben, möchte Fatima eine Ausbildung zur Krankenpflegerin machen. Mit Hilfe der Patinnen von Freund statt Fremd ist die Familie bereits in eine eigene Wohnung gezogen.Henninges erklärt, wieso sie und Wüstefeld sich dazu entschieden haben, Patinnen zu werden: "Wir wollten einen Beitrag dazu leisten, dass sich Flüchtlinge willkommen fühlen und Bezugspersonen haben. Wir wollten neue und andere Kulturen kennenlernen und an einem kulturellen Austausch teilnehmen."
Das Patenschaftsprogramm ist aber nicht das einzige Projekt unter dem Dach von Freund statt Fremd. In fast 20 Arbeitskreisen gibt es jede Art von Möglichkeit, sich zu engagieren und zu helfen.