- Streik in Franken: Nah- und Fernverkehr kommt fast komplett zum Erliegen
- Großflächige Ausfälle bei Bussen, Zügen und Flugzeugen
- Unter anderem Großräume Nürnberg, Bamberg und Würzburg betroffen
- So ist die aktuelle Lage im Straßenverkehr, an den Bahnhöfen und am Flughafen
In Franken ist der Verkehr mit Zügen, Bussen und Flugzeugen am Montag (27. März 2023) weitgehend zum Erliegen gekommen. Seit Mitternacht hat ein bundesweiter Warnstreik mehrerer Gewerkschaften begonnen. Die Ausstände sollen insgesamt 24 Stunden dauern. inFranken.de gibt den Überblick zu den vom Mega-Streik betroffenen Regionen, der aktuellen Verkehrslage auf den Straßen und den Ausfällen im Nah- und Fernverkehr. Hier findest du außerdem Informationen zu der Frage, ob Pendler und Pendlerinnen eigentlich beim ÖPNV-Streik zur Arbeit müssen.
Update vom 27.03.2023, 11.48 Uhr: ÖPNV und Fernverkehr in Franken lahmgelegt - Pendler zwischen Bamberg und Nürnberg haben Glück im Unglück
Die Bahnsteige des Bamberger Bahnhofs, auf dem am Montagmorgen für gewöhnlich ein reger Betrieb herrscht, sind heute wie leergefegt. Die Lautsprecherdurchsagen, welche alle paar Minuten den Ausfall der Züge verkünden, erreichen lediglich einige Passanten, die aus Richtung Gartenstadt in die Innenstadt unterwegs sind. Wer nach Erlangen, Fürth oder Nürnberg zur Arbeit pendeln muss, wartet seit vergangenem Freitag sowieso nicht an den Gleisen, sondern auf dem Bahnhofvorplatz, um dort per Schienenersatzverkehr (SEV) an sein Ziel zu gelangen.
Trotz Tarifstreik sind die Busse des SEV auch heute zwischen Bamberg und Nürnberg unterwegs. „Ich muss zur Arbeit nach Erlangen. Wegen der Bauarbeiten hätte ich eh mit dem Bus fahren müssen, für mich macht der Streik keinen Unterschied“, erzählt ein Pendler, der gerade auf dem Vorplatz auf den Bus wartet. "Die Bahn hat diese Leistungen zu 95 Prozent an private Unternehmen vergeben", erläutert ein VGN-Sprecher gegenüber inFranken.de. Diese seien nicht vom Streik betroffen.
Allerdings führt die Busstrecke in weiten Teilen über die Autobahn, weshalb man vonseiten des Verkehrsbunds im Vorfeld auf eine offensive Kommunikation der Alternative verzichtet hatte, da hier mit Staus gerechnet wurde. Wer das Angebot nutzen möchte, kann sich allerdings aktuell über die VGN-App informieren, zu großen Verspätungen ist es hier (Stand: 11 Uhr) bisher nicht gekommen. Die SEV-Busse wirkten am Morgen auch nicht hoffnungslos überfüllt, sondern eher spärlich besetzt, während das Geschehen auf der viel befahrenen Straße vor dem Bahnhof sich kaum von anderen Tagen unterschied.
Polizei von Streik-Auswirkungen überrascht - so ist die Lage auf den Straßen in Oberfranken, Unterfranken und Mittelfranken
Diesen Eindruck bestätigte auch die Pressestelle der Deutschen Bahn am Montagvormittag. "Auch wenn der heutige Streik der EVG den Bahnverkehr nahezu vollständig zum Erliegen gebracht hat, ist die Lage an den Bahnhöfen ruhig. Die Kund:innen sind der Empfehlung der DB gefolgt, ihre Reisen am heutigen Tag zu verschieben", heißt es in einer Mitteilung. Fahrgäste könnten im Fernverkehr ihr im Zeitraum vom 26. bis zum 28. März 2023 gebuchtes Ticket bis einschließlich Dienstag, 4. April 2023, flexibel nutzen, so die Bahn. Weitere Informationen zur "Sonderkulanz" aufgrund des Streiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft gibt es hier.
Beim Polizeipräsidium Oberfranken ist man beim Blick auf die verkehrstechnischen Folgen des Streiks positiv überrascht. "Wir wissen nicht genau warum, aber es hat sehr gut funktioniert", erklärt eine Sprecherin des Präsidiums gegenüber inFranken.de. Statt langer Staus und vieler Unfälle habe es am heutigen Montag bisher "keine Besonderheiten gegeben".
In Mittelfranken sei es am Vormittag zwar zu einem "erhöhten Verkehrsaufkommen" gekommen, so ein Sprecher. "Im Berufsverkehr war es etwas mehr als sonst, das befürchtete Chaos ist aber ausgeblieben", sagt der Polizeibeamte. Auch größere Staus im Großraum Nürnberg wurden demnach nicht vermeldet. "Der stärkere Verkehr am Anfang hat sich schnell beruhigt." Ähnliches ist aus Unterfranken zu hören. "Wir können nicht von einer Erhöhung der polizeilichen Einsätze sprechen", heißt es aus dem Polizeipräsidium. Auch größere Verkehrsunfälle habe es nicht gegeben. Der Flugverkehr ist am Montag ebenfalls von dem Streik betroffen - am Flughafen Nürnberg wurden alle Abflüge annulliert.
Erstmeldung vom 24.03.2023: Streik in Franken - wo ist der ÖPNV am Montag betroffen?
Betroffen sind von der beispiellosen Warnstreik-Aktion der Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr der Deutschen Bahn sowie weiterer Eisenbahn-Unternehmen. Verdi ruft zudem zu Arbeitsniederlegungen an mehreren Flughäfen auf sowie im öffentlichen Nahverkehr in den Bundesländern Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Auch die Autobahngesellschaft soll bestreikt werden, ebenso wie die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Die Deutsche Bahn stellt den Fernverkehr komplett ein. Auch im Regionalverkehr werde "größtenteils kein Zug fahren", teilte der Konzern mit. Die Länderbahn, zu der in Bayern Alex, Oberpfalzbahn und Waldbahn zählen, rechnete laut Mitteilung mit "nahezu vollständigem Stillstand". Auch auf den Schulunterricht in Bayern hat der Streik am Montag Auswirkungen.
In Franken sind folgende Bereiche vom Streik betroffen:
- Flughafen Nürnberg GmbH nebst AirPart GmbH
- Würzburger Straßenbahn GmbH mit WSA Main/Standort Aschaffenburg
- Verkehrsbetriebe Stadtwerke Schweinfurt GmbH mit WSA Main Standort Schweinfurt
- Verkehrsgesellschaft der Stadtwerke Bamberg
- Verkehrsbetrieb Bayreuth
- VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg
- infra fürth Verkehr Service GmbH
- Erlanger Stadtwerke Stadtverkehr GmbH
- Autobahnmeisterei Fischbach Autobahn GmbH
Ansonsten sind noch folgende Regionen und Betriebe in Bayern betroffen:
- Flughafen München (SGM, FMG, Aeroground, FMS)
- Augsburg: AVG Verkehrs GmbH und ASG
- Ingolstädter Verkehrsbetriebe
- Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Regensburg
- Autobahnmeisterei Kempten
- Autobahnmeistereien in Niederbayern
- Verkehrsbetriebe Passau und Landshut
- Autobahn GmbH des Bundes in Rosenheim, München und Niederbayern
- WSA MDK in der Oberpfalz, Niederbayern
Auf der Schiene sind neben der Deutschen Bahn laut EVG unter anderem die Bahn-Unternehmen Transdev, AKN, Osthannoversche Eisenbahnen, erixx, vlexx, eurobahn sowie Die Länderbahn betroffen. "Der ganztägige Streik beginnt in der Regel in der Nacht vom 26. auf den 27. März um 0 Uhr und endet um 24 Uhr", teilten beide Gewerkschaften weiter mit. Die Warnstreiks an Flughäfen betreffen den Gewerkschaften zufolge einerseits die Verhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, zum anderen örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie die bundesweiten Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit.
Mit den Aktionen erhöht Verdi den Druck für die am Montag beginnende dritte Verhandlungsrunde mit Bund und Kommunen. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert die Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn. Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar ein Angebot vorgelegt. Es umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.